Deutsche in der Ukraine: Tod und Ernüchterung bei Kämpfern
Deutsche Kämpfer im Krieg:Angst und Tod: Ukraine-Freiwillige berichten
von Markus Thöß
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Der blutige Stillstand in der Ukraine geht auch an deutschen Freiwilligen nicht vorbei. Die Lage ist dramatisch. ZDF Frontal hat mit einigen von ihnen gesprochen.
Welche Motivation steckt dahinter, freiwillig im Krieg gegen Russland zu kämpfen? Deutsche Männer sollen für die Ukraine an der Front sein. Offizielle Statistiken gibt es nicht.27.02.2025 | 27:42 min
Kiew, 2025. Cola, Deutscher und 23 Jahre alt, hat sich freiwillig dem Kampf für die Ukraine angeschlossen. Seine Motivation war anfangs die Suche nach Adrenalin. Doch schnell holte ihn die brutale Realität des Krieges ein. "Ich wollte kämpfen, Action! Aber dann habe ich gesehen, was die Russen machen - es ging plötzlich darum, den Menschen zu helfen", erzählt er.
Wie viele andere Ausländer hat sich Cola nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 den ukrainischen Streitkräften angeschlossen. "Töten gehört dazu", sagt Cola ohne Umschweife. In Bachmut und Awdijiwka - zwei der verlustreichsten Schlachten des Krieges - entkam er dem Tod nur knapp.
Wie viele Deutsche kämpfen für die Ukraine?
Laut dem ukrainischen Verteidigungsministerium sollen es bis zu 500 Deutsche sein, Experten des Bundestages schätzen die Zahl jedoch auf etwa 100. Offizielle Statistiken gibt es nicht.
Deutschen ist es erlaubt in einer ordentlichen fremden Armee zu kämpfen, solange sie keine Kriegsverbrechen begehen, und einen Dienstvertrag haben.
Der Ukrainekrieg zerreißt auch Familien. Während die einen an der Front kämpfen, suchen vor allem Frauen und Kinder Zuflucht in Deutschland. Doch die Trennung verändert alles.17.02.2025 | 25:56 min
Massive psychische Folgen für die Beteiligten
Auch Odin aus Norddeutschland, 34, kämpft auf ukrainischer Seite. Er war zuvor Soldat in der Bundeswehr, wollte helfen. Doch nach zweieinhalb Jahren in der Ukraine hatte ihn der Krieg gezeichnet - körperlich wie seelisch. Im Gespräch mit ZDF Frontal berichtet er:
Ich habe viele Kameraden verloren. Das ist keine Filmszene. Das ist brutale Realität.
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"Odin", deutscher Freiwilliger
Die psychischen Folgen sind gravierend. "Ich weiß, dass ich nach dem Krieg Hilfe brauche", sagt Odin. Doch dazu kommt es nicht - im November 2024 nimmt er sich in der ukrainischen Stadt Charkiw das Leben.
Russland macht Jagd auf ausländische Kämpfer
Russische Propaganda stellt die ausländischen Freiwilligen als Nazis oder Söldner dar. "Ich bin kein Rechter", sagt Cola im Interview, doch in den sozialen Medien kursieren Berichte über angebliche Verbindungen zu rechtsextremen Gruppen.
Die russische Seite gehe gezielt gegen sie vor, berichten die Freiwilligen. "Wir wurden verraten", erzählt Odin noch vor seinem Tod. "Ein ukrainischer Offizier hat unsere Namen an die Russen verkauft. Danach setzten sie Kopfgelder auf uns aus." Die Summen reichten von umgerechnet 5.000 bis 40.000 Euro pro Kopf.
Für den Angriffskrieg in der Ukraine rekrutiert Russland auch Söldner aus Indien. Frontal-Recherchen zeigen, dass viele nicht freiwillig an der Front kämpfen.30.04.2024 | 9:28 min
Zurück in Deutschland: Trauer und offene Fragen
Auch ein weiterer deutscher Kamerad von Odin - Stefan, Kampfname "Boxer" - hat den Krieg nicht überlebt. Im März 2024 wurde er in Bayern beigesetzt.
Seine Familie hofft auf eine Entschädigung durch die ukrainische Armee, doch bislang gibt es nur leere Versprechungen.
Was bleibt für die Freiwilligen?
Der Ukraine-Krieg hat sich festgefahren. Und er hat die deutschen Kämpfer verändert. Für manche wurde er zum Lebensinhalt, für andere zum Albtraum. "Wir sind keine Nazis. Wir sind Menschen, die helfen wollten", betont Odin vor seinem Tod.
Ich wünsche mir, dass man uns nicht vergisst.
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"Odin", deutscher Freiwilliger
"Wir töten viele, aber am nächsten Tag kommen neue" sagt Cola, der wieder an die vorderste Front zurückgekehrt ist. Drei Jahre nach Beginn des Angriffskrieges sieht es schlechter aus als je zuvor.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
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