Wattenmeer: Das einzigartige Ökosystem ist bedroht

    Weltnaturerbe Wattenmeer:Ein einzigartiges Ökosystem ist bedroht

    von Birgit Hermes
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    Artenreich und einzigartig: Das Wattenmeer ist das größte zusammenhängende Wattgebiet der Erde. Doch trotz der Auszeichnung als Weltnaturerbe ist es vielen Bedrohungen ausgesetzt.

    Schleswig-Holstein, Nordstrand: Unesco-Welterbe Watt
    Das Wattenmeer der Nordsee gilt mit seinen rund 11.400 Quadratkilometern als weltweit einmaliges Ökosystem im Gezeitengebiet.
    Quelle: dpa

    Seit 2009 trägt es den Titel "UNESCO-Weltnaturerbe". Damit hat das Wattenmeer die höchste Auszeichnung erhalten, die die Weltgemeinschaft für eine Naturlandschaft vergibt. Um es auf die Welterbe-Liste zu schaffen, muss ein Gebiet einmalige biologische oder geologische Bedeutung haben, es muss intakt und durch Schutzmaßnahmen gesichert sein.
    Das Wattenmeer erfüllt gleich mehrere dieser Kriterien und reiht sich damit in die Liste der insgesamt 227 Weltnaturerbe-Stätten ein, zu denen auch etwa das Great Barrier Reef in Australien und die Serengeti in Tansania gehören.

    Das Wattenmeer ist aufgrund seines hohen ökologischen Werts seit 2009 als Unesco-Weltnaturerbe eingestuft. Seit 2014 umfasst das Weltnaturerbe das gesamte Wattenmeer der Nordsee und erstreckt sich fünfhundert Kilometer entlang der niederländischen, deutschen und dänischen Nordseeküste.

    Seiner grenzüberschreitenden Ausdehnung entsprechend unterliegt sein Schutz der Trilateralen Zusammenarbeit (TWSC, Trilateral Wadden Sea Cooperation), in der die Niederlande, Deutschland und Dänemark - vom Gemeinsamen Wattenmeersekretariat (CWSS, Common Wadden Sea Secretariat) unterstützt und koordiniert - zusammenarbeiten.

    Das Wattenmeer ist einzigartig

    Mit mehr als 11.400 Quadratkilometern Fläche ist das Wattenmeer eines der letzten großflächigen Gezeiten-Ökosysteme. Im Rhythmus von etwa sechs Stunden und zwölf Minuten prägen hier Ebbe und Flut die Natur, schaffen ein komplexes System aus Sandbänken, blühenden Salzwiesen, Wattflächen und Prielen.
    So vielfältig wie die Landschaft ist auch die Tier- und Pflanzenwelt des Wattenmeers - "von Einzellern über Pflanzen, Fische, Vögel bis hin zu Meeressäugern. Sie sind Teil eines komplexen Nahrungsnetzes, das den Ort zu einem reichhaltigen Zuhause macht und entscheidend ist für den Erhalt von Millionen von Zugvögeln, die auf ihrem Zugweg hier vorbeikommen", so das Wattenmeersekretariat.
    Durchschnittlich zehn bis zwölf Millionen Vögel durchqueren das Gebiet jedes Jahr. Allein diese Zahl zeigt die globale Bedeutung des Wattenmeers für die Vogelwelt - solange jedenfalls das Gebiet den Tieren hinreichend Nahrung liefert und weitgehend störungsfrei bleibt.
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    Menschliche Aktivitäten bedrohen das Wattenmeer

    Aber genau das ist das Problem. Denn "trotz seiner Ausweisung als Nationalpark und Weltnaturerbe ist das Wattenmeer heute zahlreichen Bedrohungen, von der Übernutzung bis zum Klimawandel, ausgesetzt", kritisiert der Naturschutzbund Deutschland (NABU).
    Beispiel Schiffsverkehr. Die südliche Nordsee ist eines der Gebiete mit dem stärksten Schifffahrtsverkehr weltweit. Neben großen Tankern fahren dort Container-Frachtschiffe und andere Schiffe nahe am Weltnaturerbe vorbei. Die Havarie der MSC Zoe (2019) - einem der weltgrößten Containerschiffen, bei der 350 Container über Bord gingen - oder der Brand auf dem Autofrachter "Fremantle Highway" (2023), der nicht nur Fahrzeuge, sondern auch 1,6 Millionen Liter Schweröl geladen hatte, zeigen, welchen Risiken das Wattenmeer ausgesetzt ist.
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    Aber selbst ohne Unfälle führt der Schiffsverkehr zu Verschmutzung durch Öl, Chemikalien, Plastik und massivem Lärm. Auch die im Wattenmeer verkehrenden Fähren, Fischereikutter und Schnellboote sorgen für Emissionen, stressen Vögel und Seehunde. Dazu kommen Sport- und Fischerei-Aktivitäten.

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    Dass dies ohne Auswirkungen auf die Vogelwelt bleibt, ist unwahrscheinlich. Klar ist jedenfalls, dass die Stromkabel zum Land geführt werden müssen. Das Wattenmeersekretariat erklärt dazu, dass man sich bereits 2010 darüber verständigt habe, die Anzahl der Kabelkorridore und Kabelquerungen durch das Wattenmeer auf ein Minimum zu reduzieren. Das Ziel sei es auch heute, "den außergewöhnlichen universellen Wert des Wattenmeeres zu schützen".

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