Dänemark: Strenges Flaggengesetz für den Dannebrog

Die Deutschen haben ja ein eher verklemmtes Verhältnis zu ihrer Flagge. Schwarz-rot-gold hängt meist nur unbeschwert am Auto, Schrebergarten oder Balkon, wenn sportlich was los ist im Land. Ganz anders in Dänemark: Hier wird gehisst, was das Zeug hält: Weihnachten, Einschulung, Geburtstag von König Frederik, der eigene Geburtstag oder der vom Hund: Die Dänen holen ihre Dannebrog genannte Flagge raus und lassen sie fröhlich flattern. Mit einem gewissen Stolz: Denn der rote Stoff mit dem weißen Kreuz wurde angeblich schon von den Wikingern gehisst.

Die Fahne der Dänen soll die älteste Fahne der Welt sein. Der Legende nach soll sich am 15. Juni 1219 der Himmel geöffnet haben und die Fahne runtergefallen sein auf zwei kriegerische Truppen: dänische Kreuzfahrer und heidnische Esten. Es gewannen die Dänen, klar, die Fahne war auf ihrer Seite.

Das kann man alles nachlesen auf den Tourismus-Webseiten Dänemarks und dort lässt sich auch mit Schrecken feststellen, dass die Dänen einen ganz schönen Zirkus machen um ihre Fahne, sogar regelungswütiger sind als die Deutschen. "Eine verschlissene Flagge muss sofort ausgewechselt werden", heisst es auf visitdenmark.de und "Die Nationalflagge muss morgens um acht Uhr bzw. bei Sonnenaufgang gehisst und bei Sonnenuntergang wieder eingeholt werden. Wer auch nachts flaggen will, der muss diese beleuchten." Und es wird noch komplizierter: Man darf auch keine andere Flagge neben der dänischen Flagge hissen - es sei denn, es ist eine Flagge Skandinaviens, der EU oder der UN.

Als Deutscher hat man Glück, denn aus Rücksicht auf die dänische Minderheit in Nordschleswig dürfen Deutsche in Dänemark flaggen. So hat es das dänische Parlament beschlossen. Diese Regeln gelten seit 1. Januar für Fahnen über vier Meter. Unter vier Meter darf man hissen, was man will, muss aber aufpassen, dass man nicht zu sehr provoziert, sonst ist die Autoantenne oder der Gepäckträger vielleicht beschädigt. Denn Fahnen sind Emotionen.

Und damit wären wir bei Martin Hedegård aus Jütland und einer Frau, die nicht genannt werden will, aus seiner Nachbarschaft. Der Mechaniker, der Hillbilly-Musik und amerikanische Autos liebt, wurde 2018 von dieser Nachbarin angezeigt, weil er die amerikanische Flagge "Stars and Stripes" an seinem Fahnenmast hochgezogen hatte. Davon fühlte sich die Dänin gestört. Es kam, wie es kommen musste: Prozess, Berufung, schließlich urteilte das Oberste Gericht in Kopenhagen, da es kein explizites Gesetz gebe - nur ein Neutralitäts-Dekret aus dem Jahr 1915, man möge tunlichst keine ausländischen Flaggen wehen lassen - könne Martin Hedegård weiter "Stars and Stripes" hissen.

Trotzdem: Das Land war in Aufruhr und so nahm sich das dänische Parlament der Sache an und arbeitete ganz gründlich ein Flaggengesetz aus.

Seit Beginn des Jahres darf nur noch der dänische Dannebrog wehen - mit den beschriebenen Ausnahmen, die man in einer 20-seitigen Flaggenanleitung studieren kann.

All das gilt natürlich nicht für den dänischen König. Er kann mit seinem Dannebrog, der eine besondere Form des Schwalbenschwanzes hat, machen, was er will. Frederik ließ gerade erst ein Emblem im Wappen, einen Eisbären, vergrößern. Um Donald Trump klarzumachen: Der Eisbär, also Grönland, gehört zu Dänemark. Wenn Sie also nicht der dänische König sind und alles richtig machen wollen: Nähen Sie schnell noch einen Dannebrog in Wimpelform. Wimpel dürfen 24/7 am Mast hängen. Dann können Sie ganz beruhigt in Ihrem Dänemark-Urlaub ausschlafen!