Trumps Kommunikationsstil: "Überschüttet Leute mit Müll"
Interview
Expertin über Kommunikationstaktik:"Trump überschüttet die Leute mit Müll"
|
Donald Trump sorgt fast täglich für Aufreger - oft mit einem Mix aus Fakten und Fiktion. Psychologin Helen Fischer spricht über die Gefahren dieses Stils für die Demokratie.
US-Präsident Donald Trump flutet die USA und die Welt ständig mit neuen Aussagen, Ankündigungen und Behauptungen.
Quelle: epa
ZDFheute: Mit teils abstrusen Botschaften und Forderungen sorgt US-Präsident Donald Trump tagtäglich für Aufregung. Was bezweckt er mit seiner Kommunikationsstrategie bei den US-Bürgern?
Helen Fischer: Indem Trump die Menschen in hoher Schlagzahl mit einem Mix aus Fakten und Fiktion bombardiert, verwischt er die Grenze zwischen Wahrheit und Lüge. "Flood the zone with shit" - frei übersetzt "die Zone mit Müll überfluten" - hat Trumps Ex-Berater Steve Bannon diese Strategie genannt. Trump nutzt das und überschüttet die Leute quasi mit Müll. In der Folge kann es Bürgerinnen und Bürgern zunehmend schwerer fallen, zwischen wahr und falsch zu unterscheiden.
Missliebige Beamte werden von Trump entlassen, unabhängige Institutionen klein gespart. Im Namen des Bürokratieabbaus greift Musk durch. Die Kollateralschäden treffen Bürgerinnen und Bürger.26.02.2025 | 6:45 min
ZDFheute: Sie befassen sich wissenschaftlich mit dieser noch recht neuen Form der Desinformation. Was haben Sie bislang herausgefunden?
Fischer: Wir haben mit den Themen Klimawandel und Impfungen zwei stark umkämpfte Domänen ausgewählt und untersuchen in unserem Projekt die Auswirkungen der Trumpschen "Flood the zone"-Strategie in diesen Themenbereichen. Wir analysieren, wie Menschen auf eine Mischung aus wahren und falschen Informationen reagieren, was wir "verrauschte Informationen" nennen.
Diese Methode haben wir mit klassischer Propaganda verglichen, die nur falsche Aussagen enthält. Tatsächlich ist klassische Propaganda effektiver darin, die Fähigkeit der Menschen zur Unterscheidung von Wahrheit und Lüge zu unterminieren. "Zone Flooding" führt aber womöglich zu einer allgemeinen Leichtgläubigkeit.
Quelle: IWM
… ist promovierte Kognitionspsychologin. Sie arbeitet am Leibniz-Institut für Wissensmedien in Tübingen. Ihr im März 2023 begonnenes Projekt trägt den Titel "Info-Rauschen: Untersuchung der Kognitiven Auswirkungen verrauschter Informationsumgebungen".
ZDFheute: Wie kommt das?
Fischer: Wir haben eine besondere Form des "Zone Flooding" untersucht, die wir "Bullshit" nennen. Dabei werden nicht nur wahre und falsche Informationen vermischt, sondern die Falschheit ist auch noch in sich widersprüchlich. Das heißt, man versucht nicht einmal mehr, widerspruchsfreie Unwahrheiten zu behaupten.
Diese extreme Form des "Zone Flooding" führt laut unseren Ergebnissen dazu, dass Bürgerinnen und Bürger leichtgläubiger werden und stärker dazu neigen, Aussagen zunächst für wahr zu halten, egal wie falsch sie sind. Der Effekt ist stärker ausgeprägt als bei klassischer Propaganda und zeigt, wie gefährlich diese Methode ist.
Trump lenkt die USA auf Expansionskurs. Das Ziel: Grönland. Das will sich von der alten Kolonialmacht Dänemark unabhängig machen. Und droht unter die nächste Knute zu kommen.26.02.2025 | 5:52 min
ZDFheute: Wohin führt das?
Fischer: "Zone Flooding" gefährdet die Demokratie, weil es evidenzbasierte Entscheidungen erschwert. Selbst wenn verlässliche Informationen verfügbar sind, führt die zunehmende Leichtgläubigkeit gegenüber Falschaussagen dazu, dass mehr falsche Dinge für wahr gehalten werden. Es zeigt sich zudem ein asymmetrischer Effekt dieser Leichtgläubigkeit: Der Glaube an eigene falsche Überzeugungen steigt stärker als der an richtige.
ZDFheute: Verfängt das "Zone Flooding" bei bestimmten Gesellschaftsgruppen besonders stark?
Fischer: Wir haben untersucht, wie gut Menschen ihre Fähigkeit einschätzen können, Wahrheit von Falschheit zu unterscheiden. Dabei zeigte sich, dass schlecht informierte Personen oft sicher sind, auch wenn sie falsch liegen, während gut informierte Personen ihre Unsicherheiten besser einschätzen können.
Nach heftiger Kritik von Trump und Vance an Selenskyj endete das Treffen im Streit. In der Ukraine und in Europa herrschen nun Entsetzen und Besorgnis vor.01.03.2025 | 2:22 min
ZDFheute: Gibt es Zusammenhänge zwischen der politischen Einstellung und der Empfänglichkeit für kommunikative Manipulation?
Fischer: Unsere Studie zeigt, dass die Effekte des "Zone Flooding" politisch symmetrisch sind. Das heißt, sie wirken gleich stark, unabhängig davon, ob sich jemand als politisch links oder rechts einordnet.
Menschen auf beiden Seiten des politischen Spektrums sind gleichermaßen anfällig dafür, durch "Zone Flooding" leichtgläubig zu werden.
„
Helen Fischer, Psychologin
US-Präsident Trumps Äußerungen über die Ukraine sorgen in Europa für Entsetzen, während der Kreml begeistert reagiert. Deutschland muss nun auf diese Entwicklungen reagieren.20.02.2025 | 1:44 min
ZDFheute: Als Kinder lernen wir: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht …
Fischer: Unsere Studienergebnisse legen eher nahe, dass das nicht stimmen muss. Wer einmal lügt, dem kann man zukünftige Lügen sogar noch mehr glauben - wenn die Lügen geschickt gestreut sind.
Man kann Leute in einen Lügenkreis reinbringen, aus dem sie nur schwer wieder herausfinden.
Um dir eine optimale Website der ZDFmediathek, ZDFheute und ZDFtivi präsentieren zu können, setzen wir Cookies und vergleichbare Techniken ein. Einige der eingesetzten Techniken sind unbedingt erforderlich für unser Angebot. Mit deiner Zustimmung dürfen wir und unsere Dienstleister darüber hinaus Informationen auf deinem Gerät speichern und/oder abrufen. Dabei geben wir deine Daten ohne deine Einwilligung nicht an Dritte weiter, die nicht unsere direkten Dienstleister sind. Wir verwenden deine Daten auch nicht zu kommerziellen Zwecken.
Zustimmungspflichtige Datenverarbeitung • Personalisierung: Die Speicherung von bestimmten Interaktionen ermöglicht uns, dein Erlebnis im Angebot des ZDF an dich anzupassen und Personalisierungsfunktionen anzubieten. Dabei personalisieren wir ausschließlich auf Basis deiner Nutzung der ZDFmediathek, der ZDFheute und ZDFtivi. Daten von Dritten werden von uns nicht verwendet. • Social Media und externe Drittsysteme: Wir nutzen Social-Media-Tools und Dienste von anderen Anbietern. Unter anderem um das Teilen von Inhalten zu ermöglichen.
Du kannst entscheiden, für welche Zwecke wir deine Daten speichern und verarbeiten dürfen. Dies betrifft nur dein aktuell genutztes Gerät. Mit "Zustimmen" erklärst du deine Zustimmung zu unserer Datenverarbeitung, für die wir deine Einwilligung benötigen. Oder du legst unter "Einstellungen/Ablehnen" fest, welchen Zwecken du deine Zustimmung gibst und welchen nicht. Deine Datenschutzeinstellungen kannst du jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in deinen Einstellungen widerrufen oder ändern.