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Wachstumsprognose für Europa:EU-Konjunktur: Sorgenkind Deutschland
von Klaus Weber
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Die EU-Kommission blickt skeptisch auf das laufende Jahr. Besonders schwach dürfte sich die deutsche Wirtschaft entwickeln.
Der Industrieverband DIHK warnt vor der größten Wirtschaftskrise seit mehr als 20 Jahren. Sowohl die Bundesregierung als auch die EU-Kommission mussten Wachstumsprognosen senken.15.02.2024 | 1:46 min
Es will einfach keine Hoffnung aufkommen. Jetzt hat sich auch die EU-Kommission eingereiht in die Riege derjenigen, die für die Wirtschaftsentwicklung der nächsten Monate schwarzsieht. Die sogenannte Winterprognose fällt ernüchternd aus. Brüssel erwartet für die Staaten der EU in diesem Jahr nur noch ein Wachstum von 0,9 Prozent.
Damit senkt sie ihre Prognose zum dritten Mal in Folge, nachdem sie im Herbst noch von 1,3 Prozent Wachstum ausgegangen war. Kommissionsvize Valdis Dombrovskis erklärte:
Die EU-Wirtschaft wird in diesem Jahr langsamer wachsen als erwartet, Deutschland wird mit 0,3 Prozent Wachstum das Schlusslicht in der Eurozone sein. Sina Mainitz an der Börse.15.02.2024 | 1:13 min
Wirtschaftswachstum: Aussichten bleiben unsicher
Das Umfeld bleibt allerdings schwierig. Die geringe Kaufkraft der Haushalte, die strikte Zinspolitik der Europäischen Zentralbank und eine sinkende Exportnachfrage drücken demnach das Wachstum. Die Erwartungen hängen den Brüsseler Angaben zufolge auch vom Risiko einer Ausweitung des Nahost-Konfliktes und vom Ausgang mehrerer Wahlen wie etwa der Europawahl Anfang Juni und der US-Präsidentschaftswahl im November ab.
"Geopolitische Spannungen, ein immer instabileres Klima und eine Reihe wichtiger Wahlen weltweit erhöhen die Unsicherheit der Aussichten", erklärte Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni.
Inflation und Weltkonjunktur haben die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr schrumpfen lassen.15.01.2024 | 1:32 min
Sorgenkind Deutschland
Für viele Experten kommt die Diagnose der EU nicht überraschend. "Die EU-Prognose zeichnet ein realistisches Bild der Konjunktur im Euroland. 2024 wird ein weiteres Jahr, in dem die Eurozone als Ganzes und zahlreiche Länder hinter ihren mittelfristigen Wachstumsmöglichkeiten zurückbleiben", kommentiert beispielsweise Andreas Scheuerle, Volkswirt bei der DekaBank.
Besonderes Sorgenkind - wie sollte es in diesen Zeiten auch anders sein: Deutschland. Schwächer als die Bundesrepublik schneidet nur Schweden ab. Nachdem die Brüsseler Behörde im Herbst für Deutschland noch ein Wachstum von 0,8 Prozent erwartet hatte, ist sie nun deutlich zurückgerudert und korrigiert auf mickrige 0,3 Prozent.
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts
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Kommission: Deutschland muss sich Problemen stellen
Und obwohl Brüssel damit sogar ein kleines Stückchen mehr erwartet als die Bundesregierung, scheint auch die EU-Kommission nicht zu glauben, dass Deutschland schnell wieder aus dem dunklen Tunnel herausfinden wird. Die Kommission befürchtet sogar, dass Deutschland den Rest der EU mit nach unten zieht. Deutschland müsse sich deshalb seinen strukturellen Problemen stellen, mahnt Wirtschaftskommissar Gentiloni.
Auch Thomas Neukirch von HQ Trust sieht bei der konjunkturellen Entwicklung Deutschlands ein "großes Fragezeichen". Klar dämpfend auswirken könnten sich für ihn "die sehr hohen Energiepreise in Kombination mit Planungsunsicherheiten, beispielsweise im Bereich Gebäudeenergie, weiter zunehmender Regulierung, Stichwort Lieferkettengesetz, und nach wie vor ungünstigeren Refinanzierungsbedingungen."
Die Europäische Zentralbank lässt die Leitzinsen für den Euroraum zum dritten Mal in Folge unverändert. Wann die Zinsen wieder sinken, dazu gaben die Währungshüter keinen Hinweis.25.01.2024 | 1:02 min
Wie weiter mit der Inflation?
ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski schreibt Deutschland ins Stammbuch: "Krank oder nicht, Wachstumsschlusslicht symbolisiert die aktuellen Probleme Deutschlands. Der einzige Vorteil des schwächeren Wachstums in der Eurozone ist, dass dadurch auch der Inflationsdruck weiter abnehmen sollte."
Ein Aspekt, den man nicht außen vor lassen sollte, denn auch die EU-Kommission veranschlagt in ihren Prognosen einen bereits im laufenden Jahr deutlich nachlassenden Preisdruck. Sie erwartet 2024 für Deutschland eine für den europäischen Vergleich berechnete Teuerungsrate (HVPI) von 2,8 Prozent, im November hatte sie noch 3,1 Prozent vorhergesagt. Vielleicht kommt ja am Ende des Tunnels doch irgendwo ein Lichtlein her.
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