Wespenspinne breitet sich in Deutschland aus

    FAQ

    Kannibalistische Insektenart:Wespenspinne breitet sich aus - ein Problem?

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    Sie kommt eigentlich aus dem Mittelmeerraum und ist für ihren Kannibalismus bekannt. Doch ist die Wespenspinne auch für Menschen eine Gefahr?

    Eine Wespenspinne hängt in ihrem Spinnennetz, aufgenommen am 05.08.2024
    Die gelb-schwarzen Streifen der Weibchen haben der Wespenspinne ihren Namen gegeben. Männchen sind hingegegen blass-braun.
    Quelle: dpa

    Sie hängt wie ein Warnschild in den Wiesen: die Wespenspinne, benannt nach dem markant gemusterten Stechinsekt. Zunehmend erobert das wärmeliebende Insekt, ursprünglich vor allem ums Mittelmeer zu Hause, das nördliche Europa - Grund ist vermutlich der Klimawandel. Spinnenfreunde wie -phobiker dürften die Art deshalb immer häufiger zu Gesicht bekommen. Zeit also für etwas Aufklärung über dieses unverkennbare Wesen.

    Ist die Wespenspinne für Menschen gefährlich?

    Nein, von der Wespenspinne geht für den Menschen keine Gefahr aus.

    Woran erkenne ich eine Wespenspinne?

    Markant ist das gelb-schwarze Streifenmuster. Weil es zudem weiße Elemente enthält, heißt die Wespen- auch Zebraspinne. Beides passt: Einerseits bewirken die Streifen wie beim Zebra ein optisches Verschwimmen mit der Umgebung, also Tarnung. Andererseits sind sie ein Beispiel für die sogenannte Mimikry: Bestimmte Arten schützen sich, indem sie sich der Gestalt gefährlicher Tiere wie Wespen anpassen, um Feinde abzuschrecken. Bei der Wespenspinne tut das nur das Weibchen; das Männchen erscheint blass-braun.
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    Warum fressen sich Wespenspinnen gegenseitig?

    Der Biologe Roland Mühlethaler vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) erklärt zunächst: "Als erwachsene Tiere sind die Männchen eigentlich nur daran interessiert, ein Weibchen zu finden." Ihnen drohe ohnehin das Schlimmste:

    Normalerweise werden die Männchen direkt nach der Paarung vom Weibchen gefressen.

    Roland Mühlethaler vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu)

    Mit Blick auf die Evolution sei das sinnvoll: "Sie dienen somit als Nahrung auch der Reifung der Eier."
    Die Arachnologische Gesellschaft, eine Vereinigung von Spinnentier-Experten, fügt an: Womöglich verhindere der Kannibalismus auch, dass sich ein Männchen mit mehreren Weibchen paare und so die Genvielfalt verringere. Zwischen den Geschlechtern besteht übrigens ein gewaltiger Größenunterschied. Während es das Weibchen auf bis zu 25 Millimeter bringt und zu den größten heimischen Spinnenarten zählt, wird das Männchen nur um die fünf Millimeter lang.

    Was ist das Besondere an den Netzen der Wespenspinne?

    Beide Geschlechter weben ungewöhnliche Netze: Sie haben mittig ein dichtes Zickzackgeflecht. Zum Zweck der Netze gibt es der Arachnologischen Gesellschaft zufolge mehrere Theorien. "Erstens: Das Muster dient dem Netz als 'Stabiliment', das das Netz beim Aufprall großer Insekten vor der Zerstörung schützen soll." Zweitens könne es die Spinne tarnen, da ihre Streifen dem dahinterliegenden Zickzackmuster ähnelten - man denke ans Zebra.
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    Drittens: "Das Netzmuster soll für Insekten eine attraktive Wirkung im ultravioletten Bereich haben." Verfangen sich darin zum Beispiel Heuschrecken, schreiten die Wespenspinnen zur "wrap attack", wie es vom Fachbereich Biologie der Universität Hamburg heißt.

    Dabei ziehen sie mit den Hinterbeinen tausende von Spinnfäden aus den Spinnwarzen und wickeln das Insekt wie in Klarsichtfolie ein.

    Arachnologische Gesellschaft

    Welchen Nutzen hat die Wespenspinne?

    Wespenspinnen hielten Insekten deutlich in Schach, so die Arachnologische Gesellschaft. Eine Untersuchung bei Jena habe ergeben, dass allein diese Art pro Hektar Wiese rund 4,5 Millionen Kleintiere im Jahr vertilge - also um die 80 Kilogramm Frischmasse.

    Was muss ich im eigenen Garten beachten?

    Damit sich Wespenspinnen im Garten wohlfühlen, muss man nicht viel tun - eher weniger. So sollte in ein paar Ecken ungestört Gras wachsen, auch den Winter über. Denn die Mutter stirbt im Herbst; ihre Babys aber verharren in einem Kokon, den sie erst im Frühjahr verlassen.
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    Und dann geschieht geradezu Märchenhaftes: Der Nachwuchs klettert auf hohe Halme und sondert einen Faden ab, wie "Steinbachs Naturführer" schreibt.

    Dieser schwebt im Wind davon und trägt schließlich, nachdem er immer weiter verlängert wurde, die winzige Jungspinne mit sich.

    Steinbachs Naturführer

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa

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