Gewalt gegen israelische Fans:"Tiefschwarze Nacht" in Amsterdam
|
Er sei "zutiefst beschämt", sagt der niederländische Regierungschef nach den Attacken auf israelische Fußballfans in Amsterdam. International äußern sich viele Politiker entsetzt.
Nach Ausschreitungen mit mehreren Verletzten nach einem Fußballspiel eines israelischen Vereins in Amsterdam verurteilen Politiker in Europa und Israel die antisemitische Gewalt.08.11.2024 | 2:33 min
Attacken propalästinensischer Randalierer auf israelische Fußballfans in Amsterdam haben international Entsetzen und Empörung ausgelöst. Israels Außenminister Gideon Saar reiste am Nachmittag nach Amsterdam, um dort mit Vertretern der niederländischen Regierung zu sprechen. Ministerpräsident Dick Schoof erklärte:
Schoof sprach von einem "schrecklichen antisemitischen Angriff, den wir nicht tolerieren werden". Die Täter würden strafrechtlich verfolgt. "Nochmals: Ich bin zutiefst beschämt über das, was passiert ist". Geschockt äußerte sich auch der niederländische König Willem-Alexander. Das habe er auch dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog in einem Telefonat mitgeteilt, heißt es in der Erklärung des Hofes. Juden müssten sich in den Niederlanden sicher fühlen können. "Wir schlagen unsere Arme um sie und lassen sie nicht los."
Mehr als 60 Festnahmen
Am Donnerstagabend war es nach dem Europa-League-Spiel von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv zu gewalttätigen Angriffen auf israelische Fans gekommen. 20 bis 30 Menschen wurden verletzt, die meisten leicht. Israel schickte zwei Flugzeuge in die Niederlande, um die Fans sicher nach Hause zu bringen. Das Außenministerium hat nach eigenen Angaben inzwischen alle Israelis in der niederländischen Hauptstadt erreicht.
Im Zuge der Ausschreitungen waren 62 Personen festgenommen worden. Zehn befinden sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch in Haft, davon sind zwei minderjährig. Die Behörden kündigten an, alle mutmaßlichen Täter mit aller Härte zu verfolgen.
Bei den Angriffen auf israelische Fans nach einem Fußballspiel von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv sind mehrere Menschen verletzt worden. "Bisher gab es rund 60 Festnahmen", so ZDF-Korrespondentin Lara Wiedeking.08.11.2024 | 1:09 min
Stadt: "Hooligans" suchten gezielt nach israelischen Fans
Die Unruhestifter seien "aktiv auf die Suche gegangen nach israelischen Fans, um sie anzugreifen und zu misshandeln", teilten Stadt und Polizei in einer gemeinsamen Erklärung mit. "Hooligans" auf Motorrollern hätten nach israelischen Fußballfans in der Stadt gesucht, sagte die Bürgermeisterin von Amsterdam, Femke Halsema.
Halsema sprach von einem "tiefschwarzen Nacht" und einer "Schande für Amsterdam". Nicht verifizierte Videos in den sozialen Medien zeigten Szenen, in denen israelische Fans verfolgt und regelrecht gejagt wurden. Die Polizei habe die Israelis daraufhin abgeschirmt und in ihre Hotels begleitet.
Augenzeugen berichteten in niederländischen Medien von beängstigenden Momenten. Sie seien von maskierten jungen Männern verfolgt, geschlagen und getreten worden. Manche mussten sich rennend in ihren Hotels in Sicherheit bringen.
Die Europäische Fußball-Union UEFA hat die "Gewalttaten" am Rande des Europa-League-Spiels zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv "aufs Schärfste" verurteilt. "Wir vertrauen darauf, dass die zuständigen Behörden so viele Verantwortliche wie möglich für diese Aktionen identifizieren und anklagen werden", heißt es in einer UEFA-Stellungnahme weiter.
"Die UEFA wird alle offiziellen Berichte prüfen, verfügbare Beweise sammeln, diese auswerten und weitere geeignete Maßnahmen entsprechend ihres Regelwerks prüfen."
Die Polizei wies darauf hin, dass es bereits in der Nacht zuvor Zusammenstöße gegeben hatte. Auch Fans von Tel Aviv hätten randaliert und provoziert. So hätten sie palästinensische Flaggen verbrannt sowie beleidigende Parolen gerufen. Das sei aber in keinerlei Hinsicht eine Entschuldigung für die antisemitischen Attacken, betonte die Bürgermeisterin.
Das Spiel war im Vorfeld bereits wegen der politischen Spannungen als Risikospiel eingestuft worden, es galten extra Sicherheitsvorkehrungen. Etwa 800 Beamte waren im Einsatz.
Nach einem Fußballspiel in Amsterdam kam es zu antisemitischen Ausschreitungen. Nach Angaben der Behörden machten propalästinensischen Randalierern Jagd auf israelische Fans.08.11.2024 | 1:13 min
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach in einem Telefonat mit Schoof von einem "vorsätzlichen antisemitischen Angriff". Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Bundeskanzler Olaf Scholz verurteilten die Vorfälle. Scholz schrieb auf X: "Wer Jüdinnen und Juden angreift, greift uns alle an".
Kanzler Scholz auf X
Ein Klick für den Datenschutz
Erst wenn Sie hier klicken, werden Bilder und andere Daten von X nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von X übertragen. Über den Datenschutz dieses Social Media-Anbieters können Sie sich auf der Seite von X informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
Der niederländische radikal-rechte Populist Geert Wilders schrieb auf X: "Ein Pogrom in den Straßen von Amsterdam. (...) Muslime mit palästinensischen Flaggen jagen Juden."
Das palästinensische Außenministerium im Westjordanland betonte, "Gewalt in all ihren Formen" abzulehnen, verurteilte in einer Mitteilung allerdings mutmaßlich antiarabische Parolen und Angriffe auf die palästinensische Flagge durch israelische Fans.
Israels Nationaler Sicherheitsrat rief Israelis dazu auf, am Abend nicht zu einem Basketballspiel von Maccabi Tel Aviv in Bologna zu gehen. Im Netz kursierten weiterhin Gewaltaufrufe gegen Juden und Israelis, Nachahmer-Taten seien möglich, warnte der Rat. Der NSC riet Fans dazu, keine israelischen oder jüdischen Erkennungszeichen zu tragen.
Ein Jahr nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem Beginn des Gaza-Krieges hat sich Antisemitismus in Deutschland wieder ausgebreitet.06.10.2024 | 4:07 min