Deutsche Botschaft in Syrien nach 13 Jahren wiedereröffnet

    Nach Assad-Sturz:Deutsche Botschaft in Syrien wiedereröffnet

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    Überraschend hat Außenministerin Annalena Baerbock in Syriens Hauptstadt Damaskus die deutsche Botschaft wiedereröffnet. Die Botschaft war vor 13 Jahren geschlossen worden.

    Ein Flugzeug der Luftwaffe steht vor dem Ablug von Bundesaußenministerin Baerbock am Flughafen bereit. Baerbock reist aus dem Libanon weiter nach Syrien.
    Baerbock reist zum zweiten Mal nach dem Sturz Assads nach Syrien. Im Vorfeld hatte sie der Übergangsregierung weitere Hilfen und eine Lockerung der Sanktionen in Aussicht gestellt.20.03.2025 | 0:24 min
    Gut drei Monate nach dem Sturz des syrischen Langzeitherrschers Baschar al-Assad hat Deutschland wieder eine Botschaft in Syrien. Außenministerin Annalena Baerbock eröffnete die 2012 nach Beginn des Bürgerkriegs geschlossene Vertretung bei ihrem Besuch in der Hauptstadt Damaskus.
    Eine niedrige einstellige Zahl von deutschen Diplomaten soll nun vor Ort an der Stabilisierung und am Wiederaufbau des schwer zerstörten Landes mitarbeiten. Die Botschaft stand seit ihrer Schließung leer. Als Baerbock das Gebäude bei ihrem ersten Besuch in Damaskus nach dem Sturz Assads im Januar besichtigte, hing noch ein Bild des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff (Amtszeit 2010 bis 2012) an der Wand.
    Geleitet werden soll die Vertretung nun zunächst von dem Diplomaten Stefan Schneck, der dann als Geschäftsträger fungiert. Ein Botschafter soll erst später benannt werden.
    Nahostkonflikt - Syrien
    In Brüssel tagt eine Geberkonferenz für Syrien. Die Menschen in dem kriegszerstörten Land brauchen dringend Hilfe. Eine Reportage aus Aleppo.17.03.2025 | 2:40 min

    Visa werden weiterhin in Beirut erteilt

    Mit der Präsenz vor Ort könne man zum Beispiel den wichtigen Kontakt zur Zivilgesellschaft besser pflegen und direkt und unmittelbar auf gravierende Fehlentwicklungen reagieren, heißt es aus dem Auswärtigen Amt. Die Erteilung von Visa soll wie auch in den letzten Jahren die Botschaft im libanesischen Beirut übernehmen.
    Das bisherige Botschaftsgebäude kann derzeit nur punktuell für Gespräche genutzt werden. Das Tagesgeschäft findet an einem anderen Ort statt, der aus Sicherheitsgründen geheim gehalten wird. Ob die Botschaft irgendwann wieder ganz genutzt werden kann, ist noch offen.
    2021, Syrien, Idlib: Syrische Kinder suchen auf einer Mülldeponie in der Nähe des Grenzübergangs Bab al-Hawa nach wiederverwertbaren Abfällen wie Plastik und Altmetall.
    In Syrien sind nach UN-Angaben weiterhin 70 Prozent der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen. Eine Geberkonferenz in Brüssel hat dafür fast 2,5 Milliarden Euro zugesagt.17.03.2025 | 1:35 min

    Gewaltausbruch hat "massiv Vertrauen gekostet"

    Baerbock will bei ihrem Besuch in Syrien auch Gespräche mit der islamistischen Übergangsregierung und Vertretern der Zivilgesellschaft führen. Begleitet wird Baerbock vom CDU-Bundestagsabgeordneten Armin Laschet.
    Die Reise findet zwei Wochen nach einem heftigen Gewaltausbruch mit Hunderten Toten im Nordwesten von Syrien statt. Schon vor ihrem Abflug aus Beirut im Nachbarland Libanon verurteilte Baerbock die "gezielte Tötung von Zivilisten" als "schlimmes Verbrechen". Die Vorfälle hätten "massiv Vertrauen gekostet".

    Humanitäre Hilfe und Lockerung von Sanktionen möglich

    Die Grünen-Politikerin stellte den Syrern aber trotzdem anhaltende humanitäre Hilfe und eine weitere Lockerung von Sanktionen in Aussicht - aber nur unter bestimmten Bedingungen. Sie sagte:

    Ein politischer Neuanfang zwischen Europa und Syrien, zwischen Deutschland und Syrien ist möglich.

    Annalena Baerbock, Außenministerin

    Und weiter: "Dies ist aber auch mit klaren Erwartungen verbunden, dass Freiheit, Sicherheit und Chancen in Syrien für alle Menschen gelten - für Frauen und Männer, für Angehörige aller Ethnien und Religionen."
    Syrien, Jableh: Angehörige der syrischen Sicherheitskräfte patrouillieren auf einer Straße in der Stadt Jableh, 25 km südlich von Latakia. Der syrische Übergangspräsident al-Sharaa kündigte am Sonntag die Bildung eines Hohen Komitees für den zivilen Frieden an, das die Aufgabe hat, direkt mit den Gemeinschaften in der Küstenregion in Kontakt zu treten, um Bedenken auszuräumen und Stabilität zu gewährleisten.
    Im Westen des Landes kämpfen wieder Anhänger des gestürzten Assad-Regimes und Truppen der neuen Regierung gegeneinander. Fast 1000 Zivilisten sollen dabei getötet worden sein.10.03.2025 | 2:41 min
    Im Dezember war der syrische Langzeitherrscher Assad nach fast 14 Jahren Bürgerkrieg von einer Rebellenallianz unter Führung der Islamistengruppe Halat Tahrir al-Scham gestürzt worden. Nun wird das Land von einer islamistischen Übergangsregierung geführt, an deren Spitze Präsident Ahmed al-Scharaa steht, den Baerbock in Damaskus treffen wird.

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    Quelle: dpa

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    Quelle: dpa

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