Ukraine-Krieg: Warum ein Sieg Russlands China helfen würde
Analyse
Zwei Jahre Krieg in der Ukraine:Warum ein Sieg Russlands China helfen würde
von Elisabeth Schmidt, Peking
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Peking hat bereits massiv vom russischen Angriff auf in die Ukraine profitiert. Ein Sieg Moskaus könnte auch enorme Auswirkungen auf den Taiwan-Konflikt haben, warnen Experten.
Chinas Wirtschaft profitiert von Russlands Krieg in der Ukraine.
Quelle: dpa
Der Krieg in der Ukraine hat Moskau und Peking enger denn je zusammengebracht. Xi Jinping nennt Wladimir Putin einen "lieben Freund" und telefoniert seit dem Krieg regelmäßig mit ihm, zuletzt zum chinesischen Neujahrsfest. Xi sagte:
Worte der uneingeschränkten Solidarität, die in Kiew, aber auch in Washington Besorgnis auslösen.
Wirtschaft in China profitiert
China spricht bis heute offiziell nicht von "Krieg", sondern verharmlosend von der Ukraine-Krise. Betrachtet man die nackten Zahlen, ist die Volksrepublik ein Kriegsprofiteur: Im Zuge der westlichen Sanktionen gegen Russland hat der Handel zwischen beiden Staaten 2023 einen neuen Rekordwert von 240 Milliarden US-Dollar erreicht. China kauft mittlerweile knapp die Hälfte des russischen Erdöls und große Mengen Erdgas, das Moskau seinem engen Partner verbilligt abgibt.
Auch rollen immer mehr chinesische Autos über russische Straßen, etwa der Marken BYD oder Great Wall Motors. Nach Zahlen des Global Data Automotive bedienen chinesische Autobauer inzwischen 55 Prozent des russischen Marktes. Vor Kriegsausbruch waren es demnach nur acht Prozent.
Zudem ist die chinesisch-russische Wirtschaftsbeziehung im vergangenen Jahr auch in einigen Supermärkten sichtbarer geworden: In den Regalen finden sich jetzt häufiger russische Produkte.
Xi Jinping hält Wolodymyr Selenskyj auf Abstand
Peking spricht sich regelmäßig für einen Waffenstillstand in der Ukraine aus, legte vergangenes Jahr eine "Friedensinitiative" vor, die aber so allgemein gehalten war und außerdem Formulierungen der russischen Propaganda enthielt, dass deren Aufrichtigkeit angezweifelt werden darf. Es dauerte fast ein ganzes Jahr nach Kriegsausbruch, bis Xi den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj anrief.
Die Ukraine hatte Peking zuvor mehrfach um Austausch gebeten - nicht zuletzt, weil sie sich Xis Einwirken auf Putin erhofft. Doch Chinas Staatschef lehnt einen engen diplomatischen Austausch mit der Ukraine bis heute ab. Einen Kommentar Chinas zum Tod des Kreml-Gegners Alexej Nawalny wies eine Sprecherin diese Woche als "innere Angelegenheit" Russlands zurück.
China will eigene Macht manifestieren
Xi braucht Putin als starken Partner, um seine langfristigen Ziele zu verwirklichen. Was diese sind, machte zuletzt Chinas Außenminister Wang Yi auf der Münchner Sicherheitskonferenz deutlich. Dort präsentierte er sein Land abermals als globale Friedensmacht - als Alternative zu den USA.
Chinesische Intellektuelle auf Regierungslinie
In der Volksrepublik selbst singen Staatsmedien und parteitreue Intellektuelle zum Ukraine-Jahrestag dasselbe Lied. Auf dem "Global Governance Forum" am 21. Februar nennt der Professor Wang Wen - der selbst fünfmal nach Russland reiste und dort in 21 Städten forschte - Russland eine "erstklassige Macht bei Diplomatie, Energie und Talenten".
Sein Kollege Ding Yfan glaubt, dass Russlands Wirtschaft seit Kriegsausbruch "enorm gewachsen" sei - internationale Experten würden vehement widersprechen - und dass China von Russlands Umgang mit den westlichen Sanktionen lernen könne. Der Redner Sun Zhuangzhi bekräftigt, der Krieg habe vor allem gezeigt, dass Europa "sich vollkommen auf die Seite der USA" gestellt habe.
Nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine präsentiert sich China als Konfliktlöser. Wir sprechen mit dem Politikwissenschaftler Eberhard Sandschneider.24.02.2023 | 7:04 min
Peking wird europäische Militärhilfen beobachten
Da das Forum von einer anerkannten Universität veranstaltet wurde und mehrere Staatsmedien darüber berichteten, ist ohne Zweifel klar, dass die dort präsentierten Standpunkte von der Staatsführung ausdrücklich erlaubt und unterstrichen werden. Der Streit um mehr Militärhilfen für die Ukraine in Europa und im US-Kongress dürfte in Peking mit Genugtuung verfolgt werden.
Einfluss auf Taiwan-Konflikt
Die amerikanische Denkfabrik Institute for the Study of War schlägt dagegen Alarm: Würde der Westen die Ukraine im Stich lassen, hätte das demnach verheerende Folgen. Bei einem Sieg Russlands müssten die USA Truppen und Tarnkappen-Bomber aus dem Indopazifik abziehen, um sie in Osteuropa zu stationieren.
Dies würde die USA so stark schwächen, dass China endlich seine Macht ausspielen und Taiwan für sich beanspruchen könnte. Die USA wären nach dem Krieg in der Ukraine weiter in Europa gebunden, Peking dagegen könnte sein Territorium und seinen Einfluss ausweiten.
2024 jährt sich die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Russland und China zum 75. Mal. Beide Länder wollen dieses Jubiläum gebührend feiern. Alle Was-wäre-wenn-Kriegsszenarien beiseite gelegt, ist klar: China hat kein Interesse an einem Scheitern Russlands in der Ukraine.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.