Fall P. Diddy: Wie es jetzt nach der Anhörung weitergeht

    Missbrauchsvorwürfe gegen Rapper:Anhörung im Fall P. Diddy: So geht es weiter

    von Jean Dumler, New York
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    Der US-Rapper Sean "Diddy" Combs sitzt wegen des Vorwurfs schwerer Sexualdelikte in Untersuchungshaft. Ein Gericht in New York hat nun den Prozessbeginn auf Mai 2025 festgesetzt.

    Rapper Sean "Diddy" Combs
    Combs sitzt in Untersuchungshaft: Ihm werden schwere Sexualverbrechen vorgeworfen.10.10.2024 | 0:45 min
    Im Gerichtssaal in New York geht es bei der Anhörung am Donnerstag um Anklagen wegen Sexhandels und anderer schwerer Straftaten. Der Angeklagte Sean Combs umarmt lächelnd seine Anwälte, dreht sich um und blickt direkt in die vorderen Reihen. Dort sitzen seine Mutter, zwei Söhne, sein Schwiegersohn, seine Zwillingstöchter und weitere Verwandte. Nur die kleinste Tochter, Jahrgang 2022, fehlt.
    Sean Combs ist auch bekannt als Puff Daddy, P. Diddy, Diddy, Brother Love oder Love. Im September 2023 stand er noch mit all seinen Kindern im Rampenlicht: Bei den Video Music Awards wurde der Rapper, Produzent und Unternehmer für sein Lebenswerk geehrt.
    Sowohl bei der Preisverleihung, auf seinem Instagram-Account als auch bei der Anhörung inszenierte er sich als liebevoller Familienvater.
    Rapper Sean Combs alias P. Diddy
    Es haben sich 120 weitere mutmaßliche Opfer gemeldet, die Combs wegen sexueller Vergehen verklagen wollen. 02.10.2024 | 2:14 min

    Schwere Vorwürfe: Organisierte Kriminalität und sexueller Missbrauch

    Die Vorwürfe, wegen denen Sean Combs derzeit in Untersuchungshaft sitzt, sind schwerwiegend. In einer am 17. September veröffentlichten Anklageschrift werden Combs organisierte Erpressung, gewaltsamer Sexhandel, Betrug und Nötigung vorgeworfen.
    Zudem wurden bereits mehrere Zivilklagen wegen sexuellen Missbrauchs eingereicht. Ein Team von Anwälten vertritt laut eigenen Angaben inzwischen 120 Personen. Der Prozess gegen Combs soll am 5. Mai starten. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine lebenslange Haftstrafe.
    Combs bestreitet alle Vorwürfe. Seine Verteidigung spricht bei der Anhörung davon, dass er Gegenstand einer Hetzjagd sei, weil er ein erfolgreicher Afroamerikaner sei.
    Rapper Sean Combs
    US-Rapper Sean Combs, auch bekannt als P. Diddy, wurde festgenommen und soll sich wegen sexuellen Übergriffen an mehreren Frauen vor Gericht stehen. Die Grand Jury erhob Anklage.17.09.2024 | 0:30 min

    Der Auf- und Abstieg eines Musikmoguls

    Das Image von Sean Combs galt lange Zeit als unantastbar. Bereits 1997 kursierten Gerüchte über Wutausbrüche und Gewaltdelikte des Musikers, als er nach einem Angriff auf den Manager der Rap-Ikone Nas in die Schlagzeilen geriet.
    Doch nach seinen berühmten White Partys in den 2000er Jahren, bei denen von Leonardo DiCaprio über Jay Z und Beyoncé bis hin zu Ashton Kutcher jeder dabei sein wollte, war er so populär wie nie zuvor, sagte der Journalist Dan Adler im ZDF-Interview.

    Als Diddy in den 90er und 2000er Jahren diese Partys in den Hamptons veranstaltete, war das wirklich was Neues, was Besonderes. Er brachte Rapper mit Prominenten, Schriftstellern und Berühmtheiten aus allen möglichen Bereichen zusammen.

    Dan Adler, Journalist bei Vanity Fair

    Im November 2023 verklagte ihn seine langjährige Lebensgefährtin Cassie Ventura vor einem Zivilgericht. Die R&B-Sängerin beschrieb, wie Combs sie über Jahre hinweg systematisch sexuell missbraucht, geschlagen, eingeschüchtert und unter Drogen gesetzt habe. Einen Tag später einigten sich Combs und Ventura außergerichtlich.
    Ein Bild einer Überwachungskamera zeigt, wie Rapper Sean "Diddy" Combs greift seine Ex-Freundin angreift
    2023 hatten sie ihren Rechtsstreit beigelegt. Nun hat ein US-Sender ein Video aus dem Jahr 2016 veröffentlicht, das einen Angriff von Combs auf seine damalige Freundin zeigen soll.18.05.2024 | 1:43 min

    Weitere Vorwürfe gegen Combs

    Es folgten jedoch in den nächsten Monaten weitere Klagen gegen den Hip-Hop-Star, zudem wurde eine Bundesermittlung wegen Sexhandels gegen ihn eingeleitet.
    Im März 2024 kam es zu Razzien in seinen Häusern in Los Angeles und Miami, bei denen auch Drogen, Waffen mit entfernten Seriennummern und mehr als 1.000 Flaschen Gleitgel beschlagnahmt wurden.
    Außerdem wurden inzwischen insgesamt 100 elektronische Geräte beschlagnahmt. Die Staatsanwaltschaft gab bei der Anhörung an, dass acht in Miami beschlagnahmte Geräte mehr als 90 Terabyte an Informationen enthielten und es daher aus technischen Gründen zu Verzögerungen bei der Auswertung einiger Informationen gekommen sei.
    Sean Combs "P. Diddy"
    Trotz des Angebots einer 50-Millionen-Dollar-Kaution bleibt P. Diddy in Haft. Unter Anderem bestehe Fluchtgefahr, so das Gericht. Zudem sei er eine "Gefahr für die Gemeinschaft".18.09.2024 | 1:08 min

    Video sorgt für öffentliche Empörung

    Öffentliche Empörung kam auf, als der Nachrichtensender CNN im Mai 2024 drastische Aufnahmen einer Hotelüberwachungskamera veröffentlichte, die zeigen sollen, wie der Musiker 2016 seine damalige Freundin Ventura in einem Hotelflur verprügelte.
    Die afroamerikanische Aktivistin Oronike Odeleye startete bereits 2017 unter dem viralen Hashtag #MuteRKelly eine Kampagne gegen Combs. Im ZDF-Interview sagte sie:

    Ich stelle es in den Kontext des weltweiten toxischen Patriarchats. Ich glaube nicht, dass dies nur in der Hip-Hop-Industrie, Musikindustrie oder der Unterhaltungsbranche der Fall ist, sondern dass dies Frauen auf der ganzen Welt widerfährt.

    Oronike Odeleye, #MuteRKelly-Aktivistin 

    Keine Chance auf Hausarrest

    Combs ist weiterhin im Metropolitan Detention Center in Brooklyn inhaftiert, ohne dass derzeit eine Verlegung in Betracht gezogen wird. Seine Verteidigung beantragte nun zum dritten Mal eine Freilassung gegen Kaution.
    Der Richter erkannte an, dass die Staatsanwaltschaft "mit klaren und überzeugenden Beweisen gezeigt hat, dass es keine Bedingungen gibt, um die Sicherheit der Gemeinschaft zu gewährleisten".
    Combs wird bis auf Weiteres in Untersuchungshaft bleiben müssen. Am Donnerstag wurde kein weiterer Antrag auf Verlegung gestellt.

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    Quelle: ZDF

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