Weltbank: Ärmste Länder mit höchsten Schulden seit 2006

    Höchste Schulden seit 2006:Weltbank: Ärmste Länder stärker verschuldet

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    Bis 2030 wollen die Vereinten Nationen extreme Armut weltweit überwinden. Doch ein Weltbank-Bericht zeigt die gegenteilige Entwicklung: Der Schuldenberg der ärmsten Länder wächst.

    Ein afghanischer Mann, der an der Straße Kleidung verkauft, wartet auf Kunden.
    Afghanistan ist das Land mit dem niedrigsten Pro-Kopf-Einkommen.
    Quelle: AFP

    Die 26 ärmsten Länder der Welt sind nach einem Bericht der Weltbank so hoch verschuldet wie seit 2006 nicht mehr. Die Staatsverschuldung liegt demnach im Schnitt bei 72 Prozent der Wirtschaftsleistung.
    Die betroffenen Volkswirtschaften, in denen etwa 10 Prozent der Weltbevölkerung sowie 40 Prozent der ärmsten Menschen leben, seien zunehmend anfällig für Naturkatastrophen und andere Schocks, heißt es in der Studie der Weltbank
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    Hohe Schulden wegen Corona-Pandemie

    Laut Weltbank nahmen die armen Staaten während der Corona-Pandemie hohe Schulden auf. In der Folge befänden sich jetzt fast die Hälfte der 26 ärmsten Länder in einer Schuldenkrise oder seien davon bedroht. Dies seien doppelt so viele wie 2015.

    ... liegt laut Weltbank gemessen am Einkommen Afghanistan auf Platz eins.

    Der größte Teil der ärmsten Länder liegt auf dem afrikanischen Kontinent, darunter sind etwa:
    • Burundi
    • Burkina Faso
    • die Zentralafrikanische Republik und
    • die Demokratische Republik Kongo.

    Auch drei asiatische Länder finden sich in der Liste. Das sind Nordkorea (16), Syrien (22) und der Jemen (26).

    Im Schnitt seien die untersuchten Staaten mit einem Pro-Kopf-Einkommen von weniger als 1.145 Dollar im Jahr heute ärmer als vor der Corona-Pandemie, während sich der Rest der Welt davon weitgehend erholt habe. Dennoch sei der Anteil der internationalen Hilfe an der Wirtschaftsleistung dieser Länder auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahrzehnten gesunken. Vielen von ihnen fehle die dringend benötigte erschwingliche Finanzierung.

    Stellvertretender Chefvolkswirt: Mehr Hilfe nötig

    "Es gibt vieles, das die Volkswirtschaften mit niedrigem Einkommen für sich selbst tun können - und müssen", erklärte der stellvertretende Chefvolkswirt der Weltbank, Ayhan Kose.

    Aber diese Wirtschaften brauchen auch stärkere Hilfe aus dem Ausland.

    Ayhan Kose, stellvertretender Chefvolkswirt der Weltbank

    Viele einkommensschwache Volkswirtschaften haben laut Weltbank kaum noch Möglichkeiten, kostengünstige Finanzierungen zu erhalten. Derzeit sei die Internationale Entwicklungsorganisation (IDA) wichtigste Quelle für Zuschüsse und günstige Darlehen aus dem Ausland. Die zur Weltbankgruppe gehörende IDA spiele damit eine Schlüsselrolle bei der Armutsbekämpfung.

    Anpassung an den Klimawandel besonders schwierig

    Die Weltbank verwies zudem darauf, dass Volkswirtschaften mit niedrigem Einkommen weitaus anfälliger für Naturkatastrophen seien als andere Entwicklungsländer. Zwischen 2011 und 2023 verursachten Naturkatastrophen demnach jährliche Verluste von durchschnittlich zwei Prozent der Wirtschaftsleistung, was fünfmal so hoch sei wie der Durchschnitt der Länder mit niedrigem mittleren Einkommen. Die Kosten der Anpassung an den Klimawandel seien für Volkswirtschaften mit niedrigem Einkommen ebenfalls weit höher.
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    UN: Rückschritt bei Armutsbekämpfung

    Die Vereinten Nationen hatten sich 2015 auf 17 Nachhaltigkeitsziele geeinigt, die sie bis 2030 verwirklichen wollen. Dazu zählt die Bekämpfung von Armut und Hunger. Bis 2030 soll kein Mensch mehr von weniger als 2,15 Dollar (1,97 Euro) pro Tag leben müssen.
    In einem Zwischenbericht aus dem Jahr 2023 hieß es jedoch, ein Erreichen der Nachhaltigkeitsziele sei weit entfernt. Unter anderem bei der Armutsbekämpfung habe es verglichen mit dem Jahr 2020 "erhebliche Rückschläge" gegeben. Insbesondere die Corona-Pandemie habe Millionen Menschen in die Armut getrieben. Zugleich seien vielerorts die Lebenshaltungskosten gestiegen. Auch die Klimakrise spiele eine Rolle.
    Bei einer zweitägigen Konferenz in Hamburg berieten Anfang Oktober Vertreter aus mehr als 100 Staaten über Wege, die Ziele noch zu erreichen.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa, AFP

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