Hitzerekord auf Nordhalbkugel:Wie der Klimawandel Europas Touristen lenkt
von Manfred Kessler
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Die Welt steuert auf einen neuen Temperaturrekord zu, es gibt immer mehr Wetterextreme. Was bedeutet das für die südlichen Urlaubsländer am Mittelmeer?
Touristen werden in der Türkei vor Waldbränden in Sicherheit gebracht.
Quelle: AP
Eigentlich hat man diese Meldung nach den heißen Augusttagen schon erwartet: Der europäische Klimadienst Copernicus vermeldete auf der Nordhalbkugel den heißesten Sommer, der je gemessen wurde.
Dieses Jahr hat alles übertroffen.
Özden Terli, ZDF-Wetterexperte
Die Durchschnittstemperatur der Monate Juni, Juli und August lag in Deutschland bei 18,5 Grad Celsius. Das ist um 0,9 Grad wärmer als die Sommer im Vergleichszeitraum von 1991 bis 2020 . Der deutsche Sommer war damit im Schnitt genauso warm wie 2023.
Tendenziell werde es so weitergehen und sich noch verstärken, erklärt ZDF-Wetterexperte Özden Terli. Es gebe mehr Wärme und damit mehr Feuchtigkeit. Auf den Wetterkarten sei im Sommer immer öfter alles rot eingefärbt. Die Gewitter würden heftiger, so Terli. Durch den Treibhauseffekt bleibe immer mehr Energie im System.
Hitze und Brände statt Erholung am Mittelmeer
Auch die Mittelmeerregion heizt sich auf, Waldbrände und Wassermangel sind die Folge. Zumindest gefühlt wird es für die Urlauber zum Beispiel in der Türkei, Griechenland, Spanien, Italien oder Südfrankreich immer heißer.
Bei extremen Temperaturen wird es mit der Erholung schwierig und das kühle Ferienhaus zum Zufluchtsort. Wird der europäische Süden in den Sommerferien künftig gemieden und die neue Hauptsaison dort das Frühjahr und der Herbst?
Kühlere Urlaubsregionen profitieren von der Hitze im Süden
Eine EU-Studie über die Auswirkungen des Klimawandels auf den Tourismus kommt zu dem Ergebnis, dass zukünftig kühlere Urlaubsregionen profitieren könnten. Anhand von Daten aus 269 europäischen Regionen wurde untersucht, wie die Klimabedingungen die Tourismusnachfrage beeinflussen.
Fazit: Es gibt ein klares Nord-Süd-Muster bei der Veränderung der Nachfrage im Tourismus. Nördliche Regionen profitieren vom Klimawandel. Die südlichen Regionen müssen mit einer erheblichen Verringerung der Nachfrage rechnen.
Sommermonate der Nordhalbkugel werden weltweit wärmer
ZDFheute Infografik
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Die skandinavischen Länder melden schon jetzt einen Zuwachs an Touristen. Sie werben mittlerweile damit, dass die Sommer in ihren nördlichen Regionen kühler sind als im heißen Süden.
Schweden wirbt mit "Coolcation"
Schweden vermarktet diesen Trend unter dem Schlagwort "Coolcation", das sich aus den englischen Wörtern "cool" und "vacation" für Urlaub zusammensetzt. In Schweden stiegen die Übernachtungszahlen ausländischer Gäste im vergangenen Jahr um elf Prozent, Norwegen verzeichnete 22 Prozent mehr an Übernachtungszahlen von Auslandstouristen.
Tourismusforscher Stefan Gössling von der schwedischen Universität Lund möchte daraus noch keinen endgültigen Trend ableiten. In einem Teil der Bevölkerung nehme das Bewusstsein zu, dass es im Sommer in südlichen Regionen zunehmend wärmer werde.
Post von Klimadienst Copernicus
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Ob sich daraus dauerhafte Reiseentscheidungen ergeben - zum Beispiel im Frühjahr oder Herbst in den Süden zu fahren - lasse sich noch nicht sicher sagen, da Skandinavien schon längere Zeit einen konstanten Zuwachs in den Touristenzahlen erlebe. Aber auch Großbritannien, Irland und die Schweiz bemerken einen Anstieg der Touristenzahlen.
Ferienimmobilien in Nordfrankreich werden teurer
In Frankreich verlagert sich der Tourismus langsam von der Côte d'Azur zu den Stränden in der Normandie und der Bretagne. Laut französischem Wirtschaftsministerium legten die Tourismuszahlen 2023 im Vergleich zu 2022 um zehn Prozent zu. Gleichzeitig steigen in der Atlantikregion die Preise für Ferienimmobilien rapide. Bretagne und Normandie scheinen zu Sehnsuchtszielen der Franzosen zu werden.
Von der Klimaentwicklung profitieren auch die nördlichen Regionen Deutschlands an Ost- und Nordsee. In Niedersachsen wurden gerade die Übernachtungszahlen für das erste Halbjahr 2024 veröffentlicht. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen auch dort die Zahlen um 1,4 Prozent an.
Meteorologe Özden Terli weist aber auch darauf hin, dass es in Skandinavien durch die Klimaerwärmung mehr regne:
Ein neues Normal wird es nicht geben. Die Erwärmung setzt sich weiter fort.
Özden Terli, ZDF-Wetterexperte
Manfred Kessler ist Redakteur in der ZDF-Umwelt-Redaktion.
Quelle: dpa
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