E-Autos in China: Haben deutsche Autobauer noch eine Chance?

Elektroautos in China:Haben deutsche Autobauer noch eine Chance?

Elisabeth Schmidt, Korrespondentin ZDF-Studio Peking
von Elisabeth Schmidt, Hefei
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Auf dem größten Automarkt der Welt drohen deutsche Marken bei E-Autos abgehängt zu werden. Wie Volkswagen in China jetzt schneller und günstiger werden will.

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Auf dem größten Automarkt der Welt drohen deutsche Marken abgehängt zu werden. Wie Volkswagen dort jetzt schneller und günstiger werden will.10.04.2025 | 3:29 min
In der Stadt Hefei in der ostchinesischen Provinz Anhui steht das wohl modernste Joint Venture von Volkswagen in der Volksrepublik. VWs chinesischer Partner JAC Motors ist daran mit 25 Prozent beteiligt. Produziert werden hier die Elektroautos ID.UNYX für den chinesischen Markt und der Cupra Tavascan, der auch nach Europa verschifft werden soll. Was sofort auffällt: hier sind wenige Menschen, aber viele Roboter.

Wir reden im Karosseriebau von fast 1.300 Robotern zu 150 bis 200 Mitarbeitern. Das zeigt, dass wir einen extrem hohen Automatisierungsgrad haben.

Thomas Schinke, Direktor Karosseriebau, Volkswagen Anhui

Preiskampf in China

Es ist Hightech, die Zeit, Personal und Kosten einsparen soll. Volkswagen hat viel Überzeugungsarbeit vor sich - denn auf dem größten Automarkt der Welt tobt ein Preiskampf.
Deutsche Autobauer wollen in China erst ab nächstem Jahr günstige Modelle zwischen 20.000 und 30.000 Euro verkaufen. Bei Marktführer BYD aus China gibt es das günstigste E-Auto im Moment schon ab 8.000 Euro.

Die chinesischen Hersteller verfolgen eine aggressive Preispolitik.

Andreas Herrmann, Mobilitätsexperte an der Universität St. Gallen

Chinesische Autobauer produzieren viel und günstig

Das liege im Wesentlichen an zwei Gründen: Einerseits haben sie eine andere, viel einfachere Produktionstechnologie im Einsatz, die dazu führe, dass die Herstellkosten deutlich niedriger sind als für vergleichbare Fahrzeuge in Europa, erläutert Andreas Herrmann, Mobilitätsexperte der Universität St. Gallen.
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Hinzu komme die sehr lange Wertschöpfungskette im eigenen Land und staatliche Subventionen. Die werden zwar langsam zurückgefahren, es gibt aber immer noch Steuerbegünstigungen oder Hilfen bei der Beschaffung von Rohstoffen. So können chinesische Autobauer in großen Massen produzieren, zu günstigen Preisen. Antonia Hmaidi vom Mercator-Institut für China-Studien ist pessimistisch:

Deutsche Autobauer haben aus meiner Sicht in China keine Chance mehr.

Antonia Hmaidi, Mercator-Institut für China-Studien

"In China werden chinesische Konsumenten, solange chinesische Autobauer auch nur nahe dran sind, eigentlich immer chinesische Autos bevorzugen", sagt Antonia Hmaidi.

Chinesische Firmen arbeiten an autonom fahrenden Autos

Volkswagen will nachbessern: Bis 2030 sollen die Kosten in China um 40 Prozent runter und Modelle 30 Prozent schneller entwickelt werden. Ob das reicht? Die meisten chinesischen Konzerne arbeiten bereits am nächsten Trend: autonom fahrende Autos. BYD und Baidu etwa haben angekündigt, demnächst E-Autos, die teilautonom fahren, zu günstigen Preisen von 30.000 Euro zu verkaufen.
Auch Volkswagen tüftelt an E-Autos, die fahrerlos unterwegs sein können. Doch erstmal muss die E-Autoproduktion in der chinesischen Provinz Anhui richtig anlaufen. Die nächsten Jahre werden darüber entscheiden, ob deutsche Autobauer in China noch eine Rolle spielen.

Die Folge des Preiskampfes in China für Volkswagen, Mercedes und BMW sind dramatisch:

Im vergangenen Jahr haben die deutschen Hersteller 325.600 batterieelektrische Autos in China zugelassen. Das sind zwar 2,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Allerdings sind die E-Auto-Zulassungen in China insgesamt rasant gestiegen: auf über 6,3 Millionen, das sind plus 27 Prozent.

Quelle: Automobil-Dienstleister "MarkLines Co."

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