China und die Philippinen: Kampf um das Südchinesische Meer

    Exklusiv

    China gegen die Philippinen:Konfrontation im Südchinesischen Meer

    von Elisabeth Schmidt, Miriam Steimer, Peking  
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    Der Kampf zwischen China und den Philippinen spitzt sich zu - mit Kollisionen, Jagd auf Fischerboote, Armeeposten auf Riffs. Der Konflikt droht zu eskalieren

    Ein philippinischer Küstenwächter schaut auf ein chinesisches Schiff.
    Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen China und den Philippinen im Südchinesischen Meer. Es ist ein Streit um eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt. 29.08.2024 | 1:39 min
    Im Südchinesischen Meer gibt es fast täglich Auseinandersetzungen zwischen philippinischen und chinesischen Schiffen. Jeder Zusammenstoß birgt die Gefahr einer Eskalation. Pekings Seemiliz, Küstenwache und Marine gehe hier immer aggressiver vor, sagt Fischer Barbaja, der das Südchinesische Meer "Westphilippinische See" nennt - Namen schaffen Fakten. Er erzählt von Überfällen, bei denen Chinesen die komplette Ausrüstung der Filipinos über Bord warfen.
    Das ZDF-Team ist bereits seit 16 Stunden unterwegs, mit der "Nhikka", einem kleinen Holzboot der philippinischen Fischer. Sie wollen zum Sabina Shoal, einem Korallen-Riff, an dem sie sich einen guten Fang versprechen. Doch der Eingang des Riffs wird von sieben Schiffen der Küstenwache blockiert. Sechs aus China, eines der Philippinen. "Die Chinesen lassen zwei Schlauchboote los! Wir hauen ab!", ruft Jimmy Barbaja, "Sie könnten unser Boot überfallen, jetzt wird’s ungemütlich!" Die Schlauchboote drehen zwar nach einer Weile wieder ab, aber ein Schiff folgt der "Nhikka". Es hat die chinesische Flagge gehisst und sieht aus wie ein Fisch-Trawler, scheint aber nicht interessiert am Fischen.
    Ein philippinisches Fischerboot auf dem südchinesischen Meer nahe der Spratly-Inseln
    China erhebt Anspruch auf die Spratly-Inseln im südchinesischen Meer. Zusammenstöße, vor allem zwischen philippinischen Fischern und Chinas Küstenwache, gehören zum Alltag.29.08.2024 | 4:33 min

    Eine Karte des Chinesischen Meers
    Quelle: ZDF

    Die UN-Seerechtskonvention von 1982 regelt die Nutzung der Weltmeere. Jeder Küsten-Staat besitzt demnach eine "Ausschließliche Wirtschaftszone". Sie erstreckt sich über 200 Seemeilen vom eigenen Land ins Meer. In der Wirtschaftszone genießt ein Staat exklusive Rechte, über die Fischbestände oder die natürlichen Rohstoffe.

    Alle anderen Gewässer sind die Hohe See. Sie gehört der gesamten Menschheit.  Knapp 160 Staaten haben das UN-Seerechtsübereinkommen unterzeichnet - auch China. Doch seit Chinas Selbstbewusstsein massiv steigt, zieht die neue Supermacht neue Grenzen: Die so genannte 10-Striche-Linie. Sie umfasst fast 90 Prozent des Südchinesischen Meeres, ignoriert sechs "Ausschließliche Wirtschaftszonen" und die Hohe See.

    Setzt China eine Seemiliz im Südchinesischen Meer ein?

    Peking hat bislang immer abgestritten, dass seine Seemiliz im Südchinesischen Meer im Einsatz ist. Und doch häufen sich Berichte über Chinas Schatten-Armada vor Ort: Gemeint sind vom chinesischen Militär trainierte Kräfte, die aber nicht offiziell als Marine auftreten. Statt auf Schiffen der Volksbefreiungsarmee sind sie auf Fischerbooten unterwegs. Auch wir werden von einem zivilen Schiff mit chinesischer Flagge verfolgt, seit wir das Sabina Shoal verlassen haben. Mehrfach macht die "Nhikka", auf der wir uns befinden, einen U-Turn. Das Schiff fährt sofort hinterher, vier Stunden lang.
    TN: Ist China noch zu stoppen?
    Die Bedrohung durch Peking im Chinesischen Meer nimmt zu - dort verläuft eine der wichtigsten Handelsrouten. Welche Rolle spielt Deutschland im Konflikt? ZDFheute live ordnet ein.28.08.2024 | 33:33 min

    Alte Karten und Tagebücher sollen Gebietsanspruch belegen

    Mit einem 70.000 Quadratmeter großen Gelände will Peking beweisen, dass allein China Herr des Südchinesischen Meeres ist. Im "South China Sea Museum" ganz im Süden des Landes sollen 800 Jahre alte Puderdosen aus Schiffswracks, alte Karten und Tagebücher von Fischern Chinas historische Ansprüche auf das Südchinesische Meer belegen.
    Die Philippinen besitzen ähnliche Karten, mit eigenen historischen Belegen. Es geht um die strategische Bedeutung dieses Seegebiets: Gut ein Drittel des Welthandels geht hier durch - bis zu 60.000 Schiffe jedes Jahr. Und es geht um viel Geld: Fischfang, reiche Erdöl- und Erdgasvorkommen. Wer hier das Sagen hat, kontrolliert unermessliche Bodenschätze.
    Antonio Carpio hat die Philippinen beim UN-Seerechtsübereinkommen beraten. Er fürchtet, China könnte Riffe im Südchinesischen Meer genauso annektieren, wie Russland Teile der Ukraine.

    Politik | auslandsjournal
    :Inseln im Sturm

    Streit im Ostchinesischen Meer: Mit neuen Marine-Streitkräften will sich Japan im Ernstfall gegen China verteidigen. Für eine pazifistisch geprägte Gesellschaft eine Zeitenwende.
    von Miriam Steimer
    Im Vordergrund der Rücken eines Mannes, der auf einen Hafen blickt. Marineschiff im Hintergrund.

    Es steht nicht nur unsere philippinische 'Ausschließliche Wirtschaftszone' auf dem Spiel. Im Donbas nicht nur das ukrainische Territorium. Es geht um die Weltordnung. Wenn China und Russland gewinnen, dann kann sie keiner mehr aufhalten.

    Antonio Carpio, war Richter am Obersten Gerichtshof der Philippinen 

    Peking will Fakten schaffen im Chinesischen Meer - durch Einschüchterung und Übermacht. Die Philippinen, Japan und Taiwan sind verbündet mit der größten Atommacht der Welt, den USA. Ein Krieg in der Region, er hätte katastrophale Folgen.
    Globale Machtspiele - Kampf um das Chinesische Meer
    Xi Jinping weitet seinen Machtanspruch im Südchinesischen Meer und Richtung Taiwan aus. Fast täglich kommt es zu Zusammenstößen zwischen philippinischen Fischern und Chinas Küstenwache. 29.08.2024 | 43:33 min

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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