Publikumstag vor Eröffnung:Wiesbadener spendiert seiner Stadt ein Museum
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Hessens Landeshauptstadt ist um eine Attraktion reicher: Der Wiesbadener Reinhard Ernst spendiert seiner Stadt ein Museum - und schenkt sich selbst ein Denkmal. Erste Einblicke.
Eine erste Sonderschau ist dem Architekten und Erbauer Fumihiko Maki gewidmet, der wenige Wochen vor der Eröffnung verstarb.23.06.2024 | 0:19 min
Draußen lange Warteschlangen, drinnen viele Selfies vor farbenfroher Kunst: Ein Tag der offenen Tür im neuen Wiesbadener "Museum Reinhard Ernst" ist auf viel Anklang gestoßen. Seit Wochen ist das Angebot am Sonntag mit Rundgängen, Videovorführungen, digitalen Farbexperimenten und einem Workshop für Kinder ausgebucht.
Die Besonderheit: Trägerin des Museums mit rund 2.500 Quadratmeter Ausstellungsfläche ist die gemeinnützige Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung. Der "Zuckerwürfel", wie bereits jetzt viele den Bau des japanischen Stararchitekten Fumihiko Maki nennen, wurde also von einer Privatfamilie gestiftet.
Die Baukosten beliefen sich laut dem Museum auf rund 80 Millionen Euro. Die Stadt Wiesbaden stellte lediglich das prominente Grundstück in Erbpacht zur Verfügung.
Über 800 Werke umfasst die Kunstsammlung von Reinhard Ernst. In Wiesbaden will er die für alle zugänglich machen. Entworfen wurde das Museum von einem weltbekannten Architekten.21.06.2024 | 2:56 min
Museum ab dem 25. Juni geöffnet
Der Publikumsbetrieb in dem kubusartigen Gebäude mit abstrakter Kunst startet erst an diesem Dienstag (25. Juni). Schirmherr des Museums in der Wilhelmstraße 1 der hessischen Landeshauptstadt ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Die erste Präsentation in dem Neubau mit dem Namen des Unternehmers Reinhard Ernst umfasst eine Auswahl von 60 der fast 1.000 Werke des Kunstsammlers. Etwa alle zwei Jahre soll die Dauerausstellung mit neuen Kunstwerken aus dieser Kollektion bestückt werden. Hinzu kommen Sonderausstellungen.
Ein Werk des Künstlers Frank Stella hängt im Treppenhaus des neu eröffneten Museums Reinhard Ernst.
Quelle: dpa
Stifter: Bei Kunst "kein richtig und falsch"
Reinhard Ernst, der mit Firmen für Antriebstechnik viel Geld verdient hat, schätzt den Wert seiner Kunstsammlung "auf einiges über 100 Millionen Euro". Bei Geschäftsreisen in Europa, in die USA und nach Japan hat er sie in vier Jahrzehnten zusammengetragen.
Der Mäzen liebt aber auch Sportwagen - der in die Kunst integrierte Ferrari gehört ihm. Ernst will mit seinem Museum Kunst für eine breite Masse zugänglich machen - und alle Generationen anlocken. Er selbst höre immer wieder:
Stifter Reinhard Ernst vor einem Werk des Künstlers Tony Cragg.
Quelle: dpa
Das wischt er beiseite: Bei gegenständlichen Werken sei Vorwissen nötig, so Ernst, "abstrakte Kunst hingegen setzt keinerlei Wissen voraus". Museumsbesucher sollten die Kunstwerke einfach auf sich wirken lassen - bei Interpretationen gebe es "kein richtig und falsch".
Architekt starb nur zwei Wochen vor Eröffnung
Der Architekt Maki zählte zu den bedeutendsten Architekten in seiner Heimat Japan. 1993 erhielt er den Pritzker-Preis als weltweit höchste Auszeichnung in seinem Fach. Vor gut zwei Wochen starb Maki im Alter von 95 Jahren. Weltweit hatte er zehn Museen errichtet, darunter seinen kubusartigen Bau in Wiesbaden als einziges in Europa.
Baubeginn des neuen Gebäudes im Herzen von Wiesbaden war Ende 2019. Die Fertigstellung verzögerte sich auch wegen der Corona-Pandemie mehrmals.