Ecuador: Festnahme von Ex-Vizepräsident in Mexikos Botschaft

    Ex-Vizepräsident Jorge Glas:Ecuador: Festnahme in Mexikos Botschaft

    |

    In Ecuador ist die Polizei in Mexikos Botschaft eingedrungen und hat den ecuadorianischen Ex-Vizepräsidenten Jorge Glas festgenommen. Mexiko setzte die bilateralen Beziehungen aus.

    Mitglieder einer Eliteeinheit der ecuadorianischen Polizei vor der mexikanischen Botschaft in Quito.
    Mexiko hat seine diplomatischen Beziehungen zu Ecuador abgebrochen. Zuvor hatte die ecuadorianische Polizei eine Razzia in der mexikanischen Botschaft durchgeführt.06.04.2024 | 0:18 min
    Die ecuadorianischen Behörden sind am Freitagabend (Ortszeit) in die mexikanische Botschaft eingedrungen und haben den vor Strafverfolgung dorthin geflüchteten ecuadorianischen Ex-Vizepräsidenten des Landes, Jorge Glas, festgenommen. Als Reaktion darauf veranlasste Mexiko, die bilateralen Beziehungen auszusetzen.
    Nach Angaben des mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador soll sich die Polizei gewaltsam Zugang zur Botschaft in Quito verschafft haben. Auf der Plattform X schrieb López Obrador, die Polizei habe Glas festgenommen, der aufgrund der "Verfolgung und Schikanen, denen er ausgesetzt ist, ein Flüchtling war und Asyl beantragte" habe.
    Die Festnahme stelle einen "eklatanten Verstoß" gegen das Völkerrecht dar, so der mexikanische Präsident. Er habe Außenministerin Alicia Bárcena angewiesen, die diplomatischen Beziehungen zu Ecuador auszusetzen, so López Obrador weiter. Später erklärte Bárcena auf X, Mexiko werde den Internationalen Gerichtshof anrufen.

    ZDF-Korrespondent: Vorfall belastet angespannte Beziehungen

    Der prompte Abbruch der diplomatischen Beziehungen sei allerdings nicht nur auf diese jüngste diplomatische Eskalation zwischen den beiden Ländern zurückzuführen, so die Einschätzung von ZDF-Korrespondent Benjamin Daniel. Er erklärt:

    Die Spannungen waren ohnehin schon groß. Erst am Donnerstag hatte die ecuadorianische Regierung die mexikanische Botschafterin zur unerwünschten Person erklärt.

    Benjamin Daniel, ZDF-Korrespondent

    Dies sei als Reaktion auf die Andeutung Obradors geschehen, dass der Mord am damaligen ecuadorianischen Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio vergangenes Jahr zum Wahlsieg des amtierenden Präsidenten Daniel Noboa beigetragen habe, so Daniel weiter. "Der jüngste Vorfall belastet also die ohnehin schon angespannten Beziehungen nun noch stärker."
    Roberto Canseco rangelt vor der Botschaft mit Polizisten.
    Erst kürzlich hatte Ecuador die mexikanische Botschafterin zur unerwünschten Person erklärt. Seither leitet Roberto Canseco die Botschaft. Er versuchte die Festnahme von Glas zu verhindern.
    Quelle: epa

    Ecuador: Haftbefehl gegen Glas

    Glas, der zweimal wegen Korruption verurteilt wurde, hatte in der Botschaft in Quito Zuflucht gesucht, seit er im Dezember politisches Asyl beantragt hatte. Nach mexikanischen Angaben hatte das Land Glas dies "nach einer gründlichen Analyse" erst kürzlich gewährt.
    Der ecuadorianische Präsident Noboa hatte das als "illegale Handlung" bezeichnet. Gegen Glas liege ein Haftbefehl wegen Veruntreuung vor, ihm werde die Ausreise nicht genehmigt.
    Ein Häufchen weißes Pulver
    Innenministerin Faeser ist in Ecuador zu Besuch, ihr Anliegen ist der Kampf gegen internationalen Drogenhandel. Ecuador wird als Transitland immer wichtiger für Schmuggler. 29.02.2024 | 1:41 min
    Nach Einschätzung von ZDF-Südamerika-Korrespondent Christoph Röckerath, will sich Noboa "mit der Festnahme die Chance auf eine Wiederwahl 2025 sichern: Indem er Handlungsfähigkeit zeigt, in einer Zeit, in der die Regierung durch den anhalten Krieg mit den Drogenkartellen schwach aussieht. Außerdem ist Glas nach wie vor ein wichtiger Strippenzieher bei Teilen der linken Opposition."

    Aus Noboas Sicht könnte die Aktion der Versuch eines innenpolitisch motivierten Befreiungsschlags sein.

    Christoph Röckerath, ZDF-Korrespondent

    Glas war zwischenzeitlich im Gefängnis

    Glas war in der zweiten Amtsperiode des Präsidenten Rafael Correa (2013-2017) sowie zu Beginn der Amtszeit von dessen Nachfolger Lenín Moreno (2017-2021) Vizepräsident von Ecuador.
    Ende 2017 wurde er für schuldig befunden, Bestechungsgeld angenommen und dafür öffentliche Aufträge zum Bau von Erdöl-Infrastrukturprojekten an den brasilianischen Konzern Odebrecht vergeben zu haben. Zwischenzeitlich saß Glas im Gefängnis, wurde später aber wieder freigelassen.
    Quelle: Reuters, dpa, AFP

    Mehr zu Ecuador