Sierra Leones Kampf gegen die Droge Kush

    Angekettet im Behandlungszentrum:Sierra Leones Kampf gegen die Droge Kush

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    In Sierra Leone werden immer mehr junge Menschen süchtig nach der synthetischen Droge Kush. Angehörige greifen teilweise zu harten Maßnahmen, um Betroffenen zu helfen.

    Sierra Leone Drug Addiction
    Ein junger Mann dreht Kush, während andere Konsumenten in einem Versteck in Freetown, Sierra Leone, schlafen.
    Quelle: AP

    Die synthetische Droge Kush schlägt Jugendliche in Sierra Leone in ihren Bann. Süchtige Jungen und junge Männer sitzen oder liegen zusammengesackt in von Müll übersäten Gassen, und es gibt wenig Hilfe für sie. Die Gesundheitsdienste in dem westafrikanischen Land sind äußerst begrenzt. So hat denn eine frustrierte Gemeinde in Eigenregie gehandelt, ein sogenanntes Behandlungszentrum eingerichtet, das von Freiwilligen betrieben wird. Und die Maßnahmen dort können harsch sein.

    Zwei Monate eingesperrt zum Drogenentzug

    Das Projekt in Bombay, einem Vorort der Hauptstadt Freetown, begann im vergangenen Jahr, als eine Gruppe von Leuten versuchte, dem jüngeren Bruder eines Kollegen zu helfen, von Kush loszukommen. Nachdem weder Überzeugungsarbeit noch Drohungen gewirkt hatten, sperrten sie ihn zwei Monate lang in einem Zimmer ein. Es funktionierte. Er geht wieder zur Universität und dankte seinen Helfern.
    "Die einzige Zeit, dass ich das Zimmer verlassen habe, war, um zur Toilette zu gehen", schildert der 21-jährige Christian Johnson. Gedanken an seine Familie, die Furcht, seine Zukunft zu verspielen und der Verlust von Freunden, die sich von ihm abwandten, hätten ihn zum Durchhalten motiviert. Sein Vater, Gibrilla Bangura, sagt rückblickend, dass er sehr wütend auf seinen Sohn gewesen sei. "Ich wollte nichts mit ihm zu tun haben", sagt der College-Dozent.

    Ich bin diesen Männern und Frauen sehr dankbar für ihre Rolle bei der Hilfe für meinen Sohn.

    Gibrilla Bangura, Vater eines Betroffenen

    Auf dem Bild ist zu sehen, wie ein Polizist eine Person kontrolliert.
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    Einige Süchtige werden angekettet

    Die Freiwilligen weiteten nach ihrer ersten Erfahrung ihre Bemühungen aus und übernahmen ein verlassenes Gebäude. Sie schnappen sich Süchtige auf Bitten von deren Familien. Manchmal ketten sie ihre Schützlinge an, um sie an der Flucht zu hindern - eine Methode, die früher im einzigen psychiatrischen Krankenhaus des Landes angewendet worden war.
    "Wir weisen Eltern wegen Platzmangels ab", sagt Suleiman Turay, ein örtlicher Fußballtrainer, der am Aufbau des Zentrums beteiligt war.

    Die Leute in der Gemeinde kooperieren und helfen auf ihre eigene individuelle Weise. Einige bringen Essen, manche bringen Wasser, tun, was immer sie tun können, um zu helfen.

    Suleiman Turay, Fußballtrainer

    Und ab und zu besucht ein Arzt in der Gemeinde die Einrichtung. Die Polizei sagt, dass sie nichts von dem Projekt oder der Praxis des Ankettens von Leuten in extremen Fällen wisse. Freiwilligen zufolge hat das Zentrum bislang 70 bis 80 Menschen behandelt.

    Sierra Leones Präsident spricht von nationaler Bedrohung

    Sierra Leones Präsident Julius Maada Bio hat Kush im Frühjahr den Krieg angesagt, spricht von einer Epidemie und nationalen Bedrohung. Er hat eine Arbeitsgruppe in Sachen Drogensucht und -missbrauch eingesetzt und will die Bemühungen um Vorbeugung und Behandlungen verstärken und Polizei und Gemeinden einbeziehen. "Wir sind Zeugen der vernichtenden Auswirkungen von Kush auf das wahre Fundament unseres Landes - unsere jungen Leute", sagte Bio im April.
    Wer Kush nimmt, weiß selten, worum es sich da genau handelt. Es ist ein Cannabis-Derivat vermischt mit synthetischen Drogen wie Fentanyl und Tramadol sowie Chemikalien wie Formaldehyd. Es gibt Berichte, nach denen sich Leute Knochen aus Gräbern beschafft haben, um sie zu zermahlen und mit der Droge zu mischen - wegen der Chemikalien, die zum Einbalsamieren verwendet werden.
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    Auch Eltern der Süchtigen sind erschöpft

    Kush macht die Benutzer lethargisch, hoffnungslos und krank. Auch viele Eltern sind erschöpft. Memunatu Kamara verkauft geräucherten Fisch auf einem Markt in Freetown, es ist die Haupterwerbsquelle zur Versorgung ihrer sechsköpfigen Familie. Ihr Mann ist Imam. Ihr gemeinsamer Sohn, der Älteste, hat die Schule verlassen und die wenigen Wertgegenstände gestohlen, die sie besaßen, um die Droge zu kaufen.
    "Ein sehr intelligenter Junge ist ein Schulabbrecher geworden", sagt die 49-Jährige und wischt sich Tränen aus dem Gesicht.

    Es schmerzt mich, ihn in diesem Zustand zu sehen. Ich schäme mich. (...) Ich bin entmutigt, was seine Zukunft betrifft. Ich habe keine Idee, was ich sonst noch dagegen tun könnte.

    Memunatu Kamara, Mutter eines Betroffenen

    Sie hat ihren Sohn auf die Warteliste des Bombay-Zentrums gesetzt.
    Quelle: AP

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