Podcast "Global Deep Dive":EU und Migration: Kontrolle oder Kooperation?
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Migration ist längst nicht mehr nur eine innenpolitische Herausforderung, sie ist ein außenpolitischer Balanceakt. Wie hält man da das Gleichgewicht? Thema bei "Global Deep Dive".
Lange gab es sie kaum, aber jetzt setzt auch Deutschland mehr auf Grenzkontrollen.
Quelle: pa/dpa-Bildfunk
Es ist das Thema, das momentan den Wahlkampf in Deutschland bestimmt - Migration. Doch nicht erst seit der vorgezogenen Bundestagswahl ist Migration eine politische Riesenanstrengung. Und eine, da sind sich die meisten Experten einig, die man nur gemeinsam meistern kann. Gemeinsam in Deutschland, gemeinsam in Europa, gemeinsam in der Welt. Doch wie soll das gehen - angesichts der vielen Spaltungen bei diesem Thema?
Darüber sprechen Jagoda Marinić und ich in der neuen Folge unseres Podcasts "Global Deep Dive". Als Gast haben wir uns Isabelle Schaefers eingeladen, die derzeit als Korrespondentin in Brüssel lebt und die europäische Migrationspolitik seit einigen Jahren aus der Nähe mitverfolgt. Gemeinsam beleuchten wir, wie die Situation an den europäischen Grenzen ist und welche Folgen nationale Alleingänge für die europäische Zusammenarbeit haben.
... sprechen die internationale ZDF-Sonderkorrespondentin Katrin Eigendorf und Journalistin Jagoda Marinić darüber, wie sie auf die Krisen und Konflikte unserer Zeit blicken. Zu hören überall, wo es Podcasts gibt:
Global Deep Dive: Außenpolitik anders denken - ZDFmediathek
Die aktuelle Folge als Vodcast finden Sie auf dem ZDFheute YouTube-Kanal.
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Migrationspolitik als diplomatisches Machtinstrument
"Migration kann nur europäisch gelöst werden", erklärt Schaefers. "Doch während sich die EU nach innen abschottet, setzt sie außen auf problematische Abkommen." Abkommen mit Drittstaaten wie Tunesien oder Libyen sollen irreguläre Migration verhindern, doch Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Bedingungen vor Ort. Die EU steht vor der Herausforderung, ihre Werte zu wahren und gleichzeitig den politischen Druck zu reduzieren.
Die Kontrolle von Migration wird zunehmend zum politischen Druckmittel. "Wir brauchen Migration", betont Marinić. "Doch viele Staaten nutzen sie gezielt als Verhandlungsmasse." Länder wie die Türkei oder Marokko setzen Migration ein, um finanzielle Hilfen oder politische Zugeständnisse zu erhalten. Auch Russland und Belarus haben bereits gezielt Geflüchtete an EU-Grenzen gelenkt, um Unruhe zu stiften.
Deutschland zwischen Verantwortung und Realpolitik
Deutschland hat lange auf europäische Lösungen gesetzt, doch innenpolitische Spannungen beeinflussen seine außenpolitische Haltung.
Dass Deutschland nun nationalistische Impulse sendet, überrascht viele.
EU-Korrespondentin Isabelle Schaefers
Gleichzeitig sei die deutsche Regierung einer der wichtigsten Akteure bei der Verhandlung neuer EU-Migrationspakete und steht unter Druck, diplomatische Wege zu finden. Migration regulieren, ohne europäische Grundwerte zu gefährden.
Die EU versucht einen Balanceakt, zwischen Realpolitik und Menschenrechten. Während Grenzkontrollen verstärkt werden und Drittstaaten stärker eingebunden werden, bleibt die Frage: Kann diese Strategie langfristig funktionieren? Kritiker warnen vor einer humanitären Krise, während Befürworter argumentieren, dass Europa handlungsfähig bleiben muss. Zusätzlich wird immer wieder betont, es brauche langfristige Lösungen, die über kurzfristige Notmaßnahmen hinausgehen.
Wie kann eine europäische Migrationspolitik aussehen?
Experten fordern einheitliche Migrationsabkommen mit klaren Regeln für Aufnahme, Integration und Rückführung.
Eine europäische Strategie muss verlässlich sein, sonst drohen immer neue Krisen.
Isabelle Schaefers, ZDF-Korrespondentin in Brüssel
Während südliche Staaten wie Italien und Griechenland eine stärkere Umverteilung fordern, lehnen andere Länder, darunter Ungarn und Polen, eine solche Verteilung von Geflüchteten ab.
- Alle Folgen von Global Deep Dive: zu hören und zu sehen auf dem ZDFheute YouTube Kanal.
Besonders Italien und Griechenland sehen sich an den Außengrenzen der EU mit einer hohen Zahl ankommender Geflüchteter konfrontiert. Ohne eine solidarische Verteilung der Lasten befürchten diese Länder eine Überlastung ihrer Sozialsysteme und Infrastrukturen, was langfristig zu innenpolitischen Spannungen führen könnte.
Migration wird sich in den kommenden Jahrzehnten weiter verändern, da sich auch die Umstände verändern. Und auch Deutschland weiß, wie wichtig Migration ist:
Zu dieser anderen Seite gehört auch, dass wir Migration brauchen.
Jagoda Marinić, Journalistin
Und weiter: "Dass wir ein Problem haben mit der demografischen Situation, dass in vielen Regionen Europas und auch Deutschlands Arbeitskräfte fehlen, junge Menschen fehlen."
Die Gründe, warum Menschen nicht freiwillig ihre Heimatländer verlassen, sondern fliehen müssen, stehen unter anderen Einflüssen als noch vor zehn Jahren. Neben Konflikten werden Klimawandel und wirtschaftliche Instabilität zunehmend Einfluss auf Flucht- und Migrationsbewegungen nehmen.
Unser Fazit im Podcast: Die EU muss daher vorausschauend agieren und Strategien entwickeln, die sowohl Sicherheit als auch humanitäre Prinzipien berücksichtigen.
Quelle: dpa
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