Rechte Krawalle: Britische Regierung beruft Krisenstab ein

    Rechtsextreme Krawalle:Britische Regierung beruft Krisenstab ein

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    Drei Mädchen sterben bei einer Messerattacke in England, Falschmeldungen kursieren, rechtsextreme Randale bricht aus. Jetzt beruft die Regierung den nationalen Krisenstab ein.

    Prof. Peter Neumann | Rechtsextremismus-Experte King's College London
    Es wurden "zum Teil auch Hotels abgefackelt". Diese "neue Qualität" der Proteste habe man "in Großbritannien bisher noch nicht gesehen", berichtet Rechtsextremismus-Experte Prof. Peter Neumann.06.08.2024 | 4:51 min
    Wegen der schweren rechtsextremen Ausschreitungen in England und Nordirland hat die britische Regierung für diesen Montag eine Sitzung des nationalen Krisenstabs Cobra angesetzt.
    Premierminister Keir Starmer von der sozialdemokratischen Labour-Partei hatte am Sonntag ein hartes Durchgreifen der Strafverfolgungsbehörden angekündigt. Bei einer Pressekonferenz sagte er an Randalierer und Scharfmacher gerichtet:

    Ich garantiere Ihnen, Sie werden es bereuen, an diesen Unruhen teilgenommen zu haben.

    Keir Starmer, britischer Premierminister

    Der BBC zufolge wurden bislang mindestens 250 Menschen im Zusammenhang mit den Krawallen festgenommen. An der Cobra-Sitzung sollen neben Premierminister Starmer mehrere zuständige Kabinettsmitglieder und Vertreter der Polizei teilnehmen.

    Rechter Mob wollte Asylunterkunft stürmen

    Eine Gruppe von Rechtsextremen hatte am Sonntag versucht, ein mutmaßlich als Asylunterkunft genutztes Hotel im nordenglischen Rotherham zu stürmen.
    Auf einer Straße in Sunderland begegnen sich Protestierende und die Polizei.
    In Sunderland im Nordosten Englands kam es am Samstag zu mehreren Festnahmen.03.08.2024 | 1:22 min
    Bilder des Nachrichtensenders Sky News zeigten, wie Polizisten sich mühten, den Mob zurückzudrängen. Zu sehen war, wie eine Kette aus Beamten mit Schutzschilden sich einem Hagel von Wurfgeschossen entgegenstellte.
    Demonstranten werfen Stuhl auf Polizisten in Rotherham
    Demonstranten werfen Stühle und Feuerlöscher in Richtung der Polizisten.
    Quelle: dpa

    Premier Starmer verurteilt "rechtsextremes Rowdytum"

    Holzstücke, Stühle, Feuerlöscher und andere Gegenstände flogen in die Richtung der Polizisten vor dem Holiday Inn Express Hotel. Ein kleines Feuer brannte, Fenster des Gebäudes waren eingeschmissen. Mindestens ein Bereitschaftspolizist wurde verletzt weggetragen. Ein Polizeihubschrauber kreiste in der Luft.
    Starmer verurteilte den Angriff der Ultranationalisten bereits am Sonntag scharf. Es handele sich bei der Aktion um "rechtsextremes Rowdytum", teilte er mit. Man werde alles Mögliche tun, "um diese Schläger zur Rechenschaft zu ziehen".

    Drei Mädchen bei Messerattacke getötet

    An vielen Orten in Großbritannien war es auch schon am Samstag zu heftigen Krawallen gekommen. Sie wurden offenbar von einem tödlichen Messerangriff auf Kinder ausgelöst, die im Küstenort Southport an einem Tanzkurs teilnahmen, der als Taylor-Swift-Mottoevent beworben worden war.
    Drei Mädchen im Alter von sechs, sieben und neun Jahren kamen ums Leben, acht Kinder und zwei Erwachsene wurden bei der Attacke vom vergangenen Montag verletzt. Ein 17-Jähriger wurde als Tatverdächtiger festgenommen und des dreifachen Mordes sowie zehnfachen versuchten Mordes beschuldigt.
    Großbritannien, Southport: Menschen stoßen während Unruhen mit der Polizei zusammen, in der Nähe des Ortes, an dem am Vortag drei Mädchen bei einem Messerangriff getötet wurden.
    Nach einer Mahnwache für die drei getöteten Mädchen war es schon am Mittwoch in Southport zu Ausschreitungen von Rechtsextremen gekommen. 39 Polizisten wurden laut Rettungsdiensten verletzt.31.07.2024 | 0:21 min

    Tatverdächtiger in England geboren - kein Asylbewerber

    Falschmeldungen im Internet über die Identität des jungen Mannes fachen offenbar die Wut unter Anhängern ultrarechter Ideologien an. So kursieren etwa noch immer Gerüchte, wonach es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen Muslim und Asylbewerber handele. Laut Polizei wurde er in Wales geboren, seine Eltern stammen aus Ruanda. Angaben zu seiner Religionszugehörigkeit liegen nicht vor.
    Verdächtige unter 18 Jahren werden eigentlich im Königreich nicht identifiziert, doch ordnete der zuständige Richter überraschend an, dessen Namen zu nennen, um unter anderem der Verbreitung von falschen Informationen entgegenzuwirken. Noch sind die Krawalle nicht abgeebbt.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa, AP

    Mehr über das Attentat von Southport