Universal löscht Musik: Worum geht es im Streit mit Tiktok?
FAQ
Universal zieht Songs ab:Worum geht es in dem Streit mit Tiktok?
von Jana Nieskes
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Wegen eines Vertragsstreiks sind Songs von Stars wie Taylor Swift und Harry Styles auf Tiktok verschwunden. Was steckt dahinter - und welche Folgen hat das für die Nutzer?
Das Musiklabel Universal hat die Lieder seiner Künstler von der Plattform Tiktok abgezogen.
Quelle: Reuters
Seit Donnerstag sind viele Videos auf Tiktok stumm. Der Grund: Der US-Musikriese Universal hat seinen Vertrag nicht verlängert - und schwere Vorwürfe gegen die Social-Media-Plattform erhoben. Fragen und Antworten zu dem Streit zwischen den beiden Mega-Konzernen.
Welche Folgen hat der Vertragsstreit für Tiktok-Nutzer?
Auf Tiktok können Nutzer ihre Videos mit Songs unterlegen, die sie aus einer Musikbibliothek auswählen. Seit Donnerstag sind Lieder von Künstlerinnen und Künstlern, die bei Universal unter Vertrag sind, aus dieser Bibliothek verschwunden. Außerdem wurden alte Videos, die von Universal lizenzierte Titel enthalten, stumm geschaltet. Unter den betroffenen Videos steht nun der Disclaimer: "Sound wurde wegen Urheberrechtsbeschränkungen entfernt".
Welche Künstler sind betroffen?
Universal Music ist der größte Musik-Konzern der Welt - und hat dementsprechend zahlreiche prominente Künstlerinnen und Künstler unter Vertrag. Zu den größten gehören: Taylor Swift, Harry Styles, Adele, The Weeknd, Drake, Elton John, Billie Eilish, Bad Bunny und Coldplay. Ihre Titel sind nun von Tiktok verschwunden.
Auch deutsche Musiker sind betroffen: Darunter sind zum Beispiel Helene Fischer, Lena Meyer-Landrut, Sarah Connor, Zoe Wees und Michael Schulte.
Warum wurde der Vertrag nicht verlängert?
Musikkonzerne wie Universal erhalten von Plattformen wie Tiktok Geld für abgespielte Songs. Der bisherige Vertrag von Universal Music mit Tiktok ist am 31. Januar ausgelaufen. Einen Tag vorher veröffentlichte Universal einen offenen Brief, in dem der Konzern begründet, warum er den Vertrag nicht verlängern wird. Darin nennt das Label drei Gründe:
Keine angemessene Vergütung für Künstler und Songwriter: Universal wirft Tiktok vor, den Künstlern und Songwritern nur "einen Bruchteil" dessen zu zahlen, was vergleichbar große Plattformen zahlen. Tiktok mache nur etwa ein Prozent der Gesamteinnahmen von Universal Music aus - trotz seiner massiven Nutzerbasis, rapide steigenden Werbeeinahmen und der zunehmenden Abhängigkeit von musikbasierten Inhalten.
Umgang mit KI: Tiktok lasse zu, dass die Plattform mit KI-generierter Musik überschwemmt werde - und wolle vertraglichen Freiraum dafür. Damit treibe der Dienst faktisch "das Ersetzen von Künstlern durch KI" voran.
Zu wenig Sicherheit für Tiktok -Nutzer: Tiktok unternehme zu wenig, um gegen problematische Inhalte vorzugehen - zum Beispiel gegen pornografische Deepfakes von Künstlern. Auch für die Flut von Hassreden, Fanatismus, Mobbing und Belästigung habe die Plattform keine geeigneten Lösungen.
Während der Verhandlungen habe Tiktok außerdem versucht, Universal Music einzuschüchtern, indem die Plattform die Musik von noch wenig bekannten Universal-Musikern entfernt habe.
Wie reagiert Tiktok ?
Das Unternehmen äußerte sich am Dienstag in einem knappen Statement:
Die von Universal erhobenen Vorwürfe wies die Plattform als "falsch" zurück. Tiktok sei ein kostenloses Werbe- und Entdeckungsinstrument für Talente. Universal handele damit nicht im Interesse der Musiker und Fans. Sollte es in nächster Zeit keine Einigung geben, werde Tiktok auch beim Katalog des Musikverlages Universal Music Publishing Group Maßnahmen ergreifen müssen, hieß es. Dann wäre noch mehr Musik betroffen.
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Wie geht es jetzt weiter - kommt die Musik zurück?
Ob Universal und Tiktok die Verhandlungen wieder aufnehmen, ist noch unklar. Der Vertragsstreit wird wohl für beide Seiten unangenehme Folgen haben: Universal räumte bereits ein, dass seine Entscheidung Konsequenzen für die eigenen Musiker haben wird. Schließlich trägt Tiktok mit seiner riesigen Nutzerschaft erheblich dazu bei, Songs bekannt zu machen.
Aber auch für die Plattform selbst könnte der Universal-Ausstieg zum Problem werden: Viele Nutzer haben bereits Videos veröffentlicht, in denen sie ihrem Ärger Luft machen - weil die Musik ihrer Lieblingsinterpreten verschwunden ist oder weil ihre alten Video stumm geschaltet wurden. Beide Unternehmen dürften also daran interessiert sein, sich doch noch zu einigen.
Wie lange ein solcher Streit andauern kann, zeigt ein ähnliches Beispiel aus der Vergangenheit: 2014 veranlasste Taylor Swift, dass ihre gesamte Musik von dem Streamingdienst Spotify entfernt wird. Auch sie begründete den Schritt damit, dass Spotify Musikerinnen und Musiker nicht angemessen vergüte. Erst 2017 kehrte Swift auf Spotify zurück.
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