Nato-Soldaten in Ukraine?:Polen unterstützt Macrons Bodentruppenvorstoß
|
Bodentruppen in der Ukraine? Auch Tage später sind sich die Nato-Partner uneins über die Idee von Frankreichs Präsident Macron. Polens Außenminister zeigte sich nun offen.
Polens Außenminister Sikorski widerspricht Deutschland und Finnland - und begrüßte Macrons Bodentruppen-Äußerung.
Quelle: AP
Der Vorstoß von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, den Einsatz von Bodentruppen in der Ukraine nicht auszuschließen, reißt immer tiefere Gräben zwischen den Nato-Staaten.
Nachdem die Verteidigungsminister Deutschlands und Finnlands am Freitagmorgen ein Ende der Debatte und die Konzentration auf die wichtigere Waffenhilfe für die Ukraine forderten, widersprach Polens Außenminister Radoslaw Sikorski später während einer Konferenz ausdrücklich und ging mit dem Hinweis auf Nato-Truppen sogar noch weiter als Macron:
"Macrons Signal funktioniert nicht": Einschätzungen aus Paris und Berlin zu seinen Aussagen.27.02.2024 | 2:12 min
Frankreichs Präsident Macron will den Einsatz von Bodentruppen in der Ukraine nicht ausschließen. Kanzler Scholz erteilte diesem Gedanken eine klare Absage.27.02.2024 | 1:57 min
So widersprach Kanzler Olaf Scholz deutlich und erinnerte an die Verabredung im westlichen Bündnis, die Nato dürfe nicht Kriegspartei werden. "Niemand will wirklich Stiefel auf dem Boden in der Ukraine haben, es gibt jetzt eine Diskussion darüber, also sollten wir es an diesem Punkt stoppen", mahnte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am Freitag bei einem Besuch in Helsinki.
Deutschland und Finnland gegen Bodentruppen in der Ukraine
Ähnlich äußerte sich der finnische Verteidigungsminister Antti Häkkänen: "Niemand unterstützt jetzt die 'Boots on the Ground'-Idee", sagte er. "Aber jeder unterstützt eine stärkere Unterstützung in Form von Waffen, Munition und Geld, und darauf sollten wir uns jetzt konzentrieren."
Laut ZDF-Korrespondent Ulf Röller gibt es für Bodentruppen keine Mehrheit in der Nato.27.02.2024 | 1:09 min
Pistorius sagte, man habe ein Problem mit den Produktionskapazitäten für Artillerie, insbesondere für Munition, für Luftabwehrsysteme, für Patriot- und IRIS-T-Raketen. "Wir müssen überall auf der Welt alles tun, um zu sammeln, zu beschaffen, zu kaufen und zu produzieren, was immer möglich ist, um die Ukraine so gut wie möglich zu unterstützen."
Polens Außenminister: Putin soll Angst haben
Bereits in der vergangenen Woche hatte Macrons Vorstoß unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Nun gibt es auch einen offenen Dissens im "Weimarer Dreieck" aus Frankreich, Deutschland und Polen, das gerade wiederbelebt werden sollte.
Denn sowohl Macron als auch Sikorski warfen den Gegnern einer Bodentruppendebatte Kurzsicht und Feigheit vor. "Es geht darum, dass Putin Angst hat, nicht dass wir Angst vor Putin haben", schrieb der polnische Außenminister.
In der Bundesregierung wird dagegen darauf verwiesen, dass man die Unterstützung der Bevölkerung in vielen Nato-Staaten für die Ukraine nicht durch solche Debatten aufs Spiel setzen solle.
Frankreichs Präsident Macron schließt die Entsendung von Truppen in die Ukraine nicht aus. Kanzler Scholz lehnt dies ab. Die Analyse bei ZDFheute live mit Oberst a.D. Richter.27.02.2024 | 34:12 min
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:
Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.