Klimakonferenz: Gab Baku geheime Abschlussentwürfe weiter?

Bei der Weltklimakonferenz in Baku steht ein Scheitern im Raum. Die Verhandlungen in der aserbaidschanischen Hauptstadt wurden am Samstagabend mehr als 24 Stunden nach dem offiziellen Ende des Gipfels zunehmend chaotisch. Unter anderem zogen sich die Gruppe der kleinen Inselstaaten (Aosis) und besonders arme Länder für Beratungen aus den Verhandlungen zurück.

Nun gibt es Vorwürfe gegen das Gastgeberland Aserbaidschan, berichtet ZDF-Korrespondent und Umweltexperte Andreas Stamm aus Baku: Nach übereinstimmenden Berichten habe die aserbaidschanische COP-Präsidentschaft Vertretern Saudi-Arabiens geheime Abschlusstextentwürfe vor der Abstimmung zugeschickt.

"Die wurden dann redigiert und da wurden wohl die Textstellen herausgenommen, bei denen es um die Abkehr von den fossilen Energieträgern Öl, Kohle und Gas geht", so Stamm.

Dabei gehe es der EU gerade darum, CO2-Emissionen einzudämmen: Wenn man das Rad hier zurückdrehe, "dann überschreitet man eine rote Linie", so Stamm.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) griff die Verhandlungsführung des Gastgebers Aserbaidschan an. "Wir Europäer werden nicht zulassen, dass die verletzlichsten Staaten auf der Welt, insbesondere die kleinen Inselstaaten, von einigen der neuen fossilen und reichen Emittenten jetzt hier über den Tisch gezogen werden", so die Grünen-Politikerin mit Blick auf den Klimawandel.

Doch auch an der Europäischen Union gibt es im Rahmen der Klimakonferenz Kritik - beim Thema Geld. "Es heißt, das Klima-Finanzierungsziel könnte auf 300 Milliarden Dollar jährlich angehoben werden", so Stamm. Das klinge nach viel Geld, reiche aber einigen Teilnehmern nicht aus: "Für den globalen Süden ist das nicht genug, heißt es, um Klimaschutzmaßnahmen durchzuführen und sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen." Dabei gehe der Klimawandel im Wesentlichen auf die Industrieländer zurück.

Seit zwei Wochen ringen die Staaten in Baku um einen Kompromiss. Dabei geht es vor allem um die zukünftigen Klima-Hilfsgelder für arme Länder, aber auch um die nächsten Schritte zur Senkung von Emissionen. Die Konferenz hätte am Freitag enden sollen. Nach fast 30-stündiger Verlängerung hat die aserbaidschanische Präsidentschaft angekündigt, dass das Plenum noch am Abend Beschlüsse zu noch strittigen Punkten fassen soll.

Ob und welches Ergebnis nun zu erwarten ist, sei mehr als unklar, berichtet Andreas Stamm: "Jetzt ist es fraglich, ob hier noch was geht und man das hinterher im Abschlussplenum noch durchwinkt."