Schwerpunkt
Analyse
Optionen der Demokraten:Szenarien für den Biden-Ausstieg
von Anna Kleiser
|
Es ist seit Wochen dasselbe Spiel: Der innerparteiliche Druck auf Biden auszuscheiden, steigt. Er sagt, er bleibt. Lange geht das nicht gut. Ein Überblick über die Wege vorwärts.
Während die Republikaner in Milwaukee unter Trump ihre Einheit feiern, herrscht bei den Demokraten weiter Chaos. Wieder geht es um die Frage, ob Joe Biden ihr Kandidat für die Wahl bleibt.
Quelle: AFP
Egal, was Joe Biden in den vergangenen Wochen versucht hat, er wird die Frage nach seiner Fitness nach der desaströsen TV-Debatte nicht los. Mehr Wahlkampf, mehr Interviews, Hintergrundgespräche mit Abgeordneten und Spendern: All das reicht nicht, um den Druck aus der eigenen Partei loszuwerden, seinen Platz zu räumen. Im Gegenteil.
Die Demokraten sind im Panik-Modus. Immer mehr Abgeordnete fordern seinen Rückzug. Auch Parteigrößen erhöhen den Druck auf Biden. Doch der macht weiter klar: Er will im Rennen ums Weiße Haus bleiben. Das macht er auch am Freitag und kündigt an, kommende Woche nach seiner Covid-Erkrankung wieder in den Wahlkampf einsteigen zu wollen.
Welche Optionen die Partei nun hat.
Option eins: Biden tritt zurück, übergibt an Harris
Der radikalste Schritt wäre ein Rücktritt Bidens - auch aus dem Amt des US-Präsidenten. In der Folge wäre automatisch Kamala Harris Präsidentin der USA und könnte sich einen neuen Vizepräsidenten suchen. Dabei wird davon ausgegangen, dass sie sich einen moderaten Gouverneur an ihre Seite holen würde. Etwa den 46-Jährigen Gouverneur des konservativen Bundesstaates Kentucky, Andy Beshear.
Dass Harris in der Lage sei, die Präsidentschaft zu übernehmen, hat Biden zuletzt mehrfach betont. Diese Option hätte für die Demokraten den Vorteil schnell mit demselben Personal und Zugriff auf die Wahlkampfkassen weiterzumachen. Harris könnte die Macht des Amtes mit ins Rennen nehmen und die Partei kann die Frage umgehen, wie Biden Präsident aber nicht mehr Kandidat sein könnte.
Im Umfeld von Biden werde nach Berichten überlegt, wie der Wahlkampf möglichst stark weitergeführt werden könne so ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen aus Milwaukee.19.07.2024 | 8:29 min
Option zwei: Biden zieht zurück, öffnet Rennen
Diese Frage wird sicher auf Biden zukommen, sollte er sich zwar aus dem Rennen zurückziehen, aber weiter Präsident bleiben. Daneben aber brächte diese Option den Vorteil, dass es bei einem offenen Rennen über die Nachfolge in einem demokratischen Prozess abliefe.
Dieser Prozess hat den Nachteil, dass davon auszugehen ist, dass sich die Flügel der Partei weiter streiten und ein chaotisches Bild abgeben, nur wenige Monate vor der US-Wahl. Einen offenen Parteitag hatten die Demokraten zuletzt 1968. Wahrscheinlich würden die Demokraten versuchen, sich vorher auf das Ticket mit den besten Chancen zu einigen.
Für beide Optionen gilt: Wenn Biden nicht mehr antritt, sind seine Delegierten am Parteitag nicht mehr gebunden und können stimmen für wen sie wollen. Selbst wenn Biden und die Partei einen Ersatzkandidaten befürworten, wird niemand offiziell zum Kandidaten, bevor die Delegierten nicht gewählt haben.
Für Trump wäre der Weg ins Weiße Haus mit einem jüngeren demokratischen Team schwerer, so Politikwissenschaftler Michael Werz. 19.07.2024 | 16:10 min
Option drei: Biden bleibt
Auch wenn vieles darauf hindeutet, dass es anders kommt, gibt es auch Hinweise, dass alles so bleiben könnte wie es ist. Der größte ist Biden und sein Wahlkampfteam. Am Freitag ziehen sie durch die Medienlandschaft und beschwören, Biden bleibt im Rennen, er habe auch weiterhin die meisten Unterstützer und er werde Trump schlagen.
Bidens Wahlkampfmanagerin
Ein Klick für den Datenschutz
Erst wenn Sie hier klicken, werden Bilder und andere Daten von X nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von X übertragen. Über den Datenschutz dieses Social Media-Anbieters können Sie sich auf der Seite von X informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
Donald Trump ist offiziell der US-Präsidentschaftskandidat der Republikaner. Bei seiner Rede auf dem Parteitag der Republikaner stimmte er nur kurz versöhnliche Töne an. 19.07.2024 | 1:36 min
Trumps Dankesrede beim Parteitag der Republikaner könnte Biden wieder Aufwind geben. Der Politikberater David Axelrod sagte bei CNN:
Trumps Rede habe gezeigt, warum er außerhalb des Parteitages unbeliebt sei.
Dashboard US-Wahl 2024 Umfragen
ZDFheute Infografik
Ein Klick für den Datenschutz
Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
Der Linke Flügel der Demokraten steht fest hinter Biden. Darunter etwa Alexandria Ocasio-Cortez die in einem Instagram-Video argumentiert, die Vorstellung, die Demokraten stünden nicht hinter Biden, sei von Gruppen außerhalb des Kongresses befeuert.
Ocasio-Cortez sagt auch, es sei bis zu einem bestimmten Grad egal, wer auf dem Ticket stünde, es gehe darum auf keinen Fall zu verlieren. Die Partei müsse nun Entscheidungen treffen unter den Bedingungen, die wir vor uns haben.
Damit macht sie einen elementaren Punkt: Egal welche Option der aktuelle US-Präsident am Ende wählt, die Entscheidung muss bald fallen.
Anna Kleiser ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington.
Mehr zu den Wahlen in den USA
Story
Gerrymandering:Wenn sich US-Politiker an die Macht tricksen
Thema
Nachrichten & Hintergründe:Joe Biden
Thema
Nachrichten & Hintergründe:Donald Trump
mit Video
Höhenflug des Elon Musk:Raketenmann will Revolution auf Erde und Mars
mit Video
Bis zu 10.000 Dollar:Donald Trump bringt eigene Fangitarren raus
mit Video
Machtwechsel in den USA:Wie Trumps Team aussehen soll: Ein Überblick
mit Video
Regierungspläne von Donald Trump:Wrestling-Managerin als Bildungsministerin
mit Video
Trumps Nominierung:TV-Arzt Oz soll US-Gesundheitsposten kriegen
mit Video
Gesetze per Exekutiv-Vollmacht:US-Behörden: Musk will massiv Personal abbauen
mit Video
Nominierte US-Geheimdienstchefin:Tulsi Gabbard: Russlands "Superwoman"?
Interview
Experte zu Musk im Kabinett:"Radikale Staatsfeinde bekommen Staatsmacht"
mit Video
US-Telekommunikations-Aufsicht:Trump will Carr zum FCC-Vorsitzenden ernennen
mit Video
Vor Machtwechsel in den USA:Trump im Nacken: Biden besucht Amazonasgebiet
mit Video
"Absage an den Klimaschutz":Trump will Chris Wright als Energieminister
Katharina Schuster, Washington D.C.
mit Video
Trump nominiert Karoline Leavitt:27-Jährige wird Sprecherin des Weißen Hauses
mit Video
Ernennung von Ministern:So könnte Trump den US-Senat umschiffen
mit Video
"Aufstrebender Diktator"?:Wie viel Macht Trump im Weißen Haus hat
Anna Kleiser, Washington D.C.
mit Video
So könnte Netanjahu profitieren:Was Trumps Sieg für den Nahen Osten bedeutet
Thomas Reichart, Tel Aviv
1:47 min
Nachrichten | heute 19:00 Uhr:Republikanischer Hardliner als Justizminister
von Heike Slansky