Geschosse für Ukraine: EU muss Lieferziel korrigieren
Exklusiv
Eine Million Geschosse für Kiew:EU muss Lieferziel um neun Monate korrigieren
von Florian Neuhann, Brüssel
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Eine Million Geschosse hatte die EU der Ukraine bis zum März versprochen. Am Mittwoch will die EU nun ein neues Zieldatum dafür nennen: Ende 2024.
Bei den versprochenen Lieferungen geht es vor allem um Artilleriemunition.
Quelle: dpa
Im März 2023 hatte die EU öffentlich ein Versprechen abgegeben: der Ukraine binnen eines Jahres eine Million an dringend benötigten Geschossen zu liefern - an genau der Munition also, die der Ukraine in ihrem Abwehrkampf gerade ausgeht. Schon länger war klar, dass dieses Ziel nicht mehr zu erreichen ist. Ende des Jahres lag man bei gerade mal 300.000 gelieferten Artilleriegeschossen.
Die Planungsunsicherheit sei "das schwierigste auf ukrainischer Seite". Unklar sei, wann weitere Lieferung aus dem Westen kommen, sagt Militärexperte Gustav Gressel. 04.01.2024 | 19:38 min
Borrell will neue Zielmarke nennen
Wenn sich die EU-Verteidigungsminister am Mittwoch in Brüssel treffen, dann wird der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nun eine neue Zielmarke nennen: das ursprünglich abgegebene Millionen-Versprechen - das maßgeblich auf Borrell zurückgeht - werde man statt bis März jetzt bis Ende dieses Jahres erreichen. Das geht aus dem vorläufigen Redetext Borrells für das Treffen hervor, der ZDFheute vorliegt.
Die Ukraine sei auf westliche Unterstützung angewiesen, berichtet ZDF-Reporterin Alica Jung. Der ukrainischen Luftwaffe fehle zunehmend Munition, um russische Raketen abzufangen.10.01.2024 | 5:38 min
Bis März dieses Jahres würden die EU-Staaten demzufolge 52 Prozent der versprochenen Geschosse geliefert haben - also knapp mehr als die Hälfte des Versprochenen. Bis Ende 2024 hätten die EU-Mitgliedstaaten darüber hinaus, so die Information, die Lieferung von 630.000 zusätzlichen Geschossen zugesagt. Damit werde das Millionen-Ziel vor Ende 2024 erreicht - wenn auch weiterhin mit einem Dreivierteljahr Verspätung.
Scholz fordert EU-Partner auf, mehr zu tun
Erst am Wochenende hatte Bundeskanzler Scholz (SPD) beim Europaparteitag seiner Partei die EU-Partner aufgefordert, mehr für die Verteidigung der Ukraine zu liefern:
Nach Daten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft liegt Deutschland bei der militärischen Hilfe für die Ukraine mit Lieferungen im Wert von 17 Milliarden Euro auf Platz zwei hinter den USA - und weit vor anderen EU-Staaten wie Frankreich (0,54 Milliarden Euro) oder Italien (0,69 Milliarden Euro). Auch der französische Präsident Emmanuel Macron rief am Abend bei einer Rede in Schweden die Partner dazu auf, die Unterstützung für die Ukraine zu "beschleunigen".
Florian Neuhann ist Korrespondent im ZDF-Studio Brüssel.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.