Tag der Tropenwälder: Großrodung und illegales Schiffs-Holz

    Exklusiv

    Tag der Tropenwälder:Massenrodung und illegales Holz für Schiffe

    Katharina Schuster
    von Katharina Schuster
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    Am Tag der Tropenwälder machen Umweltschützer auf die gefährdete "Grüne Lunge" aufmerksam. Über verlorene Tropenwaldfläche und mutmaßlich illegales Holz für die Gorch Fock.

    Abgeholztes Gebiet im Amazonas-Regenwald in Brasilien.
    Quelle: Greg Armfield/WWF-UK/dpa/Archivbild

    Die Hiobsbotschaften zu Wäldern und Tropenwäldern haben sich im vergangenen Jahr gehäuft. So gingen 2020 laut der Initiative Global Forest Watch 12,2 Millionen Hektar Tropenwaldfläche verloren, eine Fläche fast so groß wie England und zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Davon waren 4,2 Millionen Hektar ursprünglicher Wald - eine Fläche so groß wie die Niederlande.
    Umweltschützer schätzen, dass bis heute rund ein Drittel der globalen Regenwälder verschwunden sind. Brände und andere klimabedingte Einflüsse spielen weiter eine große Rolle, sowohl in den Tropen als auch in anderen Gebieten.

    Durch Entwaldung kämpfen viele Arten ums Überleben

    Neue Forschungen haben gezeigt, dass auch kleinere Einschnitte in den Regenwald tiefgreifende negative Effekte haben, stellt die Tropenwaldstiftung OroVerde fest. So habe das Roden für Minen, Tropenholz oder landwirtschaftliche Nutzflächen weit über die tatsächlich abgeholzte Fläche hinaus verheerende Auswirkungen.
    An den auch durch kleinste Eingriffe entstehenden Randbereichen von tropischen Wäldern werden große Mengen Kohlenstoff freigesetzt. Die Zerschneidung in immer kleinere und weiter voneinander entfernte Tropenwaldparzellen durch Straßen, Äcker oder andere Nutzflächen wirke sich auch auf die Biodiversität aus: Besonders Arten, die auf große zusammenhängende Waldgebiete angewiesen sind, kämpfen ums Überleben. 
    Die EU ist laut einer Studie aus dem Jahr 2020 für 16 Prozent der globalen Tropenwaldabholzung und Naturzerstörung verantwortlich. Innerhalb Europas ist Deutschland Spitzenreiter beim Import von gerodetem Holz.
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    Wurde auf der Gorch Fock illegales Holz verbaut?

    Besonders beliebt ist Teakholz. Es wird vor allem beim Bau von Schiffen verwendet, insbesondere von Luxusjachten. Jährlich wird das Holz laut World Wide Fund For Nature (WWF) für Millionensummen nach Europa importiert.
    Das Holz stammt meist aus Myanmar. Schon in wenigen Jahren könnten dort laut WWF die letzten Urwälder zerstört sein. Für die Umweltorganisation besonders ärgerlich: Die Nutzung von Teak wäre gar nicht notwendig. Es gibt zahlreiche Holzalternativen, die deutlich umweltschonender, günstiger und ebenso gut geeignet wären, sagt ein Sprecher ZDFheute auf Anfrage.
    Und eigentlich verstößt der Import von Teak aus Myanmar gegen die Europäische Holzhandelsverordnung. Nur die werde in den meisten Ländern, darunter Deutschland, ungenügend umgesetzt. Die Behörden drückten häufig beide Augen zu. So soll auch auf dem Schulschiff der Bundeswehr, der Gorch Fock, das Holz verbaut verbaut worden sein.

    Die EU-Holzhandelsverordnung ("EUTR") soll illegales Holz von der Europäischen Union fernhalten und Holz aus nachhaltigen Quellen stärken. Wer Holz oder Holzprodukte in die EU einführt, hat dafür zu sorgen, dass es sich um legale Waren handelt. Eine bloße Zusicherung der Handelspartner, wonach alles in Ordnung sei, reicht nicht. Es ist verboten, in der EU Holz auf den Markt zu bringen, das im Ursprungsland illegal geschlagen wurde. Darunter fällt auch das Herausschmuggeln von Holz. In Deutschland ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) dafür zuständig, die Einhaltung der EUTR zu kontrollieren.

    WWF zieht vor das Bundesverfassungsgericht

    Der WWF kritisiert, das aus Myanmar stammende Holz sei höchstwahrscheinlich illegal. Johannes Zahnen, Holzexperte beim WWF, sagt dazu:

    Es ist glasklar dokumentiert, dass das Holz überwiegend bei mutmaßlich Kriminellen eingekauft wurde und aus wertvollen Naturwäldern stammt.

    Johannes Zahnen, WWF

    Gleichzeitig gebe es handfeste Indizien, dass bei der Ausfuhr aus Myanmar Exportsteuern hinterzogen wurden. "Nach europäischem Recht ist es verboten, solches Holz zu importieren."
    Doch die für die Einhaltung des Gesetzes zuständige Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung weigere sich, das Teak einer genauen Legalitätsprüfung zu unterziehen. Um eine Überprüfung zu erzwingen, sind der Deutsche Naturschutzring (DNR) und der WWF deshalb vor das Bundesverfassungsgericht gezogen.

    Während wir in Deutschland über einen besseren Umwelt- und Klimaschutz debattieren, werden mit Unterstützung von Landwirtschaftsministerium und Bundeswehr die letzten Urwälder abgeholzt.

    Johannes Zahnen, WWF

    Nun sei Eile geboten, bald enden die Aufbewahrungsfristen für die Importdokumente. Wichtige Beweise könnten so verschwinden, was die Aufklärung des Falls nahezu unmöglich machen würde.

    Lieferkettengesetz schützt Tropenwälder

    Brände, Taifune, Überschwemmungen und Hitzewellen hätten den meisten in G7 und G20 gezeigt, dass die Dringlichkeit für Tropenwaldschutz nicht weiter aufgeschoben werden dürfe, sagt Martina Schaub von OroVerde. Dazu gehöre auch ein strenges Lieferkettengesetz, "um Produkte, die mit Entwaldung, Waldrodungen, Naturzerstörung und Verletzungen von Menschenrechten in Verbindung gebracht werden, vom europäischen Markt fernzuhalten."
    Dann, so Schaub, bestünde noch Hoffnung, "dass wir auch in 100 Jahren noch den Tag der Tropenwälder feiern können. "

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