Hilfsangebote: Was gegen Einsamkeit an Weihnachten hilft
Hilfetelefon und Krisenchat:Was gegen Einsamkeit an den Feiertagen hilft
von Kathrin Haas
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In der vermeintlich besinnlichsten Zeit des Jahres fühlen sich viele Menschen einsamer als sonst. Was hilft: herausfinden, woher das Gefühl kommt, telefonieren und chatten.
Vor allem an den Feiertagen fühlen sich viele Menschen einsam.
Quelle: dpa
Alle Jahre wieder stellt die Psychotherapeutin Judith Kerchner die gleiche Beobachtung an: Viele ihrer Patient*innen beklagen in der Weihnachtszeit verstärkt, sich einsam zu fühlen. Das hänge mit dem gesellschaftlichen Druck zusammen, die Feiertage mit Familie oder im Freundeskreis zu verbringen, mutmaßt Kercher:
In dieser Zeit wird manchen erst bewusst, dass sie gar nicht so viele Kontakte haben.
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Judith Kerchner, Psychotherapeutin
Der Einsamkeit auf den Grund gehen
Laut Kerchner fühlen sich Menschen dann einsam, wenn ihre bestehenden Sozialkontakte von ihren Wünschen und Bedürfnissen abweichen. Das könne sowohl die Anzahl, als auch die Qualität der einzelnen Kontakte betreffen. "Manche Menschen haben zwar einen supergroßen Freundeskreis und auch intensive Kontakte, fühlen sich aber trotzdem einsam", erklärt die Expertin.
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Wichtig sei, herauszufinden, woher das Einsamkeitsgefühl kommt. Dafür empfiehlt Judith Kerchner, im Gespräch mit einer Vertrauensperson zu überlegen: "Ist es die Angst davor, mit Menschen in Kontakt zu kommen, oder gibt es genügend Kontakte, aber ich habe nicht das Gefühl, sie sind eng genug?" Sobald die Ursache bekannt ist, können Betroffene daran arbeiten.
Um mit mehr Menschen in Kontakt zu kommen, empfiehlt Kerchner, sich sozial zu engagieren oder sich aus einem persönlichen Interessensbereich eine Gruppe Gleichgesinnter zu suchen. In der Psychotherapie könne zudem die Sozialkompetenz trainiert oder die Angst behandelt werden, um leichter mit Menschen in Kontakt zu treten.
Einsamkeit ist weit verbreitet: Nach dem aktuellen Einsamkeitsbarometer der Bundesregierung fühlen sich 11,3 Prozent der Deutschen oft oder sehr oft einsam. Armut, intensive Carearbeit, geringe Bildung und Fluchterfahrung erhöhen das Risiko, sich einsam zu fühlen. Auch Menschen mit Behinderung und Hochbetagte sind häufiger von Einsamkeit betroffen.
Hilfetelefon Silbernetz: Einfach mal reden
Verschiedene Hilfsangebote bieten eine erste Anlaufstelle für Menschen, die sich einsam fühlen. Menschen ab 60 Jahren können zum Beispiel kostenlos die Silbernetz-Hotline 0800/4708090 anrufen.
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Eine der Telefonistinnen beim Silbernetz ist die Gründerin Elke Schilling. Sie erklärt, dass viele der Anrufenden einfach mal reden wollen, aber niemanden dafür haben.
Manche sagen mir, sie haben die letzten vierzehn Tage mit keiner Menschenseele geredet - schön, dass Sie da sind.
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Elke Schilling, Gründerin der Silbernetz-Hotline
An geschäftsfreien Tagen ist beim Silbernetz am meisten los. Deshalb gibt es das Feiertagstelefon: Von Heiligabend bis Neujahr ist das Silbernetz rund um die Uhr erreichbar.
"Ältere Menschen haben häufig Schlafprobleme", erklärt Elke Schilling. "Und nachts ist da so eine schwarze Wolke. Dann ist es gut, wenn man anrufen kann." Die Silbernetz-Gründerin erwartet in diesem Jahr besonders viele Anrufe, weil die Weihnachtsfeiertage auf Werktage fallen.
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Der Krisenchat hilft Kindern und Jugendlichen
Auch viele junge Menschen fühlen sich einsam. Alle unter 25-Jährigen können sich an den Krisenchat wenden, der sie per Whatsapp oder SMS mit Berater*innen verbindet. Laut Melanie Eckert, Co-Geschäftsführerin beim Krisenchat, fühlen sich viele Kinder und Jugendliche, die von Einsamkeit berichten, nicht mehr mit der Gesellschaft und ihrem direkten Umfeld verbunden.
Häufig tritt das nicht alleine auf, sondern in Kombination mit depressiven Symptomen, aber auch dem Gedanken, sich selber etwas anzutun.
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Melanie Eckert, Co-Geschäftsführerin beim Krisenchat
Es gibt Hilfe, auch in scheinbar ausweglosen Situationen. "Ich weiß nicht mehr weiter", "Ich kann nicht mehr": Wenn Ihre Gedanken darum kreisen, sich das Leben zu nehmen, versuchen Sie unbedingt, mit jemandem darüber zu sprechen - egal, ob Familie, Freunde oder Menschen, die sich auf diese Themen spezialisiert haben.
Wichtig sei, Kinder und Jugendliche mit ihrem Gefühl ernst zu nehmen und Verständnis zu zeigen, so Eckert. Im Chat üben die Berater*innen mit den Kindern und Jugendlichen zum Beispiel, wie sie ein Gespräch mit ihren Eltern oder Sozialarbeiter*innen starten können - als einen möglichen Schritt raus aus der Einsamkeit.
Kathrin Haas ist Redakteurin im ZDF-Studio in Berlin.
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