Warum Botswana Deutschland 20.000 Elefanten schicken will

    Ärger mit Berlin:Warum Botswana 20.000 Elefanten schicken will

    Anna Grösch
    von Anna Grösch
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    Das "Angebot" von Botswanas Präsident, 20.000 Elefanten an Deutschland zu schicken, sorgt für Schlagzeilen. Doch es offenbart auch eine große Frustration Botswanas mit dem Westen.

    Elefanten im Chobe-Nationalpark in Botswana.
    Elefanten im Chobe-Nationalpark in Botswana.
    Quelle: AP

    Eine Elefantenherde im Londoner Hyde Park oder gar im Berliner Tiergarten? Eine Sehenswürdigkeit wäre das allemal. Kippen würde die Stimmung aber wohl spätestens dann, wenn die Elefanten Zäune einreißen, Menschen zertrampeln und wertvolle Ressourcen zerstören.
    In Botswana kommt das vor. Das Land hat die größte Elefantenpopulation in Afrika, 130.000 Elefanten leben hier laut African Wildlife Foundation. Zu viele, sagt Präsident Mokgweetsi Masisi und dazu: Man könne Deutschland gerne welche abgeben. 20.000 will er nach Deutschland "verschenken", erklärte er gegenüber der "Bild". "Wir akzeptieren kein Nein."
    Im März hatte Botswanas Umweltminister Dumizweni Mthimkhulu ein ähnliches Angebot an London unterbreitet.
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    Lemke befürwortet Einfuhrverbot von Jagdtrophäen

    Aber warum das Ganze? Der Vorschlag Masisis entzündet sich an mutmaßlichen Plänen des Bundesumweltministeriums über ein Einfuhrverbot von Jagdtrophäen. Eine Ministeriumssprecherin stellte am Dienstag allerdings klar: "Da wird aktuell eine Debatte auf europäischer Ebene geführt. Eine nationale Maßnahme ist diesbezüglich nicht geplant." Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) gilt jedoch als Befürworterin von Einfuhrbeschränkungen.
    Die Jagd auf Wildtiere ist eine Einnahmequelle für manche afrikanischen Länder. Sie verdienen ganz legal an Tieren, die sie zum Abschuss freigeben - denn die nötigen Jagdlizenzen sind teuer. Seit 2019 ist die Jagd auf Elefanten in Botswana wieder erlaubt, nachdem der damalige Präsident Ian Khama sie aus Umweltschutzgründen 2014 komplett verboten hatte.

    Jagd als Mittel für den Naturschutz?

    Tatsächlich sind Elefanten in Botswana ein Problem, wie ZDF-Korrespondentin Verena Garrett in Johannesburg sagt. Die Tiere leben in nicht umzäunten Naturparks und fressen auch auf den Äckern von Bauern. Durch die schiere Masse komme es immer wieder zu Zusammenstößen von Mensch und Tier.

    Die Elefanten sind immer wieder Thema, weil sie die Ernte und Lebensraum der Menschen zerstören.

    Verena Garrett, ZDF-Korrespondentin in Johannesburg

    Sogar der World Wide Fund For Nature (WWF) erkennt an, dass die Trophäenjagd - unter bestimmten, limitierten Voraussetzungen - Teil des Naturschutzes sein kann. Doch es gibt viele Probleme. "Meistens ist sie nicht nachhaltig", sagt Colman O'Criodain, Spezialist für Wildtierhandel beim WWF. "Wir erkennen an, dass es Orte gibt, wo sie [die Trophäenjagd] sich als nützliches Mittel des Naturschutzes erwiesen hat." Das sei jedoch eher eine Ausnahme - nicht die Regel.

    Afrikanische Elefanten gefährdet

    Denn nach wie vor sind Elefanten gefährdet. Seit 2021 gilt der Afrikanische Waldelefant laut Internationaler Roter Liste als "vom Aussterben bedroht", der Afrikanische Savannenelefant als "stark gefährdet". "Auch wenn einige Bestände, vor allem im südlichen Afrika, zunehmen", wie der WWF schreibt - im Gegensatz zum Rest des Kontinents.
    Aber wie viele Deutsche reisen denn nun wirklich jedes Jahr nach Botswana, um dort Jagd auf Elefanten zu machen? Aus Zahlen des Bundesamts für Naturschutz geht hervor, dass in den Jahren 2019 bis 2023 insgesamt 21 Jagdtrophäen von Afrikanischen Elefanten aus Botswana nach Deutschland eingeführt wurden. Eine relativ geringe Zahl, gemessen daran, welch emotionale Reaktion Lemkes Verbotsvorstoß in Botswana hervorruft.

    Gefühl von "neo-kolonialer Einmischung"

    Das könnte auch daran liegen, dass das Land sich vom Westen bei diesem Thema missverstanden sieht - oder gar als unfähig, die eigenen Angelegenheiten zu regeln. Bei einem Besuch in Berlin Ende März habe Umweltminister Mthimkhulu Lemke eingeladen, sich die Lage vor Ort anzuschauen, hieß es damals. Lemke habe jedoch abgelehnt - aus Zeitgründen.

    Es ist sehr einfach, in Berlin zu sitzen und eine Meinung zu haben zu unseren Angelegenheiten in Botswana.

    Mokgweetsi Masisi, Präsident von Botswana

    Ein Grund für die Reaktionen aus Botswana könnte auch eine Entscheidung Belgiens sein: Das dortige Parlament hatte im Januar einstimmig beschlossen, die Einfuhr von Jagdtrophäen gefährdeter Arten ins Land zu verbieten. Die Sorge bei den afrikanischen Ländern ist nun groß, dass andere Länder dem folgen könnten.
    Erst Ende Februar hatte auch der namibische Umweltminister einen scharfen Brief an Ministerin Lemke verfasst, in dem er jegliche Einfuhrbeschränkungen als "unrechtmäßig" und "neo-koloniale Einmischung" in innere Angelegenheiten verurteilte.
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