Russischer Angriff: Ukraine verliert wichtige Kampfflugzeuge

    Analyse

    Erfolgreicher russischer Angriff:Ukraine verliert wichtige Kampfflugzeuge

    von Christian Mölling und András Rácz
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    Russland hat mit Erfolg den Flughafen Mirgorod angegriffen. Ein Rückschlag für die Ukraine. Sie muss vor der Ankunft der F-16 für Verbesserungen auf den Militärflugplätzen sorgen.

    Der Militärflugplatz Mirgorod.
    Der ukrainische Militärflugplatz Mirgorod ist von Russland angegriffen worden.
    Quelle: AFP

    Russland hat am Wochenende den ukrainischen Militärflugplatz Mirgorod erfolgreich angegriffen. Nach den vorliegenden Bildern wurde mindestens eine ukrainische Sukhoi Su-27 zerstört, vier bis fünf weitere Flugzeuge wurden unterschiedlich stark beschädigt. Bestimmte Verluste wurden auch in der offiziellen Mitteilung der Ukraine eingeräumt, wenngleich die Zahlen nicht genannt wurden.
    Somit ist klar, dass es sich bei den getroffenen Flugzeugen nicht um Täuschkörper handelte, zumindest nicht bei allen. Russland gelang es, den Flughafen mit einer Langstreckendrohne zu überfliegen, die die Ziele identifizieren konnte und höchstwahrscheinlich auch das Ziel für die kurz darauf eintreffende Rakete markierte.



    Lehren vor der Ankunft westlicher Flugzeugmuster

    Zum Einsatz kam eine Iskander-Rakete, die mit einem Streumunitionssprengkopf ausgestattet war. Die Rakete traf genau den Teil des Flughafens, in dem die Sukhoi Su-27 geparkt waren.
    Aus dem Angriff lassen sich eine Reihe von Lehren ziehen, sowohl für die Ukraine als auch für den Westen.

    Ukraine muss Luftverteidigung ausbauen

    Erstens darf man Russlands Fähigkeiten und Fertigkeiten beim Einsatz von Langstrecken-Aufklärungsdrohnen nicht unterschätzen. Der Flughafen befindet sich im südöstlichen Teil der Stadt Mirgorod in der Region Poltawa. Der nächstgelegene Punkt der russischen Grenze ist fast 160 Kilometer entfernt.
    Dennoch war eine russische Langstrecken-Aufklärungsdrohne in der Lage, diese Entfernung zu überwinden und die auf dem Flughafen geparkten ukrainischen Sukhoi-Flugzeuge zu finden. Die Lehre daraus ist, dass die ukrainische Luftverteidigung viel stärker ausgebaut werden muss, wenn Kiew russische Langstrecken-Aufklärungsdrohnen aus seinem Luftraum fernhalten will.
    Christian Mölling, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik
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    Frontnahe Flughäfen fallen aus

    Zweitens war dies nicht der erste gezielte russische Angriff tief in die Ukraine. Moskau hat bereits einige Male bewiesen, dass es in der Lage ist, Ziele weit jenseits der ukrainischen Frontlinie zu finden und zu treffen.
    Daher ist es schwer zu verstehen, warum die ukrainische Militärführung beschlossen hat, ihre wertvollen Sukhoi Su-27 so nah Frontlinie zu stationieren. Auf jeden Fall muss die Ukraine nach diesem Angriff die Nutzung des Flughafens Mirgorod einschränken, wahrscheinlich für immer.
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    Tarnung und Schutz von hoher Wichtigkeit

    Die dritte und wahrscheinlich wichtigste Lektion ist, dass die Flugzeuge in Mirgorod unter freiem Himmel stationiert waren: nicht in gehärteten Bunkern, nicht in unterirdischen Lagern, es wurden nicht einmal Erdwälle um ihre Abstellplätze errichtet. Die Flugzeuge waren nicht einmal mit einem Tarnnetz versehen.
    Es ist sowohl überraschend als auch entmutigend, dass nach zwei Jahren Krieg viele der verbliebenen ukrainischen Kampfflugzeuge immer noch ohne jede Schutzmaßnahme abgestellt waren.
    Ob dies eine Folge von Nachlässigkeit, Unachtsamkeit oder schierer Unkenntnis war, muss die bevorstehende Untersuchung klären.

    Dringende Umsetzung der Lehren nötig

    Die daraus gezogenen Lehren müssen jedoch unbedingt umgesetzt werden, bevor die ersten F-16 in die Ukraine entsandt werden. Die F-16 werden für Russland sowohl aus militärischen als auch aus politischen Gründen ein wichtiges Ziel sein.






    Sollten einige oder mehrere F-16 auf die gleiche Weise wie die Sukhoi Su-27 am Boden zerstört werden, würde dies einen schweren Schlag für die Glaubwürdigkeit der Ukraine bedeuten. Es würde das Vertrauen erschüttern, dass die Ukraine tatsächlich in der Lage ist, diese Flugzeuge effektiv zu betreiben.
    Wenn dieses Vertrauen erst einmal verloren ist, lässt es sich nur sehr schwer wiederherstellen.
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    Alles in allem kann es sich die Ukraine kaum leisten, jemals wieder ein Kampfflugzeug so leichtfertig zu verlieren. Man kann nur hoffen, dass die erforderlichen Befestigungsarbeiten auf den Luftwaffenstützpunkten, die die F-16 beherbergen werden, bereits abgeschlossen sind.
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