Automesse in Shanghai: Die neusten Trends aus China
Robotaxi, Fliegen und Karaoke:Diese Trends setzen Chinas Autobauer
von Miriam Steimer, Shanghai
|
Fahren lassen statt selbst fahren. Abheben statt im Stau stehen. Leistungsstarke Chips statt Pferdestärken. Um diese Themen geht es bei der wichtigsten Automesse der Welt.
Hunderte Firmen stellen in Shanghai auf einer chinesischen Automesse ihre Technologie vor. Wichtige Trends der Branche sind Digitalisierung und Elektromobilität.23.04.2025 | 1:38 min
"Das ist unmöglich", sagt Ex-VW-Boss Herbert Diess. Er schaut auf eine vierstöckige Pyramide aus Champagner-Gläsern, die auf der Motorhaube eines Autos aufgebaut wird. Damit geht es auf eine Teststrecke mit Bremsschwellen. Die hydraulische Federung gleicht aus, die Champagner-Gläser bleiben heil. Das Pikante: Diess sitzt neben dem CEO des chinesischen E-Auto-Herstellers Nio, in einer Limousine.
Die Botschaft solcher Videos - gerne auch im Vergleich mit dem bei jeder Bremsschwelle hin-und-her-schwankenden BMW oder Audi: China hat die Auto-Nation Deutschland abgehängt.
Auf dem größten Automarkt der Welt drohen deutsche Marken abgehängt zu werden. Wie Volkswagen dort jetzt schneller und günstiger werden will.10.04.2025 | 3:29 min
Automesse in Shanghai: Kann Deutschland noch aufholen?
Bei der wichtigsten Automesse der Welt Auto Shanghai, die diese Woche in der größten Stadt Chinas ihre Tore öffnet, wird es um die Frage gehen, ob deutsche Autobauer die Chinesischen in Sachen E-Autos noch einholen können: Ladestation-Infrastruktur, super schneller Batterie-Austausch und Preis-Kampf.
Die wichtigste Automesse der Welt findet im jährlichen Wechsel in Shanghai und Peking statt. Hersteller aus der ganzen Welt präsentieren ihre Modelle und Innovationen.
Doch auf dem größten Automobilmarkt der Welt schaut man noch weiter in die Zukunft: ZDFheute mit drei Trends.
1. Robotaxi in Wuhan: Auto ohne Fahrer
62 Kilometer pro Stunde zeigt das Display auf der Rückseite der Kopfstütze des Beifahrersitzes an. Der Blick nach vorne zeigt: Auf der Schnellstraße ist viel los, doch der Fahrersitz ist leer. Das Lenkrad dreht sich wie von Geisterhand, der Blinker schaltet sich automatisch ein, Spurwechsel, Blinker wieder aus.
Was nach Traum (oder Albtraum) klingt, ist in Wuhan in Zentral-China längst Realität. Jeder kann mit dem sogenannten "Robotaxi" zur Arbeit fahren, sofern die Strecke in der definierten Test-Zone der Stadt liegt.
Eine Vorstufe dessen, autonome Fahrassistenten, sind in chinesischen Autos inzwischen Standard. Weit mehr als die Hälfte der neu verkauften Fahrzeuge haben einen fortschrittlichen Autopiloten eingebaut - auch im unteren Preis-Segment.
Europas größter Autobauer Volkswagen hat gerade angekündigt, den Rückstand mit einem selbst entwickelten automatisierten Fahrsystem aufholen zu wollen.
Bei vielen chinesischen Kundinnen und Kunden erhöhte ein Unfall Anfang April 2025 die Skepsis: Auf einer Autobahn prallte ein Xiaomi-Elektroauto mit angeschaltetem Fahrassistenten gegen die Betonbarriere des Mittelstreifens. Das Auto brannte aus, die drei Insassen starben und es bleiben viele Fragezeichen, etwa wie genau es zu dem Unfall kommen konnte.
Chinesischer High-Tech dominiert weltweit. Sei es KI, Robotik, oder Elektromobilität – in unzähligen Zukunftstechnologien ist die Volksrepublik führend oder hat einen Vorsprung.16.04.2025 | 17:59 min
2. Drohne im Kofferraum: Der Traum vom Fliegen
"Das Auto ist eigentlich nur noch Powerbank und Garage", sagt Wang Tan. Der Chefdesigner des chinesischen Herstellers XPeng Aeroht schwärmt von seinem Zwei-in-Eins-Auto: Der sechsrädrige Lieferwagen transportiert - sozusagen im Kofferraum - eine Passagierdrohne. Innerhalb von drei Minuten könne jeder die Steuerung dieser Drohne per Joystick lernen.
4.000 Kunden hätten das Modell bereits vorbestellt. Das Unternehmen hofft darauf, noch Ende 2025 die nötigen Zulassungen zu bekommen und 2026 die ersten Auto-Drohne-Kombinationen auszuliefern. Es ist nur ein Beispiel von Autobauern, die den Traum vom fliegenden Auto konsequent weiterverfolgen.
Und der bringt viele neue Fragen mit sich: Wie wird der Verkehr der Zukunft geregelt, der im Zwischenraum zwischen Straße und Flugzeug stattfindet? Wie schafft man Ampelsysteme in der Luft?
Chinas rasanter Aufstieg Richtung Hightech-Supermacht war von der Staatsführung geplant: Im März 2015 verabschiedete der Nationale Volkskongress in Peking, Chinas Scheinparlament, das Programm "Made in China 2025".
Das Ziel: in zehn Schlüsselindustrien Weltmarktführer werden. Von den minutiös aufgelisteten gut 250 Einzelzielen sind laut chinesischen Medien heute bereits 86 Prozent erfüllt.
In Sachen E-Autos war die Vorgabe, bis 2025 jedes Jahr drei Millionen Elektroautos und Hybride zu verkaufen. Das Ziel wurde übererfüllt: Die chinesischen Autobauer verkauften im vergangenen Jahr mehr als 12 Millionen Fahrzeuge. Allein BYD schaffte vier Millionen.
3. Bord-Entertainment: Fahrende Karaoke-Maschinen
In China sind Autokäufer im Schnitt 20 Jahre jünger als in Deutschland und haben andere Bedürfnisse. Viele der chinesischen Modelle ähneln eher einem Smartphone auf Rädern, inklusive Partylicht und Karaoke-Maschine. Je wichtiger das Thema Unterhaltung im Auto wird, desto mehr wird das Auto zum fahrenden Supercomputer, in dem die Hochleistungs-Chips wichtiger werden als die Pferdestärken unter der Motorhaube.
Die USA und China überziehen sich mit immer höheren Zöllen und Gegenzöllen. Was sind die Folgen für die Weltwirtschaft? Dazu ZDF-Börsenexperte Frank Bethmann.11.04.2025 | 2:05 min
Schon vor Handelskonflikt: EU-Zölle auf E-Autos aus China
Chinas Autoindustrie sattelt zunehmend auf - während neben Gewinneinbrüchen, Kürzungsprogrammen, Stellenabbau, zu den Problemen der deutschen Autobauer in China ein weiteres Problem kommt: Zölle. Schon bevor Donald Trump einen globalen Handelskonflikt anzettelte, hatte die EU zusätzliche Abgaben auf aus China importiert Elektrofahrzeuge erhoben.
Der Vorwurf: Der chinesische Staat subventioniere seine Hersteller und verschaffe ihnen somit einen unfairen Preisvorteil. Hinzu kommt jetzt die Zoll-Spirale zwischen China und den USA. Pekings Gegenzölle auf US-Produkte treffen auch deutsche Autobauer, die in amerikanischen Werken produzierte Wagen nach China exportieren. Die bange Frage der EU: Was passiert mit den chinesischen E-Autos, die aufgrund der Zölle nicht mehr in die USA exportiert werden?
Auf der chinesischen Tesla-Webseite lassen sich die Modelle X und S des E-Autobauers nicht mehr bestellen. Zuletzt war der Handelsstreit zwischen den USA und China eskaliert.
mit Video
Quelle: dpa
Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.
Um dir eine optimale Website der ZDFmediathek, ZDFheute und ZDFtivi präsentieren zu können, setzen wir Cookies und vergleichbare Techniken ein. Einige der eingesetzten Techniken sind unbedingt erforderlich für unser Angebot. Mit deiner Zustimmung dürfen wir und unsere Dienstleister darüber hinaus Informationen auf deinem Gerät speichern und/oder abrufen. Dabei geben wir deine Daten ohne deine Einwilligung nicht an Dritte weiter, die nicht unsere direkten Dienstleister sind. Wir verwenden deine Daten auch nicht zu kommerziellen Zwecken.
Zustimmungspflichtige Datenverarbeitung • Personalisierung: Die Speicherung von bestimmten Interaktionen ermöglicht uns, dein Erlebnis im Angebot des ZDF an dich anzupassen und Personalisierungsfunktionen anzubieten. Dabei personalisieren wir ausschließlich auf Basis deiner Nutzung der ZDFmediathek, der ZDFheute und ZDFtivi. Daten von Dritten werden von uns nicht verwendet. • Social Media und externe Drittsysteme: Wir nutzen Social-Media-Tools und Dienste von anderen Anbietern. Unter anderem um das Teilen von Inhalten zu ermöglichen.
Du kannst entscheiden, für welche Zwecke wir deine Daten speichern und verarbeiten dürfen. Dies betrifft nur dein aktuell genutztes Gerät. Mit "Zustimmen" erklärst du deine Zustimmung zu unserer Datenverarbeitung, für die wir deine Einwilligung benötigen. Oder du legst unter "Einstellungen/Ablehnen" fest, welchen Zwecken du deine Zustimmung gibst und welchen nicht. Deine Datenschutzeinstellungen kannst du jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in deinen Einstellungen widerrufen oder ändern.