Saudi-Arabien: Baerbocks seltsame Partnerschaft mit Riad

    Außenministerin in Saudi-Arabien:Baerbocks seltsame Partnerschaft mit Riad

    Dr. Wulf Schmiese: Leiter der Redaktion "heute-journal" (2019)
    von Wulf Schmiese, Riad
    |

    Die deutsche Außenministerin scheint in Saudi-Arabien stets willkommen. Baerbock wiederum zeigt sich hier als Realpolitikerin - um einer Eskalation in Nahost entgegenzuwirken.

    Außenministerin Annalena Baerbock besucht Jordanien
    "Die Ministerin wird den Außenminister von Saudi-Arabien treffen, nach Amman weiterfliegen und am Abend in Israel sein", so Wulf Schmiese, ZDF-Hauptstadtkorrespondent, in Riad. 05.09.2024 | 3:18 min
    Da entsteht eine seltsame politische Partnerschaft: Zum vierten Mal hat Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock Saudi-Arabien besucht. Ohne dringenden Grund war Riad erste Station ihrer aktuellen Nahost-Reise, die am Freitag in Israel endet.
    "Feministische Außenpolitik" und "wertegeleitete Außenpolitik" - mit diesen Begriffen hat die Grüne Baerbock ihre Amtszeit geprägt als Deutschlands erste Außenministerin überhaupt: klarer, fordernder, schärfer. Ihr Stil ist umstritten, weil - so sagen Anhänger von Realpolitik - undiplomatisches Auftreten zu "Irrealpolitik" führe und wichtige Partner verstimme.
    Außenministerin Baerbock reist nach Saudi-Arabien, Jordanien und
    Außenministerin Baerbock ist erneut für Gespräche über die Lage in Gaza und eine mögliche Waffenruhe in den Nahen Osten gereist. Zunächst stehen Gespräche in Saudi-Arabien an.05.09.2024 | 0:20 min

    Baerbock in Saudi-Arabien willkommen

    Aber Riad ist nicht Peking. Anders als in China scheint Baerbock bei den Saudis stets willkommen zu sein. Obwohl dort weder demokratische noch feministische Werte den Staat machen. Doch hier zeigt sich Baerbock als Realpolitikerin.
    Sie sieht in Saudi-Arabien eine entscheidende Macht im Nahen Osten, um den drohenden Flächenbrand zu verhindern. Der droht akut auszubrechen seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023.
    Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)
    ZDFheute Infografik
    Ein Klick für den Datenschutz
    Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.

    Saudi-Arabien: Schwieriges Verhältnis zu Israel

    Saudi-Arabien ist als Geburtsland des Islam bedeutend für die arabische Welt, vor allem für die Sunniten als Hüter der Heiligen Städte Mekka und Medina. Jahrzehntelang wurden auch in den saudischen Herrscherpalästen die Juden verunglimpft und die Existenz Israels verurteilt. Bis heute gibt es keine diplomatischen Beziehungen, israelische Pässe werden nicht akzeptiert.
    Dennoch gab es ab 2020 informelle Zusammenarbeit vor allem in der Sicherheitspolitik. Denn Saudis wie Israelis sehen als größte Gefahr in der Region die schiitische Gegenmacht: Iran. Wegen dieses gemeinsamen Feindes waren Saudi-Arabien und Israel auf klarem Kurs aufeinander zu.
    Junge vor Trümmern
    Israel trauert und protestiert, die Regierung hält eisern am sturen Militärkurs fest. Die Lage wird immer schwieriger.05.09.2024 | 2:02 min

    Saudi-Arabiens Rolle im Nahost-Konflikt

    Bis die Hamas zuschlug. Anders als die Mehrheit am Persischen Golf hat Riad den brutalen Überfall offiziell zumindest nie bejubelt. Aber es hat Israel ermahnt wegen dessen harscher Gegenreaktionen und tut das immer wieder, wie auch jetzt beim Besuch Baerbocks.
    Naher Osten
    ZDFheute Infografik
    Ein Klick für den Datenschutz
    Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
    Doch die deutsche Außenministerin erkennt vor allem die bewusste Zurückhaltung - und schätzt sie als Hilfe in Richtung Frieden. Deshalb spannt sie durch ihre häufigen Besuche den engen Draht zu einem Staat, der sich fast wie ein bloßer Beobachter gibt, wie ein besorgter Nachbar.

    Ein Außenminister, der deutsch spricht

    Zudem versteht sie sich mit dem nur wenig älteren Außenminister Saudi-Arabiens, und zwar unmittelbar, weil dieser fließend deutsch spricht. Prinz Faisal bin Farhan ist in Frankfurt geboren, war Boeing-Vorstand und gilt als Pragmatiker, der die Interessen seines Landes nüchtern errechnet.
    Baerbock gab er zu verstehen: Wir wollen den Weg Richtung Israel weitergehen. Voraussetzung dazu ist aber das Festhalten an einer künftigen Zwei-Staaten-Lösung.
    Michael Bewerunge
    Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe "klargemacht, dass er weiter darauf setzt, die Geiseln militärisch zu befreien", so Michael Bewerunge, ZDF-Korrespondent.03.09.2024 | 2:55 min
    Das ist exakt die Losung, die Baerbock nur Stunden später von Jordanien aus an Israel richtet: "Es braucht vor allem eine Zwei-Staaten-Lösung." Mächten wie Saudi-Arabien ist zu verdanken, sagt sie fast unverblümt "dass die Funken, die überall sprühen, bis heute keinen Flächenbrand" ausgelöst haben.
    Israel kennt damit schon das Mitbringsel Baerbocks, wenn sie an diesem Freitag ihre Nahostreise in Tel Aviv abschließen wird: Auf die Saudis könnt ihr zählen, die sind da pragmatisch. Seid es auch. Zerbombt nicht die Zwei-Staaten-Lösung. Dann wird es leichter mit dem Frieden. Auch wenn das schon wieder nach "Irrealpolitik" klingt.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

    Sie wollen stets auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie bei unserem ZDFheute-WhatsApp-Channel genau richtig. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Mini-Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: ZDFheute-WhatsApp-Channel.

    Aktuelle Nachrichten zum Nahost-Konflikt