Trotz Titan-Implosion:Faszination für Titanic-Wrack ist ungebrochen
Fünf Männer starben 2023 beim Titan-Unglück. Doch die Faszination, zum Wrack der Titanic zu tauchen, bleibt. Was beim neuen Tauchboot von US-Milliardär Connor anders sein soll.
Die Titanic war ein Passagierdampfer, der in der Nacht auf den 15. April 1912 nach einer Kollision mit einem Eisberg gesunken ist. Das Wrack wurde bis heute nie vollständig geborgen.
Quelle: Reuters (Archiv)
Vier Tage lang war das Schicksal der fünf Tiefseetaucher im Juni 2023 ungewiss. Sie waren unterwegs, um das berühmteste Schiffswrack der Welt zu sehen. Dann riss die Kommunikation mit dem Expeditionsschiff ab. Eine gigantische Rettungsmission lief an. Sie hofften, dass die fünf Männer in ihrem Gefährt noch am Leben sind, dass sie nur gefunden werden müssen, ehe der Sauerstoff ausgeht. Am fünften Tag fand ein Tauchroboter
Trümmer der Titan am Meeresboden. Sie war implodiert und hatte die Besatzung binnen Millisekunden in den Tod gerissen.
Tauchboote bis zur Titan mit makelloser Statistik
Kurz vor dem ersten Jahrestag kündigte der amerikanische Immobilien-Mogul Larry Connor nun an, ebenfalls zur Titanic tauchen zu wollen. Ein passendes Tauchboot hat er bereits im vergangenen Juni bestellt - nur wenige Tage nach dem Drama. So manch einer findet das geschmacklos und hochgefährlich.
Connor selbst sieht das erwartungsgemäß ganz anders: Man müsse der Welt beweisen, dass ein Trip in die Tiefsee im "richtigen Tauchboot" sicher ist. In der Tat hatten die wenigen (nicht-militärischen) Tiefseetauchboote zuvor eine makellose Statistik vorzuweisen: In mehr als 60 Jahren kam nicht ein einziger Tauchbootinsasse ums Leben - bis zur Titan.
Rettungstrupps haben tagelang nach dem verschollenen U-Boot Titan gesucht.23.06.2023 | 2:10 min
Titan-Konstruktion war hochumstritten
Deren Konstruktion (mit einem röhrenförmigen Druckkörper aus Karbonfasern) war hochumstritten, auch, weil sie nie von einer unabhängigen Organisation überprüft und zertifiziert wurde. Bei einem Auto würde man von einem Fahrzeug Marke Eigenbau ohne TÜV-Zulassung sprechen. Die zahlenden Abenteurer mussten einen Haftungsausschluss-Vertrag unterschreiben, in dem sie versichern mussten zu wissen, dass ein Tauchgang in dem "experimentellen Tauchboot" tödlich enden kann.
Das darf es so nie wieder geben, findet auch Larry Connor, meint damit aber nicht ein Ende des Tourismus zur Titanic. Ganz im Gegenteil: Dieser müsse nur einfach wieder sicher werden.
Markt für reiselustige Superreiche boomt
Die Abenteuerlust vieler
Superreicher ist ungebrochen, der zugehörige Reisemarkt boomt. Die Kunden wollen das Leben am Limit:
Urlaub am Südpol, ein Selfie auf dem Mount Everest oder gleich ins All fliegen. Natürlich lockt sie auch die Tiefsee und die berühmte Titanic. Geld spielt dabei (fast) keine Rolle.
Touristen hat es an der Titanic schon lange vor der Titan gegeben. Von 1998 bis 2005 wurden Dutzende zahlender Abenteurer mit den russischen Tauchkapseln Mir 1 und Mir 2 zum Wrack gebracht - ohne nennenswerten Vorfall.
20 Millionen Dollar soll Tauchboot zur Titanic kosten
Der 74-jährige Larry Connor war bereits als Astronaut schon auf der
Internationalen Raumstation und mit einem Tauchboot an der tiefsten Stelle des Ozeans im Mariannengraben. Das Tauchboot "Limiting Factor", das dort zum Einsatz kam, war zuvor jahrelang getestet und dann zertifiziert worden.
Beim selben Hersteller Triton Submarines soll nun auch Connors neues Titanic-Tauchboot gebaut werden, nach den gleichen strengen Vorgaben des Zertifizierers DNV GL (Det Norske Veritas/Germanischer Lloyd). 20 Millionen Dollar soll dieses "Tiefsee-TÜV-geprüfte" Hightech-Spielzeug kosten, 2026 fertig sein und dann einen Druckkörper aus Acryl haben, der den beiden Insassen eine spektakuläre Rundumsicht im Wasser beschert.
Das Ende der "Titanic" ist eine der größten Schiffskatastrophen. Neue Untersuchungen zeigen: Niemand hätte im April 1912 im eisigen Nordatlantik sterben müssen.07.06.2020 | 43:09 min
Landkarte zum Titanic-Wrack wird erstellt
Eine neue Expedition zur Titanic soll unterdessen schon diesen Juli stattfinden. Die amerikanische Firma RMS Titanic Inc., die seit 1987 mehr als 5.500 Artefakte vom Wrack geborgen hat und weltweit in Ausstellungen vermarktet, möchte mit zwei ferngesteuerten Tauchrobotern eine hochauflösende Fotolandkarte der kompletten Wrackstelle erstellen. Und daraus dann eine Liste erstellen, welche Gegenstände künftig noch geborgen werden sollen, ehe sie endgültig zerfallen.
Es scheint, als habe das Titan-Drama das Interesse am Wrack eher noch verstärkt. Dieses lockt Millionen Menschen in Museen und Ausstellungen - und eine exklusive Gruppe Superreicher in die Tiefen des Atlantiks. Die Faszination, die sie alle antreibt, ist die gleiche. Nur das Preisschild für das "Erlebnis Titanic-Wrack" ist ein anderes.
Brigitte Saar ist Reporterin im ZDF-Studio Bayern.