Unicef: Jedes vierte Kleinkind von Ernährungsarmut betroffen

    Bericht des UN-Kinderhilfswerks:Ernährungsarmut: Jedes vierte Kind leidet

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    Weltweit lebt mehr als jedes vierte Kind unter fünf Jahren in schwerer Ernährungsarmut. Das entspricht mehr als 180 Millionen Kindern, erklärt das UN-Kinderhilfswerk Unicef.

    Palästinensische Kinder warten bei einer Essensausgabe in Rafah.
    Viele der als ernährungsarm geltenden Kinder konsumieren kaum Obst, Gemüse und nährstoffreiche Lebensmittel wie Eier, Fisch oder Fleisch.
    Quelle: Reuters

    Jedes vierte Kind unter fünf Jahren leidet laut einem neuen Bericht des UN-Kinderhilfswerks Unicef unter einseitiger Ernährung und hat ein erhöhtes Risiko von lebensbedrohlicher Unterernährung. 
    Dies entspricht rund 181 Millionen Kleinkindern weltweit, die höchstens zwei von acht definierten Lebensmittelgruppen konsumieren. Bei diesen Gruppen handelt es sich unter anderem um Muttermilch, Getreide, Früchte und Gemüse, Fleisch oder Fisch, Eier sowie Milchprodukte. 

    Verbraucherschützer geben Tipps, wo Bedürftige Hilfe suchen und wie auch andere Verbraucher Geld sparen können. Zu den wichtigsten zählen:

    • Lebensmittelausgaben, z.B. Tafeln, aufsuchen
    • Foodsharing nutzen
    • Antrag auf Bildung und Teilhabe stellen (Mittagessen für Kinder kann bezuschusst werden)
    • Preise in Einkaufsmärkten vergleichen
    • Rabatte und Sonderangebote beachten

    Die am Donnerstag veröffentlichte Analyse wurde in knapp 100 Ländern durchgeführt und soll aufzeigen, wie viele Kinder keinen Zugang zu abwechslungsreicher Ernährung haben, die für optimales Wachstum und Entwicklung notwendig ist.
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    Mangel an Grundnahrungsmitteln

    Viele dieser als ernährungsarm geltenden Kinder konsumieren ausschließlich Muttermilch oder Milch und ein stärkehaltiges Grundnahrungsmittel wie Reis, Mais oder Weizen. Weniger als zehn Prozent von ihnen essen Obst und Gemüse - und weniger als fünf Prozent nährstoffreiche Lebensmittel wie Eier, Fisch, Geflügel oder Fleisch. 
    In der Folge sind sie bis zu 50 Prozent häufiger von schweren Formen der Unterernährung betroffen. 

    Für Kinder, die nur zwei Nahrungsmittelgruppen pro Tag zu sich nehmen, zum Beispiel Reis und etwas Milch, ist das Risiko doppelt so hoch, an schweren Formen der Mangelernährung zu leiden.

    Catherine Russell, Unicef-Leiterin

    Der Bericht warnt davor, dass die sozioökonomischen Folgen der Corona-Pandemie, zunehmende Ungleichheiten, Konflikte und die Klimakrise die Lebensmittelpreise und Lebenshaltungskosten auf ein Rekordhoch getrieben hätten. 
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    Zwei Drittel der betroffenen Kinder leben in nur 20 Ländern

    Von den 181 Millionen betroffenen Kindern weltweit leben zwei Drittel in nur 20 Ländern, davon jeweils 64 Millionen in Afrika und Südasien. 
    So leidet in Afrika jedes dritte Kind unter fünf Jahren unter schwerer Ernährungsarmut, heißt es in dem Bericht.
    Zu den in Afrika am schlimmsten betroffenen Ländern gehören laut Unicef:
    • die Demokratische Republik Kongo
    • Ägypten
    • Äthiopien
    • Ghana
    • Niger
    • Nigeria
    • Somalia
    • Südafrika
    • Uganda
    • Tansania
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    Extrem-verarbeitete Lebensmittel sind Teil des Problems

    Ein niedriges Haushaltseinkommen ist aber nicht der einzige Faktor für schlechte Ernährung von Kindern, heißt es in dem Bericht weiter. Auch Mädchen und Jungen aus der Mittelschicht oder wohlhabenden Haushalten seien betroffen.

    Wenn Kinder:

    • 0-2 Lebensmittelgruppen pro Tag zu sich nehmen, leben sie in schwerer Ernährungsarmut;
    • 3-4 Lebensmittelgruppen pro Tag zu sich nehmen, leben sie in mäßiger Ernährungsarmut;
    • 5 oder mehr Lebensmittelgruppen pro Tag zu sich nehmen, leben sie nicht in Ernährungsarmut.

    Quelle: Unicef

    Es werde immer schwieriger für Eltern, ihren Kindern nahrhafte Lebensmitteloptionen zu bieten sowie positive Ernährungspraktiken umzusetzen. 
    Einer der Hauptgründe sei, dass billige, nährstoffarme, ungesunde und extrem-verarbeitete Lebensmittel mit hohem Zuckergehalt aggressiv an Familien vermarktet werden und zum neuen Standard für die Ernährung von Kindern geworden seien.
    Quelle: dpa, AFP

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