Lehrkräftemangel: Immer mehr Seiteneinsteiger an Schulen
Umfrage zu Lehrkräftemangel:Schulen setzen verstärkt auf Seiteneinsteiger
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An den Schulen fehlen immer mehr Lehrkräfte. Einer Umfrage zufolge setzen viele Schulen verstärkt auf Seiteneinsteiger in den Klassenzimmern. Der Bildungsverband VBE ist skeptisch.
Schulen in Deutschland setzen angesichts des Lehrkräftemangels immer stärker auf Seiteneinsteiger. Zwei von drei Schulleitungen beschäftigen einer Umfrage zufolge an ihren Schulen inzwischen Lehrkräfte, die keine Lehramtsqualifikation erworben haben. Der Anteil ist in den vergangenen fünf Jahren rasant angestiegen, wie aus einer repräsentativen Forsa-Befragung von bundesweit gut 1.300 Schulleitungen hervorgeht.
2018 hatten erst 37 Prozent der Schulleitungen angegeben, Seiteneinsteiger einzustellen. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) stellte die Ergebnisse der Umfrage am Freitag beim Schulleitungskongress in Düsseldorf vor.
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Lehrkräfte fehlen an allen Schulformen
Der Lehrkräftemangel wird der Umfrage zufolge von 62 Prozent der Schulleitungen weiterhin als das größte Problem angesehen. Das waren etwas weniger als im Vorjahr (69 Prozent). Gut ein Drittel nannte Inklusion und Integration als größte Schwierigkeit. Jede vierte Schulleitung beklagte die hohe Arbeitsbelastung und Zeitmangel.
Die Hälfte der befragten Schulleiterinnen und Schulleiter gab an, dass mindestens eine Lehrerstelle zum Beginn des laufenden Schuljahres nicht besetzt gewesen sei. Bei 17 Prozent von ihnen waren sogar drei oder mehr Stellen vakant. Seiteneinsteiger werden der Umfrage zufolge über alle Schulformen hinweg als Lehrkräfte eingestellt.
Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger haben weder Lehramt studiert noch ein Referendariat abgeschlossen.
Quereinsteigerinnen und -einsteiger haben nicht auf Lehramt studiert, im Gegensatz zu Seiteneinsteigern besteht bei ihnen aber die Pflicht eines Referendariats. Die spezifischen Bedingungen und Möglichkeiten sind je nach Bundesland verschieden.
(Quelle: Deutscher Bildungsserver)
Lehrkräfte fehlen da, wo sie dringend gebraucht werden
An den Schulen, bei denen bereits Lehrkräfte fehlten, verschlimmere sich die Situation sogar noch, hieß es in einem schriftlichen Statement des stellvertretenden VBE-Bundesvorsitzenden, Tomi Neckov. An jeder fünften Schule fehlen demnach inzwischen mehr als 15 Prozent der Lehrkräfte.
Für den VBE liegt die Erklärung auf der Hand: "Es gibt Schulen in bestimmten Vierteln oder Regionen, die beliebter sind als andere und vielleicht auch weniger Schwierigkeiten haben, offene Stellen zu besetzen", erklärte Neckov. Und es gebe Schulen, die starke Probleme hätten, Lehrkräfte zu finden.
Bildungsverband skeptisch bei Seiteneinsteigern
Die Einstellung von Seiteneinsteigern sieht der Bildungsverband teils mit Skepsis. Teilweise würden Menschen unterschiedlichster beruflicher Hintergründe ohne angemessene Vorqualifizierung in Schulen eingesetzt. Mit der richtigen Qualifizierung könnten Seiteneinsteiger aber bereichernd sein. Der Lehrkräftemangel wirke wie ein Katalysator für den Seiteneinstieg.
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Lehrermangel nicht das einzige Problem an Schulen
Kritisch sieht der Bildungsverband auch den künftigen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen (OGS). So sage ein Drittel der Grundschulleitungen, dass ihre jeweilige Kommune die Umsetzung bis zum Schuljahr 2026/27 nicht sicherstellen könne. Ab dann tritt bundesweit der Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz zunächst in den ersten Klassenstufen in Grundschulen in Kraft.
Immer mehr Schulleiter empfinden aktuell zudem die Anspruchshaltung, dass Schule alle gesellschaftlichen Probleme lösen solle, als sehr stark belastend. Der Anteil stieg von 55 Prozent auf 62 Prozent. Das Fazit Neckovs: "Schule kann nicht lösen, was überall woanders schiefläuft."