Unsterbliche Faszination:Wie der Vampir zum Sexsymbol wurde
von Simon Seitel
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Legenden um blutsaugende Kreaturen faszinieren nicht erst seit "Twilight". Woher der Mythos Vampir kommt - und wie sich die Figur im Laufe der Zeit weiterentwickelt hat.
Gefährlich und verführerisch: Christopher Lee in "Dracula".
Quelle: Imago Images
Sie gelten als "Untote", "Blutsauger" und mystische Wesen der Nacht: Vampire. Für ihre Unsterblichkeit müssen sie sich von dem Blut lebender Kreaturen ernähren. Haben sie ein Opfer erwischt, saugen sie ihm das Blut aus dem Körper und der Gebissene verwandelt sich ebenfalls in einen Vampir. Ein blutrünstiger Kreislauf beginnt - so zumindest in den meisten modernen Vampir-Erzählungen.
Das war nicht immer so. Ab dem frühen 18. Jahrhundert verbreitete sich der Vampirmythos zunächst vom Balkan aus nach Ost- und Mitteleuropa. Während im Volksglauben ein Vampir nicht automatisch per se ein Blutsauger sein musste, wurde dieses Bild durch Literatur und später auch durch Filme gefestigt und populär.
Ruhelose Seelen, die den Gräbern entsteigen und als Vampire ihr Unwesen treiben - ist das nur ein Schauermärchen? Forscher wollen den Ursprung der Legende finden.22.11.2020 | 43:35 min
Dracula - Urvater der Vampirgeschichte
Ihren "Durchbruch" schafften Vampir-Darstellungen spätestens mit dem 1897 erschienenen Roman "Dracula" des irischen Schriftstellers Bram Stoker. Als Namensgeber und zur Inspiration diente der rumänische Fürst Vlad Draculea (1431-1476), der sechs Jahre lang brutal die Walachei beherrschte.
Er soll unzählige Menschen auf Pfählen aufspießen lassen haben. Dass ein Vampir, wie in manchen Darstellungen etwa, nur durch das Rammen eines Pfahls ins Herzen getötet werden kann, rührt möglicherweise daher.
Der Legende nach lässt Fürst Vlad Dracula tausende Gefangene bei lebendigem Leib auf Holzpflöcke spießen. Ein grausiges Verbrechen. Was bezweckt er mit dieser Tat?01.10.2022 | 44:30 min
Stoker etabliert in seinem Roman das Bild des Vampirs als furchteinflößendes Wesen mit hellem Teint und langen Eckzähnen, das gleichzeitig eine unwiderstehliche Anziehungskraft hat. Vampire wurden zu verführerischen Monstern, ein Motiv, welches bis heute in der Popkultur dominiert.
Von der subversiven Sexualität zum Sexsymbol
"Schon in Stoker’s Roman ist das Amouröse angelegt", sagt Sebastian Dümling, Kulturwissenschaftler von der Universität Würzburg. Auch das Verführerische und Sex spielen in dem Roman, der im auslaufenden 19. Jahrhundert entstand, eine Rolle. Das fange schon damit an, dass Sex vor der Ehe thematisiert wird.
Gleichzeitig werde "die eigentlich verpönte Sexualität so geschickt angedeutet, dass es überhaupt veröffentlicht werden konnte". Mit den ursprünglichen blutrüstigen Monstern aus den volkstümlichen Sagen hat Dracula - auch wegen seiner erotischen Anziehungskraft - demnach nur noch wenig gemein.
Sexualität spielte in dem Volksglauben keine Rolle. Der Vampir per se ist nicht sexy, aber die Figur Dracula ist es.
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Sebastian Dümling, Kulturwissenschaftler von der Universität Würzburg
Der Vampir: eine blutdürstige Gestalt, kreidebleich, mit langen Zähnen. Für manche Ausgeburt des Teufels, für andere unsterbliches Idol. Sein Mythos reicht Jahrhunderte zurück.
01.11.2021 | 43:03 min
Es ist auch die Dracula-Figur, die das Verführerische der Figur auf die Leinwand trägt. Denn: "Am Anfang hatten Vampirgeschichten oft etwas sehr abstoßendes und einsames", erklärt Dümling. So sei die Figur im deutschen Stummfilmklassiker Nosferatu von 1921 noch "geprägt von einer existenziellen Einsamkeit, aus der sich der Vampir durch seine Liebe zu einer jungen Frau erhofft zu entkommen".
Mit dem Dracula-Film von 1931 ändert sich das, da tritt das Morbide in den Hintergrund und das Verführerische in den Vordergrund. Ab dann wird die Vampirdarstellung sexy.
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Sebastian Dümling, Kulturwissenschaftler von der Universität Würzburg
Damian Hardung, Havana Joy und Rick Okon sind die Stars in der neuen ZDF-Vampirserie "Love Sucks".11.10.2024 | 12:58 min
Vampir-Darstellung als Spiegel der Zeit
So hängt die große Faszination für Vampir-Darstellungen neben den Schreckensvorstellungen auch mit dem Fokus auf Liebe und Sexualität zusammen. In Zeiten strenger religiöser und gesellschaftlicher Moralvorstellungen konnten Vampirgeschichten auch als Ventil für sexuelle Fantasien dienen.
Die bewährte Mischung aus Anziehung und Abstoßung ist bis heute präsent. "Die Muster in den Vampirgeschichten sind relativ stabil", sagt Dümling.
Jede Zeit hat ihre eigenen Vampire.
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Sebastian Dümling, Kulturwissenschaftler von der Universität Würzburg
Wie es weitergeht? Zu Zeiten der Spanischen Grippe wurde beispielsweise die Pest in den Geschichten thematisiert, erklärt Dümling.
Möglicherweise wird jetzt, nach der Corona-Pandemie, das Krankheitsthema wieder aufkommen.
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Sebastian Dümling, Kulturwissenschaftler von der Universität Würzburg
Sehen Sie die ZDF-Vampir-Serie "Love Sucks" mit Damian Hardung und Havana Joy jederzeit in der Mediathek.
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Quelle: dpa
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