Neue Fotos: Warum sich Macron als Boxer inszeniert
Frankreich diskutiert über Fotos:Warum sich Macron als Boxer inszeniert
von Lukas Nickel
|
Emmanuel Macron gibt sich gern dynamisch und stark - nun zeigt Frankreichs Präsident seine Muskeln und lässt sich beim Boxen fotografieren. Aber: Was will er wohl damit sagen?
Frankreich diskutiert über die neuen Fotos von Präsident Macron. Was will er damit bezwecken?
Quelle: Instagram/soazigdelamoissonniere
Es jagt beinahe Angst ein: Die Zähne gefletscht, der Oberarm fast unnatürlich angespannt, der Schwarzweiß-Look verleiht der Szenerie noch mehr Dramatik als ohnehin schon. Wie der französische Präsident Emmanuel Macron sich beim Boxen zeigt, erregt die Gemüter in Frankreich.
Kurz nach dem Erscheinen geistern die ersten Karikaturen und Memes im Netz herum. In jedem Fall zeigen die Fotos einen männlichen, starken Macron. Vor diesem Präsidenten scheint selbst der Boxsack Angst zu haben.
Kritik und hämische Memes für Macron
Genauso wie hämische Memes - inklusive Putin-Vergleichen - lässt auch die Kritik von politischer Seite nicht lange auf sich warten. Das sei Männlichkeit "bis zur Überdosis", schrieb beispielsweise Sandrine Rousseau, Abgeordnete in der französischen Nationalversammlung für Europe Écologie les Verts, auf X (vormals Twitter).
Ein Klick für den Datenschutz
Erst wenn Sie hier klicken, werden Bilder und andere Daten von X nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von X übertragen. Über den Datenschutz dieses Social Media-Anbieters können Sie sich auf der Seite von X informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
Die Internet-Gemeinde fragt sich derweil, ob dem vor Kraft strotzenden Staatspräsidenten nicht doch etwas durch die Bildmontage nachgeholfen wurde. Die Newswebsite "Huffington Post" zitiert eine Boxtrainerin, die an der Haltung Macrons sehen will, dass dieser bestenfalls ein Anfänger ist. Ein Anfänger mit sehr kräftigem Oberarm.
Zuletzt beschloss Emmanuel Macron noch gemeinsam mit Olaf Scholz und Donald Tusk, mehr Waffen und Munition an die Ukraine zu liefern.15.03.2024 | 2:22 min
Boxen und Staatenlenken passen zusammen
Es gibt auch einen Grund, warum es ausgerechnet Boxen sein muss: Der Sport sei gut kompatibel mit der Ausübung eines Staatsamts wie dem des Präsidenten, erklärt Philippe Moreau-Chevrolet, Professor für politische Kommunikation bei der Universität Science Po Paris, der Nachrichtenagentur AFP. Boxen sei ein Sport mit einer Form von Gewalt, "aber mit Regeln, genauso wie die Politik", so der Forscher.
Emmanuel Macron ist nicht der einzige, der sich in sportlicher Pose zeigt. Auch andere politische Entscheider in Frankreich haben den Sport genutzt, um sich in Szene zu setzen. Der Gründer des heutigen Rassemblement National, Jean-Marie Le Pen, zeigte sich zu seiner Zeit ebenfalls beim Boxen.
Kürzlich war der angespannte Bizeps des ehemaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy auf dem Instagramkanal seiner Frau Carla Bruni zu sehen. Auf deutscher Seite zeigt sich Bundeskanzler Olaf Scholz dagegen gerne etwas bescheidener: Beim Joggen.
Macron will seiner neuen Politik ein Bild geben
Schon länger ist bekannt, dass Macron gerne boxt. Aber warum muss er sich gerade jetzt als starker Mann zeigen? Jamil Dakhlia, Kommunikationswissenschaftler von der Pariser Universität Sorbonne Nouvelle, hat eine Erklärung:
Der französische Präsident habe eine Wendung hingelegt in seiner Russlandpolitik. Vorbei scheinen die Zeiten, in denen Macron täglich mit Putin telefoniert, um ihn vom Krieg in der Ukraine abzuhalten, zu beschwichtigen. Vorbei auch die Zeiten, in denen Macron sagt, man dürfe Russland nicht demütigen.
Es hakt bei der Ukraine-Unterstützung - auch weil Deutschland und Frankreich um eine gemeinsame Linie ringen. Die Positionen analysiert Politikwissenschaftlerin Miard-Delacroix.
Interview
Dakhlia: Inszenierung vor Europawahl 2024
Die Bilder beim Boxen seien in Zusammenhang zu sehen mit den Aussagen Macrons, eine Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine nicht auszuschließen. Kürzlich, so Experte Dakhlia, habe der Präsident in einem TV-Interview gesagt: Wenn Russland den Krieg in der Ukraine gewinne, dann würde die Glaubwürdigkeit Europas auf null sinken. Das Ziel sei, dass Russland diesen Krieg nicht gewinnt. "Das bedeutet", so Forscher Dakhlia weiter, "Macron wolle sich als ein starker Präsident zeigen, "der sich nicht auf die Füße treten lässt."
Auch mit Hinblick auf die Europawahlen dürfte es Macron gelegen kommen, sich als Verteidiger Europas zu inszenieren. Wer sein politisches Lager wähle, stimme damit auch für Macron, so Dakhlia. Macron zeige sich als Macher, der aktiv für Europa eintritt.
Was der Präsident damit also auch sagen will: Notfalls kann er auch die Zähne zeigen.