Mitmachaktionen: Was es bringt, wenn Sie Vögel und Co zählen

    Mitmachaktionen:Was es bringt, wenn Sie Vögel zählen

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    Der Nabu ruft wieder zum Vögel-Zählen auf. Mitmachaktionen wie diese erleben einen Boom. Wie Sie der Wissenschaft helfen können - und welche Grenzen das Engagement hat.

    Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin: Im Garten der Naturschutzstation notiert ein Mann die Zahl der gesichteten einheimischen Vögel. Archivbild
    Naturbegeisterte Laien können beim Tiere-Zählen der Wissenschaft helfen (Archivfoto).
    Quelle: dpa

    Im Dienst von Wissenschaft und Naturschutz sammeln Naturbegeisterte überall in Deutschland alle möglichen Daten zu Tieren, Pflanzen und Pilzen.
    Dank Smartphone ist das heutzutage so einfach wie noch nie. Mitmachaktionen erleben einen Boom, besonders solche, bei denen Bürgerinnen und Bürger Tiere melden können, die sie zufällig sehen. Doch welchen Sinn und wissenschaftlichen Wert hat das?

    Eine der größten Zählaktionen in Europa

    Tausende Menschen werden sich am Wochenende wieder für eine Stunde auf die Lauer legen, um die Vögel vor ihrem Fenster oder im Park zu beobachten. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) in Bayern erhoffen sich dadurch Erkenntnisse über langfristige Veränderungen in der Vogelwelt.
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    Die "Stunde der Wintervögel" wurde dem LBV zufolge 2006 in München ins Leben gerufen, bundesweit gibt es sie seit 15 Jahren. Damit ist sie den Verbänden zufolge nicht nur eine der ältesten Zählaktionen in Europa, sondern auch die größte in Deutschland. Im vergangenen Jahr beteiligten sich demnach rund 130.000 Menschen. LBV-Biologin Angelika Nelson erläutert:

    Unsere Aktion ist wirklich an alle gerichtet, da braucht man keine Vorkenntnisse.

    Angelika Nelson, LBV-Biologin

    Citizen Science - also Bürgerwissenschaft - nennen Fachleute es, wenn Laien Daten für die Forschung sammeln. Oft geht das nahezu im Vorbeigehen: Foto vom Tier und Standort per App übermitteln, fertig. Und fast für jede Vorliebe ist etwas dabei: Man kann unter anderem verschiedene Vögel, Igel, Maulwürfe, Eichhörnchen, Insekten und sogar Spinnen melden.

    Und: Citizen Science hat einen noch viel größeren Wert als nur viele Daten zu erfassen, da sind sich Fachleute einig: Die Projekte können die Menschen auf die Natur um sich herum aufmerksam machen und für deren Schutz begeistern. "Nur was man kennt, will man auch schützen", sagt Angelika Nelson vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) in Bayern.

    Große Datenmengen können Wissenschaft helfen

    Die großen Datenmengen können ein Schatz für die Wissenschaft sein. In der Biodiversitätsforschung mangele es bis heute an flächendeckenden, wissenschaftlich belastbaren Daten, die die Situation für verschiedene Artengruppen umfassend belegen könnten, erläutert Sophie Ogan vom Thünen-Institut für Biodiversität in Braunschweig.

    Die personellen und finanziellen Ressourcen für eine rein fachlich gestützte Erhebung sind begrenzt, und wir verzeichnen seit Jahren einen Rückgang bei den Artenkennern und Artenkennerinnen.

    Sophie Ogan, Thünen-Institut für Biodiversität

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    Das Thünen-Institut setzt deshalb seit 2022 auf die "Hummel-Challenge", bei der jährlich Menschen in einem bestimmten Zeitraum die nützlichen Insekten mithilfe einer App erfassen. Diese ergänzt ein standardisiertes Hummel-Monitoring, bei dem auch Ehrenamtliche bundesweit mithelfen. Die "Hummel-Challenge" bringe eine wertvolle Datengrundlage, sagt Ogan.

    Dank tausender Meldungen konnten unter anderem Erstnachweise von Arten außerhalb ihrer bekannten Verbreitungsgebiete dokumentiert werden.

    Sophie Ogan, Thünen-Institut für Biodiversität

    Aussagekraft hat Grenzen

    Auch das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin setzt auf solche zufällige Sichtungen von Bürgerinnen und Bürgern, um mehr über Igel und Maulwürfe oder Eichhörnchen in der Stadt zu erfahren. "Zufallsmeldungen sind natürlich keine systematische Datenerhebung und haben deshalb natürlich auch Schwächen", sagt Miriam Brandt, Leiterin der Abteilung Wissenschaftsmanagement.

    Wenn zum Beispiel in einem Stadtteil in Berlin weniger Eichhörnchen gemeldet werden, dann weiß ich nicht, ob dort tatsächlich weniger Eichhörnchen leben oder einfach weniger Melder.

    Miriam Brandt, Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung

    Aussagen zur Populationsgröße seien mit dieser Methode deshalb nicht möglich, betont Brandt. Man könne aber durchaus Informationen über die Lebensweise oder den Gesundheitszustand der Tiere bekommen.
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    Dass das Leibniz-Institut ausgerechnet Igel, Maulwürfe und Eichhörnchen für die Projekte ausgesucht hat, ist kein Zufall: "Neben der Tatsache, dass es auch zu solchen relativ bekannten Arten noch viele offene wissenschaftliche Fragestellungen gibt, ist von Vorteil, dass man im Gegensatz zu vielen Vögeln kein Bestimmungsproblem hat - und natürlich sind sie auch Sympathieträger", erläutert Brandts Kollegin Anke Schumann. Dadurch sei es leichter, Leute zum Mitmachen zu motivieren.

    Fehler sind einkalkuliert

    Haussperling oder Feldsperling? Blaumeise oder Kohlmeise? Und woran erkennt man eine Heckenbraunelle? Dass bei der Bestimmung der Wintervögel jedes Jahr ähnliche Fehler passieren, kalkulieren Nabu und LBV mit ein. Nabu-Experte Martin Rümmler sagt:

    Nicht die absoluten Zahlen, sondern die langjährigen Trends sind relevant.

    Martin Rümmler, Nabu

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa

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