Uni Saarbrücken: Kostenloses Essen für bedürftige Studenten

    Hilfsprojekt an Uni Saarbrücken:Kostenloses Essen für bedürftige Studenten

    von Claudia Oberst
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    Mehr als ein Drittel der Studenten in Deutschland ist armutsgefährdet. Die Universität des Saarlandes hat das "Sommerhilfe-Projekt" gestartet, um Studierenden zu helfen.

    Studenten nehmen in der Mensa der Universität in Freiburg ihr Mittagessen ein
    Besonders beim Essen sparen einige Studierende (Symbolbild).
    Quelle: dpa/Rolf Haid

    2,80 Euro kostet das "Menü 1" in der Mensa. Es ist das vegetarische Mittagsmenü, das günstigste. Die Uni hat es auch gewählt, um möglichst viele Studenten anzusprechen.
    Ishan kann es sich nur leisten, weil er am "Sommerhilfe-Projekt" der Universität Saarbrücken teilnimmt. Von Montag bis Freitag bekommt er das Menü mit seiner Essensmarke umsonst. Ein Lichtblick für den 19-Jährigen. Vor zwei Jahren kam er aus Indien nach Saarbrücken, um Datenwissenschaft und Künstliche Intelligenz zu studieren.
    "Die Sommerhilfe ist wichtig für mich, weil ich momentan nicht genug Geld habe", sagt Ishan. Er lebt von dem, was ihm seine Familie schickt und sucht nach einem Teilzeitjob. "Dann wird die Situation wieder normal", hofft er.

    AStA-Referentin: Viel Geld für manche Studenten

    "2,80 Euro pro Tag klingt nicht viel, aber das macht rund 50 Euro im Monat, 200 Euro im Semester. Für Studenten, den es finanziell schlecht geht, ist das eine große Summe", sagt Aya Alabbasi vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA).
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    Sie ist Referentin für Studienfinanzierung beim AStA. Jeder Antrag auf Sommerhilfe geht über ihren Schreibtisch. Alabbasi kontrolliert die Kontoauszüge der Studenten, um die Bedürftigkeit festzustellen. "Die Studenten erzählen mir, was in ihrem Leben so abgeht. Manche haben ihren Job verloren, andere kriegen kein BAföG", sagt Alabbasi.

    Ausländische Studenten fallen oft auf Betrüger herein, wenn sie nach einer Wohnung oder einem Job suchen. Dadurch verlieren sie viel Geld.

    Aya Alabbasi, AStA

    Mehr als ein Drittel der Studenten ist armutsgefährdet

    Knapp 38 Prozent der Studierenden in Deutschland sind laut Statistischem Bundesamt armutsgefährdet. Besonders die Mieten nagen am Budget. "Die Angst um das Finanzielle lähmt die Leute", sagt Nadine Cwikla von der Studienberatung der Uni Saarland. Es sei demotivierend für die Studenten, wenn sie permanent von ihren Sorgen gequält würden.
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    "Wir hatten zuerst nur die Winterhilfe für Essen während des Wintersemesters, finanziert durch das saarländische Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit. Dann haben wir gemerkt, dass auch im Sommer die Nachfrage da ist", so Cwikla. So entstand die Idee der Sommerhilfe, die vergangenes Jahr zum ersten Mal an den Start ging.
    Die Uni hat ein Budget von knapp 1.400 Euro für die Sommerhilfe für das laufende Semester. Finanziert wird sie durch Spenden, die bei Bedarf noch aufgestockt werden können. Rund 30 Studierende profitieren von dem Programm. Sie kommen unter anderem aus Deutschland, Indien, Syrien, dem Iran. Die Universität Saarbrücken ist für internationale Studenten attraktiv wegen ihres guten Rufes und weil im Informatik-Bereich auf Englisch gelehrt wird.
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    Essensmarke passt in die Hülle des Studentenausweises

    Aya Alabbasi erzählt, dass es besonders zum Ende des Studiums finanziell oft eng wird. Wenn keine Zeit bleibt zum Jobben, weil die Bachelorarbeit fertig werden muss. Oder es kein BAföG mehr gibt, weil die Regelstudienzeit überschritten wurde.
    Alabbasi, selbst Stipendiatin einer Studienstiftung, ist es wichtig, dass sich niemand stigmatisiert fühlt, wenn er die Sommerhilfe in Anspruch nimmt. Die Essensmarke passt in die Hülle des Studentenausweises, sodass sie unauffällig beim Bezahlen gezeigt werden kann.

    Es soll niemandem peinlich sein, sein Essen zu holen.

    Aya Alabbasi, AStA

    Höhere BAföG-Sätze ab August

    "Die Lebenshaltungskosten sind gestiegen, BAföG wurde aber nicht angepasst. Das merken die Studierenden. Viele sparen am Essen", sagt Heike Savelkouls-Diener vom Studierendenwerk. Dass immer mehr Studenten an ihre finanziellen und psychischen Grenzen kommen, merkt sie auch an der steigenden Nachfrage nach psychologischer Beratung.
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    Ab August dürfte sich die Situation für Studierende etwas verbessern. Ab dann gelten die neuen BAföG-Sätze, die die Regierung Anfang Juni vorstellte. Die Regelsätze steigen um fünf Prozent. Der Wohnkostenzuschlag steigt von 360 auf 380 Euro.
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