Columbia-Universität in New York: Angst vor Trump-Regierung
Columbia-Uni in New York:Die Angst der Auslandsstudierenden unter Trump
von Susanne Lingemann, New York
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Angst, Druck und politische Manöver: Trumps Amtsantritt hat Auswirkungen auf die Hochschulen. An der Columbia-Universität in New York gab es Festnahmen und Visa-Entzug.
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An der Columbia-Universität in New York herrscht dieser Tage eine Atmosphäre der Unsicherheit und Angst - insbesondere unter internationalen Studierenden. Verhaftungen und der überraschende Entzug von Visa sorgen für große Besorgnis, nicht nur in akademischen Kreisen, sondern auch politisch und juristisch.
"Ich hätte nicht gedacht, dass es so weit kommt, dass man einfach Leute deportiert, ihnen das Visum wegnimmt - das ist ja eigentlich gar nicht legal", sagt eine deutsche Columbia-Studentin dem ZDF. Sie möchte anonym bleiben - aus Angst, wie andere Betroffene ins Visier der Behörden zu geraten.
Visa nach Protesten entzogen
In den Sozialen Medien kursieren Videos, die zeigen, wie eine türkische Studentin auf offener Straße von Heimatschutzbeamten ohne Vorwarnung festgenommen wurde. Ein Absolvent der Columbia wurde im Studentenwohnheim verhaftet. Der Vorwurf: Die beiden sollen die Terrororganisation Hamas mit Campus-Protesten unterstützt haben. Vorwürfe, die nie bewiesen wurden.
Die Berichte über inzwischen mehr als 300 im Zusammenhang mit den Protesten entzogene F1-Visa werfen Fragen auf: Studierende werden offenbar ohne offizielle Benachrichtigung von der Einwanderungsbehörde aus dem System entfernt. Wer das Land verlässt, riskiert, bei der Wiedereinreise festgesetzt zu werden.
"Ich fahre deshalb im Sommer nicht nach Deutschland zurück", sagt die Studentin weiter. "Die Angst, eventuell nicht mehr zurückkehren zu dürfen, ist einfach zu groß."
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Politik macht mit Forschungsgeldern Druck
Professorin Katharina Pistor von der Columbia Law School zeigt sich entsetzt über die Entwicklung - nicht nur wegen der Auswirkungen auf ihre Studierenden, sondern auch wegen des politischen Drucks, der auf die Universität ausgeübt wurde. Die Drohung der Bundesregierung, der Columbia-Universität bis zu 400 Millionen Dollar an Forschungsfördermitteln zu entziehen, habe Wirkung gezeigt: Die Universitätsleitung lenkte ein, disziplinierte protestierende Studierende und erlaubt Beamte des Heimatschutzes auf dem Campus.
"Ich fand es einen Skandal", so Pistor. "Universitäten hätten sich wehren müssen. Es hätte Alternativen gegeben: Gehälter kürzen, Fonds umleiten - alles besser als diesem Druck einfach nachzugeben. Das Argument, man müsse nach den Gaza-Protesten im vergangenen Jahr jüdische Studierende vor Antisemitismus schützen, sieht sie als Vorwand.
Professorin: Keine Einzelfälle, sondern politischer Plan
Für Pistor ist die Eskalation an Columbia kein Einzelfall, sondern Teil eines viel größeren politischen Plans:
Es ist ein Angriff auf die Wissenschaft, auf die Akademie und auf die Eliten.
„
Katharina Pistor, Columbia Law School
Für Donald Trump und seine Unterstützer seien Elite-Universitäten wie die Columbia ein Dorn im Auge - Institutionen, die kritisch seien, unabhängig dächten und gesellschaftliche Macht hinterfragten. "Das Ziel ist, jeden auszuschalten, der potenziell Widerstand leisten könnte", sagt Pistor.
Dazu passe auch das derzeitige Vorgehen gegen internationale Studierende, insbesondere aus dem Nahen Osten. "Ich habe Freunde, die drei Stunden an der Grenze festgehalten wurden, weil sie auf Social Media geäußert haben, dass sie an den Protesten teilgenommen haben", berichtet die deutsche Studentin.
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Zwischen Widerstand und Resignation
Während einige Studierende ihren Alltag fortsetzen, als wäre nichts gewesen, ist für andere - vor allem internationale - jede Entscheidung mit Angst verbunden. Die deutsche Studentin will trotz alledem in New York bleiben: "Ich habe so viel aufgegeben, um hier zu sein. Ich muss das beenden - auch wenn ich mich manchmal frage, ob ich die Straße überqueren kann, ohne festgenommen zu werden."
Trumps rigider Sparkurs trifft auch renommierte Institutionen. Die Uni Johns Hopkins muss mehr als 2.000 Mitarbeitende entlassen - davon seien mehrere Forschungsbereiche betroffen.
Quelle: dpa
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