Geostrategie im Ukraine-Krieg: Warum China hinter Putin steht
Interview
Geostrategie im Ukraine-Krieg:Aus diesem Grund steht China hinter Putin
|
Nach dem Besuch von Scholz in Peking analysiert Politikwissenschaftler Heilmann Chinas Rolle im Ukraine-Krieg. Er erklärt, warum China eng an der Seite Russlands steht.
China nehme entscheidend Einfluss auf die russische Kriegswirtschaft. Die Beziehung zwischen beiden sei "außerordentlich nützlich" für beide Seiten, erklärt China-Experte Sebastian Heilmann.16.04.2024 | 17:37 min
Olaf Scholz hat auf seiner China-Reise mit Staatschef Xi Jinping auch über den Krieg in der Ukraine gesprochen. Obwohl China nach Scholz Besuch nun einen geplanten Ukraine-Friedensgipfel in der Schweiz unterstützen will, wird es für Deutschland laut Politikwissenschaftler Sebastian Heilmann von der Universität Trier sehr schwer, China davon zu überzeugen, den Westen im Ukraine-Krieg zu unterstützen.
Bei ZDFheute Live erklärt der China-Experte im Interview, warum Russland und China enge Beziehungen zueinander pflegen und welche Rolle China im Ukraine-Krieg spielt.
Sehen Sie oben das gesamte Interview und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Sebastian Heilmann ...
... zu den engen Beziehungen zwischen China und Russland
Die Annahme, Olaf Scholz könne Xi Jinping "mit diplomatischer Überredungskunst" davon abbringen, "Russland zu unterstützen", sei "natürlich nicht tragfähig". Dafür seien China und Russland zu eng verbündet. Heilmann spricht gar von "perfekten komplementären Beziehungen zwischen den beiden Ländern."
Heilmann sagt, Xi Jinping und Wladimir Putin haben sich 42-mal "in den letzten zehn Jahren persönlich getroffen" und pflegen einen "sehr engen persönlichen Austausch" und viele Wirtschaftsbeziehungen.
Der Krieg gegen die Ukraine war für den Kanzler wichtigstes Thema beim Treffen mit Präsident Xi. Dabei sei sehr wenig herumgekommen, berichtet ZDF-Korrespondentin Elisabeth Schmidt. 16.04.2024 | 6:32 min
... zur Position Chinas im Ukraine-Krieg
Das China in der Öffentlichkeit versuche im Krieg als "neutraler Vermittler" zu fungieren, sei laut Heilmann der Diplomatie geschuldet. China habe "eigentlich geostrategisch keinen Grund", dem Westen zu helfen.
Es gebe "unheimlich viele Lieferungen" Chinas, "die für die militärischen Rüstungen" Russlands verwendet werden können, erklärt Heilmann und bezieht sich dabei auf Mikroelektronik sowie Antriebssysteme.
Auch für die Versorgung der russischen Bevölkerung, "auch mit Konsumgütern" spiele China eine "Riesen-Rolle", so Heilmann weiter.
Xi Jinping und Wladimir Putin sind Partner, die voneinander profitieren. Seit den westlichen Sanktionen gegen Russland liefert Peking einige Güter, die Russlands Militär helfen. 16.04.2024 | 1:25 min
... zur Frage, ob China und Russland auf Augenhöhe seien
China habe "im Automobilmarkt den russischen Markt übernommen von den westlichen Anbietern" und unterstütze die "Militärmaschine Russlands indirekt". "Ohne diese Lieferungen aus China läuft da nichts", sagt Heilmann. Laut des Experten handle es sich um eine "asymmetrische Beziehung, die im Laufe der Zeit immer asymmetrischer" werde, zugunsten Chinas.
Russland hätte den Krieg gegen die Ukraine nicht ohne China führen können, sagt China-Expertin Mareike Ohlberg.14.04.2024 | 0:43 min
Während Heilmann Russland Abhängigkeiten attestiert, sei China dagegen "sehr schlau", da es beispielsweise versuche, seine Energielieferungen "sehr zu diversifizieren", und auch Lieferungen aus Angola und Saudi-Arabien beziehe.
Das Interview führte Jessica Zahedi. Zusammengefasst hat es Benno Krieger.