Klima-Beschluss in Dubai: "Kleiner Schritt nach vorn"

    Abkehr von fossilen Energien:Klima-Beschluss: "Kleiner Schritt nach vorn"

    Elisa Miebach
    von Elisa Miebach, Dubai
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    Umstieg, aber kein Ausstieg: Die Klimakonferenz in Dubai ist zu Ende gegangen. Herausgekommen ist ein richtungsweisender Kompromiss.

    Zum ersten Mal innerhalb von drei Jahrzehnten fordert ein Klimagipfel alle Staaten auf, sich von fossilen Energien wegzubewegen, also von Kohle, Öl und Gas - und das in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Als historisch wird der Abschlusstext trotzdem nicht gesehen. Viele, darunter auch die EU sowie die vom Klimawandel besonders betroffenen Inselstaaten, hatten ein klares Bekenntnis zum klaren Ausstieg aus fossilen Brennstoffen gefordert.
    Der entscheidende Absatz enthält stattdessen eine etwas sperrige Formulierung. Statt vom Ausstieg wird von einer "Abkehr" oder einem "Übergang" von fossilen Brennstoffen gesprochen. Die Maßnahmen sollen in diesem "kritischen Jahrzehnt" beschleunigt werden, "um im Einklang mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen bis 2050 ein Netto-Nullniveau zu erreichen".

    Germanwatch: Zu wenig, aber doch eine Ermutigung

    Christoph Bals, der für die Klimaorganisation Germanwatch bisher alle Klimakonferenzen beobachtet, resümiert:

    Je nachdem, aus welcher Perspektive man das betrachtet, ist es zu schwach und trotzdem ein Riesenschritt.

    Christoph Bals, Germanwatch

    Wenn man sich anschaue, was die Welt brauche, um das 1,5 Grad Ziel noch zu erreichen, sei dieser Text zu wenig, so Bals. Doch wenn man sich überlege, was hier in einem Ölland gegenüber den anderen Ölländern durchzusetzen sei, sei der Text eine echte Ermutigung für die nächsten Jahre.

    Verbesserung gegenüber altem Abschlussentwurf

    Tobias Holle von der Organisation Klimadelegation erklärt, die Staaten des globalen Nordens, also ganz besonders die EU und Deutschland, würden dazu aufgefordert, deutlich schneller aus den Fossilen auszusteigen. Gerade durch die Stärkung der nationalen Klimaziele in der Erklärung bedeute das für Deutschland ein Kohleausstieg vor 2030, und ein Ausstieg aus Kohle und Gas vor 2040.

    Das ist ein klarer Auftrag und muss spätestens jetzt mit Taten unterlegt werden. Und dafür ist Olaf Scholz verantwortlich.

    Tobias Holle, Klimadelegation

    Viele in Dubai sind sich einig, dass der Text zumindest eine große Verbesserung gegenüber dem schwammigen Papier ist, das der Präsident und Gastgeber der Klimakonferenz am Montag vorgelegt hatte. "Kurz vor einem gigantischen Misserfolg" hatte etwa Viviane Raddatz vom WWF den Status der Konferenz zu diesem Zeitpunkt bezeichnet. Zuvor hatte die Gemeinschaft der ölproduzierenden Staaten (Opec) ihre Mitglieder aufgefordert, jegliche Formulierung zu einem Ausstieg zu boykottieren.
    Reaktionen auf den Beschluss der Klimakonferenz:







    Kritik an Klimafinanzierung

    Doch nicht nur die Ölstaaten wollten einer Formulierung zum Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen nicht zustimmen. Auch einige Länder des globalen Südens, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, sind nicht ohne Weiteres für die Formulierung offen. Denn sie sehen bei der Klimafinanzierung kaum Fortschritte.
    "Das schmälert deren Möglichkeiten, die Abkehr von den fossilen Energien bei sich voranzutreiben, und dürfte auch dazu beigetragen haben, dass der jetzige finale Entwurf nicht stärker ausgefallen ist", sagt Jan Kowalzig von Oxfam. Auf der nächsten Klimakonferenz soll es hauptsächlich um ein neues Finanzierungsziel gehen.
    Klimakonferenz
    Durch die Erwärmung drohen Klimasysteme wie Korallenriffe und Permafrost zu kippen.06.12.2023 | 2:24 min

    Noch einige Schlupflöcher im Abschlussdokument

    Ein Erfolg im 21-seitigen wichtigsten Text der Abschlusserklärung ist auch das Ziel der Verdreifachung der erneuerbaren Energien sowie der Verdopplung der Energieeffizienz. Trotzdem gibt es Schlupflöcher. Ein großer Kritikpunkt ist, dass bisher noch von sogenannten "Übergangsbrennstoffen" die Rede ist. "Das werden einige Länder und die fossile Industrie als Rechtfertigung für den weiteren Ausbau der Gasförderung verstehen", so Kowalzig.
    Der Abschlusshammer fiel in Dubai am späten Vormittag. "Wir haben jetzt die Basis, um einen echten Wandel herbeizuführen", sagt der Präsident der Klimakonferenz, Sultan Ahmed al Jaber. Er ist gleichzeitig Chef des staatlichen Ölkonzerns der Vereinigten Arabischen Emirate. Er mahnte an, dass es jetzt um die Umsetzung gehe. "Es zählt nicht, was wir sagen, sondern was wir tun."
    Die komplizierten Verhandlungen, die auch in diesem Jahr wieder in die Verlängerung gingen, sind immer auch ein Kampf ums Überleben, vor allem für die Inselstaaten, die durch den steigenden Meeresspiegel existentiell bedroht sind. Joseph Sikulu, der aus Tonga zur Klimakonferenz nach Dubai gereist ist, sagte zum Abschlusstext:

    Ein kleiner Schritt vorwärts, aber definitiv nicht genug.

    Joseph Sikulu, Umweltorganisation 350.org

    Klima-Ambitionen der Länder im Vergleich

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