An der Nato-Grenze: Chinesisch-belarussisches Militärmanöver

    Militärübung an Polens Grenze:Wie China und Belarus provozieren wollen

    Sebastian Ehm
    von Sebastian Ehm
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    Während sich die Nato in den USA trifft, werden im Osten neue Bündnisse geschmiedet. 15 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt halten Belarus und China eine Militärübung ab.

    Das Treffen der Leiter der BRICS-Notfallagenturen am 11.07.2024.
    Bei einem Manöver in Belarus üben belarussische gemeinsam mit chinesischen Streitkräften - direkt an der Grenze zu Polen. 11.07.2024 | 1:59 min
    Auf einem Truppenübungsplatz 15 Kilometer entfernt von der polnischen Grenze schmettern chinesische Soldaten die Hymne der Volksrepublik. Anschließend zeigen Bilder auf Social Media wie sie in trauter Einigkeit mit ihren belarussischen Kollegen zum Lied Katjuscha exerzieren. Ein Klassiker aus der Zeit des zweiten Weltkriegs und ein Symbol für den Kampf der Sowjetunion gegen Nazi-Deutschland.
    Die Liedauswahl dürfte mit einem Hintergedanken erfolgt sein. Damals wie heute kämpft man gegen einen mächtigen Feind im Westen, so das Narrativ, dem sich nicht nur der Kreml, sondern auch sein kleinerer Nachbarstaat Belarus verschrieben hat.

    Übung während Nato-Treffen zum 75-jährigen Bestehen

    Zwar wird der Kampf hier nur geübt, doch es sieht ernst aus. Es ist offiziell eine Antiterrorübung, der die beiden Mächte den Namen "Angreifender Falke" gegeben haben. Dass Chinas Soldaten so nah an die Nato heranrücken, ist eine Botschaft.

    Das hängt mit der Verschlechterung der Beziehungen zwischen China und dem kollektiven Westen, also auch etwa Japan und Australien und insbesondere dem Nato-Block zusammen. Peking verdächtigt die USA einen neuen Militärblock gegen China zu bilden. Eine Art östliche NATO.

    Alexander Alessin, belarussischer Militärexperte

    Peking wirft Washington eine Einkreisung vor und geht seinerseits in die Provokationsoffensive. China tritt nun plötzlich militärisch an der Türschwelle der Nato auf. Das Manöver war zwar lange geplant, doch es dürfte kein Zufall sein, dass die Übung ausgerechnet während des Nato-Gipfels und zum 75. Geburtstag des Bündnisses stattfindet.

    Bekannte Strategie Chinas

    Es hatte sich bereits vergangene Woche in Astana angedeutet. Auf dem Gipfel der Shanghai-Gruppe trafen sich Alexander Lukaschenko und Xi Jinping bilateral und gaben sich betont herzlich. Die beiden Länder vereinbarten eine stärkere Zusammenarbeit. Es ist eine bekannte Strategie der Chinesen.
    Coerper: SCO Gipfel in Astana, Kasachstan
    Das Treffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit in Kasachstan sei wahrscheinlich das größte Autokraten-Treffen des Jahres, berichtet ZDF-Korrespondent Armin Coerper.03.07.2024 | 6:07 min
    Vordergründig predigt man zusammen mit Wladimir Putin die Notwendigkeit einer multipolaren Welt und macht nebenbei bilateral mit den Staaten der ehemaligen Sowjetunion lukrative Geschäfte. Was in Zentralasien wunderbar funktioniert, kann auch in Belarus klappen. China ist auch in Belarus, um seinen Einfluss auszubauen.

    Polnisch-belarussische Grenze seit Monaten im Fokus

    Polen, an dessen Grenze das Manöver noch bis zum 19. Juli stattfindet, gibt sich betont gelassen. Mit China habe man kein Problem, so der stellvertretende Verteidigungsminister Cezary Tomczyk.

    Das Problem ist das Verhältnis zu Belarus und Russland.

    Cezary Tomczyk, Vize-Verteidigungsminister Polens

    Tatsächlich ist die polnisch-belarussische Grenze seit Monaten ein Angriffsziel der russisch-belarussischen hybriden Kriegsführung. Gezielt werden Geflüchtete dorthin geschleust, um die Außengrenze der EU unter Druck zu setzen.

    Einfluss Chinas wächst

    Nun also das Militärmanöver und weitere Unruhe im Osten. Es ist nicht bekannt, was Russland über die chinesisch-belarussische Zusammenarbeit denkt. Es ist zumindest ungewöhnlich, dass China sein Militär im direkten Einflussbereich des Kreml trainieren lässt.
    Nato Gipfel
    Auf dem NATO Gipfel in Washington wurde ein Hilfspaket von 40 Milliarden Euro für die Unterstützung der Ukraine bei ihrem Abwehr-Kampf gegen Russland beschlossen. 11.07.2024 | 1:26 min
    Militärexperte Alexander Alessin glaubt, dass das langfristige Ziel Russlands sein könne, die Shanghai-Gruppe zu einem Militärbündnis umzubauen. "Ich denke deswegen, dass sie nicht dagegen, sondern entschieden dafür sind, dass solche Übungen in Belarus abgehalten werden". Dass China immer mehr das Zepter in die Hand zu nehmen scheint und Russland nur die Nebenrolle bleibt, kann Wladimir Putin hingegen nicht gefallen.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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