Deichschafe: Pulli statt Mülleimer - auch dank EU-Förderung
Nutzen für Deichschafwolle:Pulli statt Mülleimer - auch dank EU-Mitteln
von Svenja Bergerhoff
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Im Norden gibt es viele Deichschafe. Sie helfen etwa bei Hochwasserschutz. Die Wolle aber wurde weggeworfen - zu kratzig. Ute Luft will das ändern - auch mit Hilfe von EU-Mitteln.
Aus der Schafwolle von Deichschafen kann nachhaltige Kleidung produziert werden. Die EU fördert jedes Jahr kreative und nachhaltige Projekte.14.08.2024 | 2:05 min
Alles begann mit einer kleinen Schafherde, heute produziert Ute Luft in ihrem Unternehmen im Wendland nachhaltige Kleidung aus Wolle von Elbdeichschafen. Die Wolle der norddeutschen Schafe gilt als kratziger - und ist damit weniger geeignet für die Herstellung von Kleidern als die anderer Schafrassen. Schäfer haben sie deshalb jahrelang nach der Schur weggeschmissen oder lediglich zu Dünger verarbeitet.
Ute Luft will das wieder ändern. Die kratzigen Teile werden aussortiert, um hochwertige regionale Kleidung anzubieten. Möglich macht das auch eine EU-Förderung des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Aus diesem Topf bekam Ute Luft 60.000 Euro und konnte damit eine 3D-Strickmaschine anschaffen, die die Herstellung von Kleidung in größerer Menge ermöglicht.
Deichschafe sind essenzielle Helfer beim Natur- und Hochwasserschutz. Nicht nur an der Küste, sondern auch an Flüssen, wie zum Beispiel an der Elbe im Wendland. Die Schafe fressen das Gras so ab, dass die Wurzelstrukturen erhalten bleiben und sich weiter verstärken können. Das hilft bei der Verdichtung der Deiche. Zugleich haben Schafe ein relativ geringes Gewicht und sind somit keine Belastung für die Erdwälle.
EU-Geld für nachhaltige und soziale Projekte
Der EFRE ist einer von zwei maßgeblichen EU-Strukturfonds. Der Schwerpunkt des Förderprogramms liegt auf Projekten zu Beschäftigung und Wachstum - mit besonderen Fokus auf Nachhaltigkeit. Für die Förderperiode 2021 bis 2027 stehen in der gesamten Europäischen Union aus diesem Topf etwas mehr als 200 Milliarden Euro zur Verfügung, circa elf Milliarden Euro davon kommen bei uns in Deutschland an.
Der zweite bedeutende Strukturfonds ist der Europäische Sozialfond Plus (ESF+) mit einem Gesamtbudget von knapp 143 Milliarden Euro, von denen gut 6,5 Milliarden Euro in Deutschland landen. Im besonderen Fokus des ESF+ stehen Projekte, die zur sozialen Inklusion beitragen.
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Bundesländer entscheiden über Verteilung
Die Förderungen der beiden EU-Strukturfonds werden in Deutschland vornehmlich durch die Bundesländer vergeben. Das ist auch gut so, findet die niedersächsische Europaministerin Wiebke Osigus: "Wir glauben, aus Niedersachsen zu wissen, wo es maßgeschneiderter Lösungen bedarf."
Die EU-Förderungen haben eine massive Bedeutung für die Regionen. Neben den wirtschaftlichen Faktoren gilt es auch, kreative Idee zu fördern:
Ein Unternehmen, das die Wolle verarbeitet, ist erstmal nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Hoffnung ist, dass zukünftig auch andere Unternehmen die norddeutsche Wolle wieder für sich entdecken - und sich das Schafshaar vom Wegwerf- zum Lifestyleprodukt entwickelt.
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Schnelle Umsetzung - dank EU-Fonds
Im Fall von Ute Luft und ihrem Unternehmen hat die EU-Förderung die Umsetzung ihrer Idee von nachhaltiger und regionaler Mode vor allem beschleunigt. Doch das Projekt könnte im Idealfall auch eine Wirkung haben, die langfristig über das einzelne Unternehmen hinaus geht.
Die Ressourcen, die die Schafwolle bietet, trägt auch einen Teil zum Erhalt der Schäfereien im Wendland bei. Ute Luft will beweisen: Die Wendland-Wolle kann mehr. Sie kauft Schäfereien die Wolle mindestens für einen Preis ab, der die Kosten der Schur deckt. Bei der besonders weichen Lammwolle wird sogar der Lammfleisch-Preis pro Kilogramm bezahlt. Der liegt je nach Jahr bei etwas über drei Euro.
Svenja Bergerhoff ist Redakteurin im ZDF-Landesstudio Niedersachsen.
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