Vor Jahrestag, 7. Oktober: Hunderte demonstrieren in Berlin

    Vor dem 7. Oktober:Hunderte demonstrieren in Berlin zum Jahrestag

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    Vor dem ersten Jahrestag des Terroranschlags auf Israel ist die Anspannung groß. Die Polizei stellt sich auf mehrere Großeinsätze ein. Zunächst bleiben größere Zwischenfälle aus.

    Pro-palästinensische Demonstration in Berlin anlässlich des Krieges zwischen Israel und der Hamas
    Weltweit gehen Menschen auf die Straßen - in Deutschland ebenfalls.05.10.2024 | 1:55 min
    Bereits vor dem Jahrestag am 7. Oktober erinnern Hunderte Menschen in Berlin mit Kundgebungen und Demonstrationen an das Hamas-Massaker in Israel und den Gaza-Krieg. Weit über 1.000 Menschen beteiligten sich laut Polizei an einem propalästinensischen Protestzug, rund 650 kamen zu einer proisraelischen Versammlung. 

    Demos in Europa

    Die deutschen Teilnehmerzahlen waren zunächst relativ gering, vor allem im Vergleich zu einer propalästinensischen Demonstration am Samstag in London, an der Zehntausende teilnahmen.
    In Rom kam es bei einer nicht genehmigten Pro-Palästina-Demonstration mit mehreren Tausend Menschen zu teils heftigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten.





    Demos in Deutschland

    • In Hamburg versammelten sich Hunderte Demonstranten und protestierten zunächst friedlich gegen den Gaza-Krieg. Schwerpunkt der Proteste dürfte nach Einschätzung des Bundesamts für Verfassungsschutz aber die Hauptstadt sein.
    • Propalästinensische Demonstration in Berlin-Tempelhof:
    Hunderte Menschen versammelten sich am Platz der Luftbrücke in der Nähe des Polizeipräsidiums zu einer propalästinensischen Demonstration mit dem Titel "Ein Jahr Genozid - und die Welt schaut zu. Gegen Polizeigewalt". Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl zum Start der Versammlung auf rund 500. Nachdem der Protestzug losgelaufen war, sprach sie von mehr als 1.000, aber weniger als 2.000 Teilnehmern.
    Protagonistin
    Die Kinder im Westjordanland wachsen in einer harten Realität auf. Täglich erleben sie Hass und Gewalt gegenüber Palästinensern oder gegenüber Juden.02.10.2024 | 43:33 min
    In Reden wurden deutsche Waffenlieferungen nach Israel kritisiert. Der Tonfall war dabei teils aggressiv. Die Stimmung unter den Demonstranten war aufgeheizt. Nach Angaben der Polizei skandierten Teilnehmer mehrfach verbotene Parolen.
    • Proisraelische Demonstrationen in Berlin-Mitte:
    Vor der Humboldt-Universität versammelten sich zahlreiche Menschen zu einer proisraelischen Kundgebung. Die Polizei sprach von schätzungsweise 650 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Einige von ihnen schwenkten israelische Fahnen. Auf einem großen Banner war das Motto der Kundgebung zu lesen: "Gegen die antisemitische Internationale".
    Teilnehmer einer proisraelischen Demonstration halten an der Ecke Mehringdamm/Blücherstraße israelische Flaggen.
    Pro-israelische Demo zum Jahrestag des Hamas-Massakers an der Ecke Mehringdamm/Blücherstraße in Berlin
    Quelle: dpa/ Jörg Carstensen

    Auch Mitglieder der linksradikalen Antifa-Bewegung beteiligten sich. Die Demonstration erreichte am Nachmittag ihren Endpunkt ohne größere Störungen, wie es von der Polizei hieß. Allerdings soll eine etwa 20-köpfige Gruppe versucht haben, in den Protestzug zu drängen. Polizisten seien eingeschritten, so der Sprecher. Es kam zu Rangeleien. Es werde noch geprüft, ob es sich um Menschen aus dem propalästinensischen Lager handele, hieß es.

    Am 7. Oktober waren Hunderte Kämpfer der Terrororganisation Hamas nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt, darunter an vielen Frauen und Kindern. Um die 1.200 Menschen in Israel wurden nach israelischen Angaben getötet, zudem wurden etwa 240 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Wieviele von ihnen noch leben, ist bis heute unklar.

    Dies war der Auslöser für den Gaza-Krieg, in dem nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bisher rund 42.000 Palästinenser getötet wurden, etwa ein Drittel davon Kinder und Jugendliche. Nach Angaben der Hamas, seien seit Beginn der Angriffe Zehntausende Menschen in dem Palästinensergebiet getötet worden.

    Die Angaben zu Toten und Verletzten beider Seiten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

    (Stand: 5. Oktober 2024)

    Israelfeindliche Ausrufe, Fahnen verbrannt

    • Bei propalästinensischen Demonstrationen am Berliner Alexanderplatz ist die Polizei wegen israelfeindlicher Ausrufe und Aktionen eingeschritten. Nach Behördenangaben hatte es am Freitagabend zehn vorübergehende Festnahmen gegeben. In einem Fall betraf dies einen Mann, der bei einer Kundgebung mit dem Motto "Mahnwache für Gaza" Papierfahnen des Staates Israel zerriss.
    Zum ersten Jahrestag des Hamas-Massakers traffen sich hunderte Demonstraten auf Berlinsstraßen um für eine Ende des Gazakrieges und mehr Solidarität mit Gaza zu demonstrieren.
    "Dynamische Lage": Die Teilnehmer einer Pro-Palästina-Demo in Berlin
    Quelle: Reuters/ Christian Mang

    Gegen die Mutter eines elfjährigen Kindes wird zudem wegen des Verdachts der Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht ermittelt. Hintergrund ist, dass laut Polizei bei einer Versammlung mit dem Titel "Stoppt den Krieg" Redebeiträge gezielt von minderjährigen Kindern gehalten wurden, die noch nicht strafrechtlich belangt werden können.

    Gewerkschaft erwartet "dynamische Lage"

    Die Gewerkschaft der Polizei erwartet im Zusammenhang mit dem Jahrestag in der Hauptstadt eine "stadtweite, dynamische Lage".
    Zum Jahrestag selbst, am Montag, werden laut Polizei rund 2.000 Beamten im Einsatz sein. Es sind mehrere Gedenkveranstaltungen und Proteste angekündigt. Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hat für den Fall antisemitischer Äußerungen ein hartes Durchgreifen angekündigt. Berliner Polizisten und Einsatzkräfte aus anderen Bundesländern sowie die Bundespolizei würden Straftaten mit aller Konsequenz verfolgen, sagte Spranger. Die Polizeikräfte hätten dafür ihre volle Rückendeckung, hatte zuvor auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) betont.

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