Wirtschaftsgipfel in Kenia: Potential für Deutschland?

    Wirtschaftsgipfel in Kenia:Verschläft Deutschland Afrikas Wachstum?

    von Susann von Lojewski, Nairobi
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    Zu teuer, zu ungeduldig, zu risikoscheu - das ist der Ruf der deutschen Wirtschaft in Afrika. Bundesminister Robert Habeck will dieses Image beim Besuch in Kenia gerne aufpolieren.

    Der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am FLughafen, vor seinem Flug nach Kenia.
    Beim Wirtschaftsgipfel in Nairobi möchte Habeck für Deutschland punkten. Die Konkurrenz ist stark - China, Indien und arabische Länder haben bereits den Fuß in der Tür.
    Quelle: dpa

    Rot leuchtet das Pagodendach im Nachthimmel von Kenias Hauptstadt Nairobi. In der Luft hängt der Duft von Fischsauce und Koriander, in kleinen Garküchen liegen Dumplings, Saté-Spieße und gebratener Pansen aus. Nairobis Chinatown erwacht zum Leben.
    Seit die Chinesen Afrika als Markt entdeckt haben, boomt das Geschäft. Liu Fengchen kam vor 30 Jahren von Peking nach Nairobi. Er legt Wert darauf, mit Doktor Liu angesprochen zu werden, denn eigentlich ist er Arzt. 20 Jahre lang hatte er eine kleine Praxis in Nairobi, dann sattelte er um. In seinem '"Feng Sheng Supermarket" gibt es alles, was das chinesische Herz begehrt: Hühnerfüße und getrockneten Tofu, Hunderte von Tütensuppen. "Alles kommt original aus China", sagt Dr. Liu lächelnd, "das geht einfach und schnell durch den Zoll, und ist bei mir sehr nachgefragt." Immer mehr Chinesen kommen zum Geschäftemachen nach Kenia, und auch das Tourismusgeschäft mit Fernost blüht.
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    China hat Wachstumspotential Afrikas erkannt

    Dr. Lius Laden steht beispielhaft für den Aufstieg der Supermacht auf dem Kontinent. Überall wird gebaut, schießen Gebäude in die Höhe, entstehen neue Straßen oder Bahnstrecken. Wenn nicht gebaut von China, dann doch finanziert von chinesischen Banken - oft auch beides.
    Sehr früh hat China verstanden, dass Afrika ein boomender, junger Kontinent mit enormem Potenzial ist. "Afrika will morgen Resultate sehen, keine langen Diskussionen, keine ausufernden Verhandlungen", sagt Dr. Oscar Otele, Politologe an der Universität Nairobi. "Afrika hat bei Infrastrukturprojekten hinterhergehinkt, deshalb haben sie China engagiert, denn da geht das ganz schnell."
    Bundeskanzler Scholz und der kenianische Präsident Ruto bei einer Pressekonfernz.
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    Umweltstandards oder Löhne spielen keine Rolle

    Egal ob Autobahnen, Zugstrecken oder Containerhäfen - das Land der Mitte hat seinen Fuß in der Tür. Zunehmend gelingt das auch Indien, arabischen Ländern und der Türkei. Umweltstandards, Arbeitsbedingungen oder Löhne interessieren dabei niemanden. Auch deshalb bleibt Deutschland, das sich an europäisches Recht gebunden fühlt, außen vor.
    "Deutsche Firmen haben zu solchen Großprojekten nur bedingt Zugang, weil diese oft von China, Indien oder Türkei finanziert werden," sagt Carsten Ehlers, Ostafrika-Direktor von "German Trade and Invest" (GTAI). "Außerdem sind die Märkte überwiegend preissensibel. Unsere Firmen bieten hohe Qualität an, sind aber mitunter zu teuer."

    Deutsche Waren: hochwertig, aber teuer

    Warum eine Spülmaschine von Bosch kaufen, wenn die aus China weniger als die Hälfte kostet? So denkt die in Afrika rasant wachsende Mittelschicht. Und trifft sich am Wochenende zum Shoppen etwa im "China Square", einem riesigen Einkaufszentrum, wo es von der Unterhose bis zur Weihnachtskugel alles gibt - importiert aus Fernost. Seine Eröffnung in Kenia hat die Kette groß gefeiert, engagierte lokal erfolgreiche Influencer, um sie auf Social Media zu promoten. Mit Erfolg.
    Auf dem Bild sieht man, wie ein Protestand von mehreren Polizisten weggetragen wird.
    Kenias Jugend droht Hunger und Perspektivlosigkeit. Denn die Regierung ist verschuldet, Steuern werden erhöht. Die Jugendlichen gehen auf die Barrikaden, die Lage eskaliert.02.07.2024 | 6:09 min

    Die Kehrseite: Zahlungen an China lähmen afrikanische Länder

    Die Freundschaft zu China hat jedoch auch ihre Schattenseiten - für Afrika. Die Zinsen, die viele Staaten zahlen müssen, haben Regierungen schon in Krisen gestürzt, auch die Kenias. "Anstatt den Bedürfnissen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und anderen wiederkehrenden Ausgaben angemessen nachzukommen, konzentriert sich die Regierung mehr auf die Rückzahlung der Kredite," sagt der Politologe Oscar Otele von der Universität Nairobi.
    Um den Forderungen der asiatischen "Partner" nachzukommen, hat Kenias Präsident Steuern erhöht - und damit massive Straßenproteste ausgelöst. Langsam beginnt man zu erkennen, dass von dem Deal nur eine Seite profitiert.

    Welche Chancen haben deutsche Unternehmen?

    Eine Chance auch für die Deutschen? Das will Bundeswirtschaftminister Robert Habeck (Grüne) jetzt bei seinem zweitägigen Besuch auslosten. Er wirbt für nachhaltige Projekte, wie den Ausbau erneuerbarer Energien. Bei einer angestrebten sogenannten Rohstoffpartnerschaft sollen deutsche Unternehmen, im Gegensatz zu China, einen Teil der Weiterverarbeitung in Kenia ansiedeln.
    Carsten Ehlers von GTAI Ostafrika sieht das differenziert: "Wichtig für deutsche Firmen ist es, vom reinen Liefergeschäft wegzukommen hin zu Lösungen für die afrikanischen Kunden. Das Anpassen an den afrikanischen Markt, flexible Finanzierungsbedingungen, guter After-Sale-Service und Ausbildung von lokalen Mitarbeiter*innen. Denn das kann die Billigkonkurrenz nicht bieten."
    Susann von Lojewski ist Studioleiterin im ZDF-Studio Nairobi. Sie berichtet von dort aus den Ländern Ost-, Zentral- und Westafrikas

    China-Afrika-Forum
    :Warum Afrika so wichtig für China ist

    Chinas Einfluss in Afrika wächst - und der Westen schaut zu. Welche Interessen verfolgt Peking? Warum überlassen westliche Staaten China dieses Feld? Antworten auf wichtige Fragen.
    Miriam Steimer, Peking
    China Africa Forum
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