Todesurteil gegen Deutschen: Belarus wohl gesprächsbereit

    Deutscher Staatsbürger:Belarus nach Todesurteil wohl gesprächsbereit

    |

    Ein deutscher Staatsbürger ist in Belarus zum Tode verurteilt worden. Das Auswärtige Amt wolle sich "intensiv" für ihn einsetzen. Laut Belarus gibt es "Konsultationen".

    Archiv: wehende Flagge von Belarus
    In Belarus wurde ein Deutscher offenbar zum Tode verurteilt (Symbolfoto).
    Quelle: epa

    Ein deutscher Staatsbürger ist nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation in Belarus zum Tode verurteilt worden.
    Wie die belarussische Menschenrechtsorganisation Wjasna am Freitag mitteilte, wurde der 30-Jährige bereits am 24. Juni wegen mehrerer Straftaten schuldig gesprochen. Ihm wurden Söldnertum, Spionage, Terrorismus, Schaffung einer extremistischen Vereinigung, Zerstörung eines Verkehrsobjekts und illegaler Umgang mit Waffen, Sprengstoff und Munition vorgeworfen, heißt es von Wjasna.
    Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, der Fall sei bekannt und die deutschen Behörden setzten sich "intensiv" für den Mann ein.

    Minsk: "Konsultationen" mit Bundesregierung

    Die Regierung in der belarussischen Hauptstadt Minsk befindet sich nach eigenen Angaben in "Konsultationen" mit der Bundesregierung. Einzelheiten dazu wurden nicht genannt.
    "Auf Ersuchen des Auswärtigen Amtes hat Belarus konkrete Lösungsvorschläge für die weitere Entwicklung der Situation unterbreitet", hieß es vom belarussischen Außenministerium im Onlinedienst X.

    X-Post des belarussischen Außenministeriums

    Ein Klick für den Datenschutz
    Erst wenn Sie hier klicken, werden Bilder und andere Daten von X nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von X übertragen. Über den Datenschutz dieses Social Media-Anbieters können Sie sich auf der Seite von X informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.

    Verurteilung wohl in Zusammenhang mit Freiwilligen-Regiment

    Der Prozess fand zum Teil hinter verschlossenen Türen statt. Die staatliche belarussische Nachrichtenagentur Belta hatte zunächst nicht über den Fall berichtet.
    Laut Wjasna hängt die Verurteilung des Deutschen mit dem Kastus-Kalinouski-Regiment zusammen, einem militärischen Verband aus belarussischen Freiwilligen, die an der Seite der Ukraine gegen Russland kämpfen. In Belarus ist das Regiment als "extremistische Gruppe" eingestuft. Laut Wjasna sitze der Mann seit November 2023 in Haft, berichtete die NGO. Unklar war zunächst, ob er Berufung gegen das Urteil eingelegt hat.
    Belarus: Militärmanöver
    Bei einem Manöver in Belarus üben belarussische gemeinsam mit chinesischen Streitkräften – direkt an der Grenze zu Polen. 11.07.2024 | 1:59 min

    Fall ist dem deutschen Außenministerium bekannt

    Das Außenministerium in Berlin hatte auf Anfrage von ZDFheute am Freitag mitgeteilt, dass der Fall bekannt sei.

    Das Auswärtige Amt und die Botschaft in Minsk betreuen den Betroffenen konsularisch und setzen sich intensiv gegenüber den belarussischen Behörden für ihn ein.

    Stellungnahme des deutschen Außenministeriums

    Die Todesstrafe sei "eine grausame und unmenschliche Form der Bestrafung, die Deutschland unter allen Umständen ablehnt".

    Wjasna: Verurteilter wohl Rettungshelfer und Sicherheitsmann

    Laut einem Profil im Onlinenetzwerk LinkedIn, das Wjasna dem 30-Jährigen zuordnete, arbeitete dieser als Rettungshelfer für das Deutsche Rote Kreuz und als Sicherheitsmann für die US-Botschaft in Berlin. Nach Angaben der NGO war der Fall des Deutschen das erste Gerichtsverfahren in Belarus wegen Söldnertums.
    Wjasna ist international sehr angesehen, ihr Gründer Ales Bjaljazki war 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.
    25.02.24, Minsk: Präsident Lukashenko wirft seine Stimme in die Wahlurne.
    In Belarus fanden Anfang des Jahres zum ersten Mal seit den gewaltsam niedergeschlagenen Protesten im Sommer 2020 landesweite Wahlen statt. Die Opposition rief aus dem Exil heraus zum Boykott auf.25.02.2024 | 2:48 min
    Seit dem Beginn der vom belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko unterstützten russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wurden in Belarus mehrere Menschen wegen des Vorwurfs festgenommen, Sabotageakte zugunsten Kiews begangen zu haben.

    Belarus vollstreckt als einziges Land in Europa die Todesstrafe

    Belarus ist das einzige europäische Land, in dem die Todesstrafe noch verhängt und vollstreckt wird - ausschließlich gegen Männer. Die Verurteilten werden mit Schusswaffen hingerichtet. Die Daten der Hinrichtungen werden nicht veröffentlicht, die Leichname der Hingerichteten werden ihren Familien nicht übergeben. Diese werden auch nicht über den Begräbnisort informiert.
    Seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1991 wurden in Belarus nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International bis zu 400 Menschen hingerichtet. Hinrichtungen von ausländischen Staatsbürgern sind jedoch selten.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

    Sie wollen stets auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie bei unserem ZDFheute-WhatsApp-Channel genau richtig. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Mini-Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: ZDFheute-WhatsApp-Channel.

    Quelle: AFP, dpa, ZDF, Reuters
    Thema

    Mehr zu Belarus