Statistisches Bundesamt:Weniger Holz durch geringere Waldschäden
von Michael Wiedemann
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2023 musste weniger kaputtes Holz geschlagen werden als im Vorjahr, so das Statistische Bundesamt. Allerdings besorgt Experten, dass viel gesundes Holz geschlagen worden ist.
2023 musste in Deutschland weniger Holz eingeschlagen werden.
Quelle: Imago
In den deutschen Wäldern ist im vergangenen Jahr deutlich weniger Holz gefällt worden als 2022. Der Einschlag sank um gut zehn Prozent auf 70,6 Millionen Kubikmeter, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Dies entspricht einem Rückgang von mehr als zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Hauptsächlicher Grund dafür ist, nach Aussagen des Amtes, der Rückgang von Waldschäden, die in den Jahren zuvor wesentlich für höhere Abholz-Raten verantwortlich waren. Insektenbefall - besonders durch Borkenkäfer - und Sturmschäden sind die wichtigsten Gründe für Waldschäden. Der jetzt verzeichnete Rückgang ist allerdings nicht wegen Schäden durch Insektenbefall, sondern wegen der um über 60 Prozent verringerten Schäden durch starke Winde.
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Um den deutschen Wald muss man sich trotzdem Sorgen machen
Doch Pierre Ibisch, Professor für "Nature Conservation" an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde ist skeptisch:
Der Rückgang des Einschlages von sogenanntem Schadholz bedeutet sicherlich keine Trendumkehr. Leider ist zu befürchten, dass die Zahlen wieder nach oben schnellen werden, sobald die Witterungsbedingungen nicht nur heißer, sondern auch wieder trockener werden.
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Pierre Ibisch, Professor an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
Ohnehin seien vielerorts die stark geschädigten Nadelbaumplantagen schon komplett abgestorben und geräumt. Zurück blieben Flächen, auf denen mindestens für Jahrzehnte kein Holz mehr geerntet werden kann. Unabhängig davon, ob dort Bäume gepflanzt werden oder von allein nachwachsen.
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Experte: Holzwirtschaft lässt "schwerkranken Patient zur Ader"
Der Biologe beobachtet auf Grundlage weltweiter Datensätze, dass in den letzten beiden Jahrzehnten Deutschland die Biomasse der Bäume nicht mehr zugenommen, sondern abgenommen hat und die mit Satelliten gemessene, gesunkene Vitalität noch beunruhigender ist, als der Rückgang des Holzaufkommens:
Der Gesundheitszustand ist trotz leichter Erholung vor allem naturnaher Wälder, schlecht.
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Pierre Ibisch
Den Wissenschaftler sorgt, dass trotz der Entwicklung der vergangenen Jahre immer noch rund 45 prozent der Baumfällungen nicht auf Schädigungen des Holzes zurückgeht, sondern gesunde Bäume aus kommerziellen Gründen zu Industrieholz, Paletten, Parkett, oder vor allem zu Heizungs-Pellets verarbeitet werden:
Die Wälder werden immer lichter und holzärmer. Es ist so, als ob ein schwerkranker Patient zur Ader gelassen wird. Je mehr Holz geerntet wird, desto mehr werden im Wald Böden verdichtet und wertvolle Lebensräume zerstört.
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Pierre Ibisch
Ein gesunder Wald wichtig ist für den Kampf gegen den Klimawandel
Denn besonders im Zusammenhang mit dem Klimawandel kann Wald eine wichtige Regulierungsfunktion - etwa für Wasser oder zur Kühlung der näheren Umgebung - wahrnehmen.
Laut Pierre Ibisch komme es dabei nicht so sehr darauf an, "…den Wald durch das Pflanzen von irgendwelchen Wunderbäumen fit für das zukünftige Klima zu machen", sondern auf die natürlichen Schutz- und Selbstregulierungsmechanismen des gesunden Ökosystems zu setzen. Deshalb müsse der Wald deutlich schonender behandelt werden, als man das augenblicklich tut.
In diesem Zusammenhang muss angesichts der Holzerntezahlen auch die Bundesregierung kritisiert werden, bisher nicht genug getan zu haben.
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Pierre Ibisch
Denn ein lang angekündigter Entwurf eines neuen Waldgesetzes, sei trotz der bedenklichen Situation, so Professor Ibisch, vom Bundestag weder beraten, noch beschlossen worden.
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