Bornholm: Wie ein Urlaubsziel zur Energieinsel werden soll

    2030 soll es soweit sein:Bornholm: Eine Urlaubsinsel wird Energieinsel

    ZDF-Reporterin Heike Kruse zur Wahl in Finnland
    von Heike Kruse, Skandinavienstudio Kiel
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    Die dänische Ferieninsel soll zum Zentrum für Windkraft in der Ostsee werden, zur Energieinsel. Bis 2030 soll das Projekt umgesetzt sein. So soll es der Regierung gelingen.

    Im Hafen der dänischen Insel Bornholm laufen Bauarbeiten.
    Im Zuge des Projekts "Energieinsel" sind die Bauarbeiten auf Bornholm im vollen Gang.
    Quelle: ZDF

    Baggerlärm statt Möwengeschrei. Der Haupthafen von Bornholm in Rønne ist eine Baustelle. Er wird in die Ostsee hinein vergrößert, damit so schnell wie möglich auch sehr große Schiffe, die Teile von Windrädern transportieren, anlegen können. In der Ostsee, zwischen Rügen und Bornholm, stehen bereits zahlreiche Windräder. Die neuen, die 15 bis 20 Kilometer südwestlich von Bornholm aufgestellt werden, sind bis zu 350 Meter hoch. Sie sollen Strom für drei Millionen Haushalte produzieren: auf Bornholm, dem dänischen Festland, in Schweden, Polen und in Mecklenburg-Vorpommern.
    Offshore-Windpark Meerwind, nordwestlich von Helgoland
    Recherchen zeigen: Die derzeitige Stromproduktionsmenge deutscher Windparks befindet sich zu über 80 Prozent im Besitz ausländischer Investoren, darunter chinesische Staatsfirmen.14.05.2024 | 10:27 min

    Bornholm erfindet sich neu

    Jeppe La Tour ist der Hafenchef von Rønne und freut sich auf die Zukunft Bornholms als Energieinsel.

    Die Windenergie ermöglicht dem Hafen, erneut vom Meer zu leben, nachdem die Fischerei zugrunde gegangen ist.

    Jeppe La Tour, Hafenchef von Rønne

    Der Hafenchef hofft auf neue Unternehmen, die Arbeitsplätze auf der Insel schaffen. Denn Bornholm hatte in den letzten Jahren mit Abwanderung zu kämpfen und hängt bis heute am Geldtropf der dänischen Regierung.
    40.000 Menschen leben dauerhaft auf der Ostseeinsel, dazu kommen im Sommer viele Tausend Touristen. Aber der Tourismus allein, ist sich eine Mehrheit der Insulaner laut Umfragen sicher, wird Bornholm nicht in eine wirtschaftlich bessere Zukunft führen.

    Erste Jahreshälfte 2024
    :58 Prozent Stromerzeugung aus Erneuerbaren

    In der ersten Jahreshälfte 2024 deckten erneuerbare Energien etwa 60 Prozent des deutschen Strombedarfs ab, vor allem durch Windkraft. Welche Schritte zukünftig erforderlich sind.
    Windräder drehen sich im neuen Windpark Rieps

    "Energiø" - ein Milliardenprojekt

    Das Projekt "Bornholm - energi-ø" (Bornholm - Energieinsel) ist eine deutsch-dänische Kooperation; auf deutscher Seite federführend ist das Energieunternehmen "50 Hertz". Weder die Regierung in Kopenhagen noch die Windenergiebranche äußern sich bislang zu den Kosten, außer dass es wohl ein Milliardenprojekt wird.
    Die Südwestküste Bornholms gilt angeblich als nicht ganz so schön. Deshalb wird dort der Windstrom per Kabel ankommen und bis zu einer Hochspannungsanlage weitergeleitet werden. Man braucht sie, um den Wechselstrom, den die Windräder im Meer produzieren, in Gleichstrom umzuwandeln. Gleichstrom eignet sich sehr gut zum Weitertransport über Hunderte von Kilometern. Die geplante Hochspannungsanlage soll 25 Meter hoch und auf Ackerland gebaut werden.
    Jacob Trøst (Konservative Partei) ist Bürgermeister von Bornholm und überzeugt, dass die Natur nicht unter Bau und Betrieb der neuen Hochspannungsanlage leiden werde:

    Man hat versucht, den Ort zu finden, der die größte Rücksicht auf die Natur nimmt.

    Jacob Trøst, Bürgermeister von Bornholm

    Und weiter: "Es ist ein Aspekt des Projekts 'Energieinsel', auch die Artenvielfalt mit zu berücksichtigen. So, dass man tatsächlich sogar etwas mehr Natur hier bekommt als heute."
    Zu sehen ist ein idyllischer Hafen auf der dänischen Insel Bornholm.
    Auch wenn das idyllische Bild der Insel Bornholm nicht durch das Projekt "Energieinsel" bedroht ist, gibt es dennoch Kritik am Vorhaben.
    Quelle: ZDF

    Kritik auf Bornholm am Projekt Energieinsel

    "Energieinsel, nein danke!" steht auf dem Schild an der Landstraße. Anwohner rund um den geplanten Standort der Hochspannungsanlage verstehen nicht, warum mehr Strom, als die Insel braucht, auf hoher See produziert, auf Bornholm umgewandelt und dann Hunderte Kilometer weitergeleitet werden soll. Die Kritiker haben einen Bürgerverein gegründet und sind wütend, weil die dänische Regierung bislang keine Entschädigungszahlungen anbietet.
    Auf einem Schild an der Straße steht auf dänisch ein Protest gegen das Projekt "Energieinsel".
    Das Projekt "Energieinsel" polarisiert. Nicht alle Einwohner sind überzeugt.
    Quelle: ZDF

    Michael Ellermann hat vor Jahren eine alte Schule gekauft und renoviert. "Wenn eine so große Anlage wenige hundert Meter vor unserem Haus platziert wird, fällt der Wert unserer Immobilie enorm", ärgert er sich.

    Dazu fünf bis sieben Jahre Bauzeit, in der wir von Lärm, Staub und ähnlichem geplagt werden.

    Michael Ellermann, Anwohner

    Windkraft auf Bornholm - alternativlos?

    Mette Skøt, Chefberaterin beim Project "Bornholm - Energi-ø" hat Verständnis für den Unmut, aber sieht keine Alternative: "Windkraft ist eine Energiequelle, die niemals versiegt und keine Abgase verursacht."

    Sie ist ein wichtiges Puzzleteil der grünen Umstellung, die für ganz Europa interessant ist.

    Mette Skøt, Chefberaterin beim Project "Bornholm - Energi-ø"

    Und das Postkartenidyll Bornholm mit Stockrosen vor alten Fischerhäuschen in "hyggeligen" Badeorten, soll auch auf der "energi-ø", der Energieinsel, nicht verschwinden.

    Dänische Ostseeinsel
    :So will Bornholm bis 2032 müllfrei werden

    Der Plan der Insel: Die erste abfallfreie Gemeinde der Welt werden. Doch die Uhr tickt: Es bleiben noch acht Jahre, um Mülldeponien und Verbrennungsanlagen loszuwerden.
    Heike Kruse, Skandinavienstudio Kiel
    Man sieht auf dem Bild Plastikmüll zusammengepresst zu großen Würfeln in einer Mülldeponie.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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