Deutsch-Iraner Djamshid Sharmahd im Iran hingerichtet

    Trotz internationaler Kritik:Deutsch-Iraner Sharmahd im Iran hingerichtet

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    Der deutsch-iranische Doppelstaatsbürger Djamshid Sharmahd ist im Iran hingerichtet worden. Deutschland hatte die Aufhebung des Urteils gefordert.

    Jamshid Sharmahd
    Seit 2020 war Djamshid Sharmahd im Iran inhaftiert. Jetzt wurde er hingerichtet. (Archivbild)
    Quelle: dpa

    Im Iran ist der deutsch-iranische Doppelstaatsbürger Djamshid Sharmahd trotz internationaler Kritik an dem Todesurteil wegen Terrorvorwürfen hingerichtet worden. Wie das offizielle Justizportal Misan bekanntgab, erfolgte die Exekution am Morgen.
    Deutschland hatte das Todesurteil scharf verurteilt und die Freilassung Sharmahds gefordert. Irans Justiz verweigerte bis zuletzt konsularischen Zugang - ein übliches Vorgehen bei Gefangenen mit iranischer Staatsbürgerschaft. Die Vollstreckung des Todesurteils dürfte in den diplomatischen Beziehungen zwischen Teheran und Berlin zu neuen Spannungen führen. 
    Jamshid Sharmahd
    Im Frühjahr 2023 wurde Sharmahd von einem Revolutionsgericht im Iran verurteilt. 22.02.2023 | 2:28 min

    Sharmahd wurde im Frühjahr 2023 verurteilt

    Sharmahd wurde in der iranischen Hauptstadt Teheran geboren, wuchs in Deutschland auf und lebte zuletzt in den USA. Von dort aus setzte sich auch seine Tochter Gazelle vergeblich für die Rettung ihres Vaters ein. Weder flehende Appelle noch politischer Druck zeigten Wirkung. So hatte etwa CDU-Chef Friedrich Merz eine politische Patenschaft übernommen.
    Ein Revolutionsgericht hatte Sharmahd im Frühjahr 2023 wegen Terrorvorwürfen verurteilt. Hintergrund dürfte sein Engagement in der iranischen Exil-Oppositionsgruppe "Tondar" (Donner) sein. Die iranische Staatsführung wirft der monarchistischen Organisation vor, für einen Anschlag im Jahr 2008 in der Millionenstadt Schiras mit mehreren Todesopfern verantwortlich zu sein. Die Vorwürfe lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Sharmahds Familie und Menschenrechtler wiesen die Anschuldigungen vehement zurück.

    Sharmahd 2020 unter mysteriösen Umständen verschwunden

    Kritiker bezeichneten den Prozess als grob unfair – Sharmahd durfte keinen eigenen Anwalt wählen, und sein Aufenthaltsort blieb bis zuletzt unbekannt. Geständnisse, die im Staatsfernsehen ausgestrahlt wurden, könnten unter Folter erzwungen worden sein.
    Der Deutsch-Iraner war im Sommer 2020 unter mysteriösen Umständen während einer Reise aus Dubai in den Iran verschleppt worden; mehrere Berichte sprechen von einer Entführung durch den iranischen Geheimdienst. Seitdem saß er in Isolationshaft.
    Gazelle Sharmahd wurde ins Studio von Markus Lanz zugeschaltet.
    Das Todesurteil gegen Djamshid Sharmahd war im vergangenen Mai Thema bei Markus Lanz. Seine Tochter Gazelle war in die Talkshow zugeschaltet.04.05.2023 | 73:21 min

    CDU-Chef Merz fordert Bundesregierung zum Handeln auf

    CDU-Chef Friedrich Merz kritisierte die vom Iran gemeldete Hinrichtung scharf und forderte die Bundesregierung zum Handeln auf. "Die Vollstreckung des Todesurteils gegen unseren Mitbürger Jamshid Sharmahd ist ein scheußliches Verbrechen", sagte der Oppositionsführer der Nachrichtenagentur Reuters.

    Die Bundesregierung muss sich auf europäischer Ebene für die Verschärfung der Sanktionen gegen iranische Stellen einsetzen.

    Friedrich Merz, CDU-Vorsitzender

    Der Ansatz der "stillen Diplomatie" sei gescheitert, sagte Merz. "Die Beziehungen mit dem Iran gehören angesichts der staatlich gewollten Tötung eines deutschen Staatsbürgers auf den Prüfstand", fügte er hinzu. "Der iranische Botschafter muss ausgewiesen werden." Es sei eine Herabstufung der diplomatischen Beziehungen auf die Geschäftsträgerebene nötig.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa, AFP, Reuters
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