Ukraine: Russland durchbricht Donbass-Verteidigungslinien
Analyse
Russland durchbricht Linien:Verteidigung im Donbass bröckelt rapide
von Christian Mölling, András Rácz
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Der Ukraine fehlen weitere Verteidigungslinien und sie leidet unter Führungsproblemen. Die Frontlinie im südlichen Donbass könnte destabilisiert werden. Eine Analyse der Situation.
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Seit dem Fall von Wuhledar im südöstlichen Teil des Donbass ist es der Ukraine nicht gelungen, ihre Verteidigungsanlagen dort zu stabilisieren.
Mehrere erfolgreiche russische Angriffe
Am 24. Oktober gelang es der russischen 40. Marine-Infanterie-Brigade, die ukrainischen Verteidigungslinien bei Zolota Niva zu durchbrechen. Obwohl die Ukraine viel Zeit hatte, diesen Abschnitt der Frontlinie zu befestigen, gelang ihr dies offenbar nicht.
Die Russen drangen nicht nur in ihre Linien ein, sondern konnten durch den Einsatz einer Panzereinheit der 5. Garde Panzerdivision die Bresche in Richtung Norden erweitern.
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Danach griffen sie zunächst die ukrainische Verteidigung an einer anderen Stelle, in Bohojawlenka, an und schafften es auch hier, in die Linien einzudringen. Die ukrainische Verteidigung begann, ernsthaft destabilisiert zu werden. In einem dritten, etwas kleineren Vorstoß nahmen russische Kräfte auch Nowoukrainka ein.
Danach, am 25. und 26. Oktober, setzen die Russen das gesamte Gewicht der - durch Gegenwehr der Ukrainer zwar dezimierten, aber immer noch schlagkräftigen - 5. Garde an diesem Abschnitt ein. Dies war wichtig, weil sie damit die Hauptstraße in der Region abschnitten, die Weliki Nowosilka mit Kurachowe verbindet.
Wie sehen Verteidigungslinien im Ukraine-Krieg aus? Dieses Beispiel visualisiert es aus russischer Perspektive und zeigt, warum die ukrainische Gegenoffensive ins Stocken geraten war.
Beispiel für einen Frontverlauf
Wie kann man sich einen Frontverlauf im Ukraine-Krieg vorstellen? Die russische Armee schützt sich mit einer kilometerweiten Anlage, um gegen die Ukraine vorzurücken.
Quelle: ZDF
Ukrainische Verteidigung schlecht vorbereitet
Seitdem bröckelt die Verteidigung der Ukraine rapide. Offensichtlich gibt es in dieser Region keine zuvor errichteten Verteidigungslinien wie etwa Befestigungen oder Minenfelder. Daher haben die sich zurückziehenden ukrainischen Streitkräfte nichts, worauf sie sich stützen könnten.
Quelle: DGAP
... leitet das Programm "Europas Zukunft" für die Bertelsmann Stiftung in Berlin. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Gute aber zu wenige Einheiten zur Verteidigung
Der Großteil der Kämpfe ruht auf den Schultern einer der ukrainischen Eliteeinheiten, der 128th Mountain Assault Brigade, die ursprünglich in der Region Transkarpatien im Westen des Landes stationiert war. Die 128. ist zwar eine kampferprobte Einheit, aber alleine kann sie den russischen Vormarsch nicht aufhalten. Dazu ist ihre Personenzahl auch zu gering.
Bei ihren robusten Bemühungen, die Russen aufzuhalten, haben sie erhebliche Verluste erlitten.
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Meist wehrlos gegen russische Gleitbomben
Das liegt vor allem daran, dass die Russen sehr geschickt Gleitbomben gegen ukrainische Stellungen an der Front eingesetzt haben. Allein auf diesen Frontabschnitt wurden täglich Dutzende von Gleitbomben abgeworfen. Der Ukraine ist es zwar gelungen, die frühere russische Artillerieüberlegenheit einigermaßen auszugleichen.
Doch es fehlen ihr nach wie vor Truppen, und gegen die Gleitbombenangriffe ist sie praktisch wehrlos.
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Führungspersonal nicht kompetent genug
Ein weiteres Problem besteht darin, dass die ukrainischen Regiments- und Brigadekommandeure und Stabsoffiziere - darunter viele reaktivierte, sowjetsozialisierte Führungsoffiziere - offenbar nicht in der Lage sind, die komplexen Aufgaben zu bewältigen, die ihnen gestellt werden.
Rückzug, um Einkesselung zu vermeiden
Erschwerend kommt hinzu, dass die Russen auch nordöstlich des Kurachiwskyi-Stausees weiter vorrücken. Am 30. Oktober konnten sie den Fluss Wowcha überqueren und die Dörfer Zoryane und Kurachiwka einnehmen. Der rasche Vormarsch deutet darauf hin, dass sich die ukrainischen Streitkräfte wahrscheinlich von dort zurückgezogen haben, um eine Einkreisung zu vermeiden.
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Wahrscheinlich fehlt es ihnen, ähnlich wie ihren weiter südlich kämpfenden Kameraden, auch an vorbereiteten Verteidigungsstellungen, in die sie sich zurückziehen könnten.
Verteidigungsstellungen am Fluss Sukhy Yali möglich
Entlang des Flusses Sukhy Yali liegt das nächste Gebiet, in dem eine kohärente Verteidigung möglich wäre. Der Fluss verläuft entlang südwestlich und südlich von Kurakhove. Er ist von einem komplexen System kleinerer Stauseen und Bäche umgeben, und aufgrund der Regenfälle im Herbst steht das Wasser relativ hoch.
Daher könnte der russische Vormarsch hier verlangsamt und möglicherweise gestoppt werden, wenn die natürlichen Linien geschickt verstärkt werden.
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Ohne Reserven drohen erhebliche Verluste
Wenn die Ukraine nicht in der Lage ist, sowohl hier erhebliche Reserven einzusetzen als auch den russischen Vormarsch von Süden entlang des Flusses Sukhy Yali zu stoppen, wird die Stadt Kurachowe, die letzte verbliebene größere Siedlung, bald als erstes abgeschnitten werden.
Sollte diese Möglichkeit eintreten, wird den ukrainischen Verteidigern nichts anderes übrig bleiben, als sich aus Kurachowe zurückzuziehen, ohne auch nur zu versuchen, die Stadt zu verteidigen.
Frontverlauf in der Ukraine Ende Oktober 2024 (Stand: 31.10.2024)
Quelle: ZDF
Dies würde bedeuten, dass die Russen die Reste dieses Teils des Donbass beseitigen und sich danach auch von Süden her der Schlüsselstadt Pokrowsk nähern könnten.
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Dahinter steckt wahrscheinlich die Absicht, in Vorbereitung auf die bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen so viel Territorium wie möglich zu erobern, egal zu welchem Preis.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.