Munitionsmangel in der Ukraine:Masala: "Versäumnis europäischer Politik"
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Nach Einschätzung von Carlo Masala hat Europa die Ukraine nicht ausreichend mit Munition versorgt. Der Militärexperte meint: Langfristig können die USA nicht ersetzt werden.
Wenn die Frage der Munitionslieferungen nicht geklärt wird, werde die Ukraine "in naher Zukunft gezwungen sein, Städte aufzugeben", so Militärexperte Carlo Masala.12.02.2024 | 5:07 min
Angesichts des Munitionsmangels an der ukrainischen Front warnt Politikwissenschaftler Carlo Masala vor Geländeverlusten. Hat Europa zu spät auf den Mangel bei den Streitkräften reagiert? Ohne eine ausreichende Versorgung mit Munition könnte die ukrainische Verteidigung einbrechen, erklärt der Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr in München im ZDF.
Das sagt der Militärexperte über ...
... den Munitionsmangel der Ukraine
Besonders im Osten der Ukraine sei die Lage sehr kritisch, sagt Masala. Da die "Ukrainer kaum noch Munition haben, das Personal dort sehr erschöpft und übermüdet ist", versuche Russland derzeit mit "Massivität" Awdijiwka und weitere Städte zu erobern. Daher sei neben der Munitionsfrage auch die Rotationsfrage entscheidend:
Quelle: unibw.de
… ist Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr in München. Zuvor arbeitete der Experte für Sicherheitspolitik und transatlantische Beziehungen am Nato Defence College in Rom.
... Europas Versäumnis in der Rüstungsproduktion
Europa habe Masala zufolge in Sachen Munition "definitiv" zu spät gehandelt.
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs rüstet Deutschland auf. Im niedersächsischen Unterlüß wird heute der Grundstein für eine neue Munitionsfabrik gelegt. Kanzler Scholz und Verteidigungsminister Pistorius sind mit dabei.12.02.2024 | 1:43 min
Man sei in der Welt unterwegs auf der Suche nach Munition und finde auch welche, aber man sei seit anderthalb Jahren nicht in der Lage, die europäische Munitionsproduktion in einem Maße hochzufahren, sodass eine dauerhafte Unterstützung der Ukraine mit Munition und Artilleriemunition vor allen Dingen gewährleistet sei, so die Einschätzung des Politikwissenschaftlers.
"Wenn wir vor anderthalb Jahren angefangen hätten, wären wir heute vielleicht an einer anderen Stelle, als wir heute sind", fügt er hinzu. Die Ampel habe es versäumt, der Privatwirtschaft einen Rahmen zum Hochfahren der Rüstungsproduktion vorzugeben.
Würde Trump diese Drohung wahr machen, müsse Europa nicht nur selbst die Last der Eindämmung und der Zurückdrängung Russlands übernehmen, sondern vor allen Dingen einen atomaren Schutzschild aufbauen, das abschreckend auf mögliche Aggressionen seitens der Russischen Föderation wirkt. "Und das ist eine Aufgabe, die eine der härtesten Nüsse ist, die es im europäischen Bereich zu knacken gilt."
Trump äußerte sich auch skeptisch bezüglich der Ukraine-Hilfen. Masala sieht hier dramatische Konsequenzen, die auf Europa zukommen würden:
Dabei gehe es nicht um das Finanzvolumen, sondern "um das Gerät, das geliefert wird", etwa "die für die ukrainische Operationsführung wichtigen Kurzstreckenraketen längerer Reichweite".
Europa können es "auffangen in einigen Bereichen", aber langfristig die USA nicht ersetzen.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.